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Compact Discs und Verwandte, Teil 8: DualDisc

Was ist eine DualDisc?

Bei der DVD war von Anfang an auch eine beidseitig bespielte Variante zum Umdrehen spezifiziert, wenn sie auch nur selten genutzt wurde. Die DualDisc und das konkurrierende Format DVDplus dagegen kombinieren eine DVD-Seite mit einer CD-Seite.

Das Problem dabei ist allerdings folgendes: Während bei der DVD die Datenschicht(en) in der Mitte liegen, sind sie bei der CD dicht unter der bedruckten Seite. (Deswegen ist es auch schlimmer, wenn CDs von der Label-Seite her verkratzt sind…)

Damit man eine DualDisc so hinbekommt, dass sie nicht zu dick wird, hat man die CD-Seite dünner gemacht. Das bedeutet, dass die CD-Seite nicht normgerecht ist, weil zum einen die CD-Schicht zu dünn, die ganze Disc dagegen für eine CD zu dick ist. Die DVD-Seite ist jedoch innerhalb der DVD-Norm. Die Wikipedia-Seite zur DualDisc behauptet deswegen auch, die DualDiscs würden deswegen nicht das offizielle CompactDisc-Logo tragen. Bei der 2001 als eine der ersten DualDiscs überhaupt erschienenen „I’m No Angel“ von Heather Nova hatte sich das offenbar noch nicht überall herumgesprochen, wie man auf den Beweisfotos sieht.

Bei einer beidseitig bespielten Disc bleibt naturgemäß nur noch wenig Platz für ein Label. Bei der gezeigten „I’m No Angel“ handelt es sich um eine Single und da CDs wie DVDs von innen nach außen bespielt sind, war bei dieser außen noch ein Ring zum Bedrucken frei. Bei DualDiscs mit mehr Inhalt bleibt dagegen nur ein sehr kleiner Bereich am Innenring, genau wie auch bei den beidseiten DVDs.

Ob die Herstellung einer DualDisc wirklich billiger ist als einfach eine CD und eine DVD in eine Doppel-Hülle zu packen, darf man gerne bezweifeln. Discogs listet jedenfalls nur etwa 900 DualDiscs auf, die meisten davon aus den Jahren 2004 bis 2006, und weniger als 120 DVDplus. Ein Massenphänomen wurde es also nie und es gibt bedeutend mehr Veröffentlichungen, die als Box-Sets aus CD und DVD erschienen sind.

Wie abspielen und migrieren?

Wenig überraschend verhält sich eine DualDisc je nachdem, wie rum man sie einlegt, entweder wie eine CD oder eine DVD und kann entsprechend behandelt werden.

Wenn man Pech hat, wird die CD-Seite im eigenen Player nicht erkannt oder nicht korrekt abgespielt, da sie aus den oben genannten Gründen nicht normgerecht ist. In den meisten Laufwerken funktioniert sie aber ganz normal.

Lohnt sich eigentlich sammeln?

Mal generell noch ein Wort zum Sammlerwert von CDs: Bei mir einbrechen lohnt nicht und wenn man eine etwas längere Anfahrt hat, legt man womöglich noch was drauf.

Unter der Maßgabe, dass ich damals für die hier gezeigte Single trotz Special Edition den ganz normalen Preis für eine Single gezahlt hätte (was ich nicht mehr weiß), ist das möglicherweise eine der wenigen Silberscheiben in meiner Sammlung, die eine Wertsteigerung hingelegt haben. Bei Medimops ist sie Stand heute für wahnwitzige 18,99 € zu haben.

Ein durchschnittliches Album wird je nach Zustand und Plattform für irgendwas zwischen 1 und 7 € gehandelt. Selbst seltene CDs sind in den wenigsten Fällen heute mehr wert als der frühere Neupreis. Aber wie ist es mit der alten Börsenweisheit: Verlust kann ja immer nur der machen, der verkauft. Ich kaufe!

Compact Discs und Verwandte, Teil 6: MVI

Was ist MVI?

Unter dem Namen „Music Video Interactive“ (MVI) wurden in den Jahren 2007 und 2008 einige Alben verkauft.

Auch wenn auf der in der Wayback Machine archivierten Webseite mvimusic.com die Rede davon ist, es sei „a new DVD-based format“ (unter „Basics“) und auch in der deutschprachigen Wikipedia auf der Seite zu MVI von einem Bild- und Tonträgerformat die Rede ist, handelt es sich dabei in Wahrheit um ganz normale Video-DVDs. In den FAQ der historischen MVI-Webseite steht auch ganz klar: „The MVI disc is a standard DVD and will play on all the platforms where you’re used to playing DVD movies“.

Die MVI-DVD enthält zunächst einmal die Musik des Albums in höherer Aufnahmequalität als die CD. Während eine Audio-CD 16 Bit-Samples bei 44,1 kHz Samplingrate enthält, sind bei der Video-DVD unterschiedliche Tonformate standardisiert (dazu später mehr), wobei bei der MVI das Album mindestens in 24 Bit und 48 kHz (unkomprimiertes PCM) vorliegt. Bei der MVI steht, auch wenn es eine Video-DVD ist, die Musik im Vordergrund, so dass zwar auch zusätzlich Musikvideos drauf sein können, aber bei den Tracks des eigentlichen Albums Standbilder zu sehen sind.

Für die MVIs ist auch charakteristisch, dass sie einen Daten-Teil enthalten, der unter anderem das Album nochmal im MP3-Format enthält sowie eine Reihe von Gimmicks wie zum Beispiel Bilder, Klingeltöne (ja, das war damals ein Ding…) und Software, daher das „Interactive“ in MVI. Technisch ist das immer noch alles innerhalb des DVD-Standards, denn (anders als eine Audio-CD) haben DVDs immer ein Dateisystem, in dem dann natürlich alles mögliche gespeichert werden kann.

Den Angaben der MVI-Webseite zufolge sind insgesamt gerade einmal 15 Alben erschienen, soweit ich das überblicke handelt es sich bei allen um „Deluxe-Versionen“ bzw. Sets aus dem Album auf einer normalen CD und zusätzlich der MVI-DVD. Auch wenn es nur wenige Veröffentlichungen gibt, sind sie was die Menge der Exemplare angeht aber anscheinend nicht selten. MVI werden gebraucht für ein- bis niedrige zweistellige Euro-Beträge gehandelt, also auch nicht teurer als andere vergleichbare „Deluxe“- oder „Limited Edition“-Ausgaben aus der Zeit.

Wie abspielen und migrieren?

Eine MVI ist eine ganz normale Video-DVD und kann als solche somit mit jedem DVD- oder Blu-ray-Player abgespielt und am Rechner auch wie eine ganz normale DVD behandelt werden.

Für das, was an Software auf dem Daten-Teil drauf ist, braucht es einen Rechner auf dem die auch läuft, denn die Software ist auf dem Stand von 2007. Bei meiner „Riot!“ von Paramore ist die Software allerdings unter Windows 10 immer noch lauffähig. Ich habe „nu-myx“ zum einfachen Remixen des Tracks „Misery Business“ ausprobiert. Man kann dabei einzelne Spuren ein- und ausblenden und Sektionen kopieren und so weiter, das ist ganz lustig:

Ob dieses Programm wohl eine Rolle gespielt hat, als Olivia Rodrigo „good 4 u“ geschrieben hat…? 😉

Die MVI zeigt, was 2007 mit dem damals schon seit Jahren etablierten Format DVD-Video ging und was man alles für die Fans machen konnte, wenn man nur wollte und Energie reingesteckt hat! Das Medium DVD eröffnete durch den gegenüber der CD größeren Speicherplatz die Möglichkeit, sowohl das Album in hoher Soundqualität als auch Extras wie Musikvideos, Bonustracks und Software-Extras – ja. die Mix-Software ist echt schön gemacht! – draufzupacken. Die MVI ist nach fast 20 Jahren, auch wenn sie damals nicht am Markt erfolgreich war, immer noch ein Quell der Freude!

Compact Discs und Verwandte, Teil 5: HDCD

Was ist HDCD?

HDCD steht für High Definition Compatible Digital. Die Idee hinter HDCD ist, den nutzbaren Dynamik-Umfang zu erhöhen.

Dies geschieht mit zwei Features, Peak extend (PE) und Low-level gain adjustment (LLE). Bei PE werden Peaks lauter als -9 dB komprimiert und auf -6 dB limitiert und das ganze Signal wird um 6 dB angehoben. Beim Abspielen wird die Dynamikkompression wieder rückgängig gemacht. Bei leisen Stellen in der Aufnahme kann LLE aktiviert werden, was die 6 dB-Anhebung wieder korrigiert.

Ein drittes Feature, das die Wahl zwischen verschiedenen Rekonstruktionsfiltern in der D/A-Wandlung ermöglichen sollte, wurde vor der Produkteinführung wieder fallengelassen.

Die HDCD-Steuerinformationen sind in Mustern in den niederwertigsten Bits des Nutzsignals codiert, es ist also eine In-Band-Signalisierung. Daher bleibt die HDCD-Information auch bei verlustloser Kompression z.B. in ALAC oder FLAC erhalten.

HDCD wurde 1995 eingeführt, die Entwicklerfirma Pacific Microsonics wurde 2000 von Microsoft übernommen. 2005 wurde die offizielle HDCD-Webseite von Microsoft schon wieder vom Netz genommen.

Bekannte Musiker, bei denen man mit einer noch verhältnismäßig hohen Chance zufällig auf eine HDCD treffen könnte, sind Mark Knopfler und Neil Young. Laut einer Liste von HDCDs bei der Webseite Hydrogenaudio sind noch 2013 Alben von Neil Young als HDCD erschienen. Laut Discogs sind sogar noch bis in die 2020er einzelne HDCD-CDs veröffentlicht worden.

Wie abspielen?

Bei High Definition Compatible Digital CDs handelt es sich um ganz normale Red-Book-CDs, die deswegen neben dem HDCD-Logo auch das bekannte Compact-Disc-Digital-Audio-Logo tragen. Als solche können sie mit jedem CD-Spieler wiedergegeben werden. Daher kommt ja auch das „Compatible“ in HDCD. Hier ein Beispiel, wie das auf der „Sailing to Philadelphia“ von Mark Knopfler aussieht, mit einer Detailvergrößerung.

Sofern man aber nicht gerade einen CD-Player mit HDCD-Decoder hat, wird sich die Wiedergabe wegen der Dynamikkompression nicht ganz so anhören wie sie sollte. Das ist ungünstig, aber all zu viele Gedanken sollte man sich darüber nicht machen, die Unterschiede sind gering. Siehe dazu den Abschnitt „Lohnt sich HDCD?“ weiter unten.

Wie viele Player mit HDCD-Decoder tatsächlich existieren, ist mir nicht klar. Die FAQ der HDCD-Webseite von 2004 aus der WayBack-Machine spricht von „über 100“ Modellen, wozu neben reinen CD-Playern auch DVD-Player zählen sollen.

Wie migrieren?

Zunächst einmal gilt auch hier wieder, dass man HDCD-CDs ganz normal rippen kann, da sie Red-Book-konform sind.

Anders als bei CDs mit Pre-Emphasis, wo sich das entsprechende Flag in der TOC bzw. im Subcode befindet, bleibt bei HDCD die Steuerinformation beim Rippen und verlustfreien Komprimieren erhalten, da es eine In-Band-Signalisierung ist.

Ein Software-Player mit HDCD-Decoder kann ein File mit HDCD-Information korrekt decodieren. Bei einer verlustbehafteten Komprimierung (z.B. in AAC oder MP3) geht die HDCD-Steuerinformation verloren.

Da HDCD zu Microsoft gehört, ist es nicht ganz so seltsam, dass der Windows Media Player ab Version 9 HDCD untersützen soll. Dem Vernehmen nach, was man so in Foren liest, funktioniert das aber wohl nicht so zuverlässig. Ich selbst hab es nicht getestet und auch nicht, ob ein aktuelles Windows immer noch von Haus aus HDCD dekodiert.

Ein Software-Player, für den es ein Plugin gibt, ist foobar2000. Damit kann man dann auch ein HDCD-Audio-File mit 16 Bit Wortbreite in ein decodiertes File mit 24 Bit konvertieren. Eigentlich sollte durch die HDCD-Dekodierung ein Dynamikumfang von 20 Bit rauskommen, aber aus Kompatibilitätsgründen wird ein 24 Bit-File daraus. Auch wenn man das dann wieder verlustfrei komprimiert, geht dafür natürlich nicht wenig Speicherplatz drauf. In den Einstellungen und beim Abspielen sieht das dann so aus wie auf dem Screenshot.

Zum Vergrößern auf das Bild klicken! Erklärung:
Blauer Kasten: Das Plugin foo_hdcd muss installiert sein.
Roter Kasten: Beim Konvertieren eines encodierten HDCD-Files in ein dekodiertes 24-Bit-File muss im Converter Setup das Häkchen bei „Additional decoding“ gesetzt sein.
Roter Pfeil: So sieht die Statusleiste aus, wenn ein File mit HDCD-Info abgespielt wird und das HDCD-Decoder-Plugin installiert ist. Man beachte, dass die Wortbreite wegen der aktiven HDCD-Dekodierung als 24 Bit angezeigt wird, obwohl die abgespielte Datei tatsächlich 16-Bit-ALAC ist. Die Info rechts zeigt, dass PE aktiv ist, aber LLE nicht.

Lohnt sich HDCD?

Nicht so richtig. HDCD ist gegenüber einer „normalen“ CD keine klangliche Offenbarung oder sowas. Unter günstigsten Umständen lassen sich 4 Bit an zusätzlichem Dynamikumfang rausholen, man ist also bei effektiven 20 Bit. Diesen Gewinn bekommt man aber nur mit einem speziellen Dekoder. Auf der anderen Seite ist bei der Wiedergabe einer HDCD ohne Dekoder die Qualität sogar vermindert. Bei der Hydrogenaudio Knowledgebase geht man sogar so weit zu behaupten „HDCD was (mostly) a scam“.

Ich hab hier selber mal getestet, wie sehr sich decodiertes HDCD von nicht decodiertem HDCD tatsächlich unterscheidet. Dazu habe ich zunächst das codierte und das decodierte File beide in den Audio-Editor Audacity geladen und anschließend die Lautstärke des codierten Files um 6 dB abgesenkt (also den ersten Schritt der HDCD-Codierung sozusagen händisch rückgängig gemacht), damit beide genau gleich laut sind. Beim Abspielen konnte ich so direkt zwischen beiden umschalten. Mir ist es nicht gelungen, einen Unterschied rauszuhören.

Um zu sehen, ob es tatsächlich einen Unterschied gibt, habe ich eine der beiden Spuren invertiert und dann die beiden in eine dritte zusammengemischt, also die Differenz gebildet. An der Differenz ist sichtbar, dass sich das codierte und das decodierte HDCD in der Tat unterschieden, und zwar auch genau da, wo man es erwarten würde, nämlich an lauten Stellen wie Schlagzeugschlägen.

Und selbst jetzt, wo ich nun genau wusste, wo die Unterschiede sind, vermochte ich sie (über meinen Kopfhörer AKG K371) nicht wahrzunehmen.

Da gerade eben noch eine weitere HDCD reingekommen ist, nämlich der „Sultans of Swing“-Sampler von den Dire Straits, habe ich damit auch noch einen Test gemacht. Hier fand ich beim Titellied „Sultans of Swing“ die Unterschiede minimal hörbar, wobei die HDCD-decodierte Version die bevorzugte Variante ist. Ob ich die auch in einem Blindtest zuverlässig erkennen könnte, lasse ich mal offen.

Es mag sein, dass bei anderen Musikstücken die Unterschiede vielleicht deutlicher wahrnehmbarer wären, aber sei es drum… Der Unterschied zwischen decodiertem und nicht decodiertem HDCD ist jedenfalls weit geringer als die Abweichung, die bei einer fehlenden De-Emphasis (siehe Teil 3) entsteht.

Man braucht sich also keine übergroßen Gedanken zu machen, wenn man eine HDCD in der Sammlung hat, aber keine Möglichkeit, sie zu decodieren. Zumindest bei der „Sailing to Philadelphia“ kann ich sagen, dass der Unterschied allenfalls marginal ist. Und wenn der Unterschied von nicht decodiertem zu decodiertem HDCD schon so gering ist, kann der Qualitätsgewinn von HDCD zur normalen CD erst recht nur marginal sein.

Was könnten denn überhaupt effektive 20 Bit Dynamikumfang gegenüber 16 Bit bringen? Einerseits braucht man die 20 Bit nicht, denn der Dynamikumfang der CD von 16 Bit (was etwa 96 dB entspricht) ist in üblichen Hör-Situationen in der Praxis mehr als ausreichend. Andererseits sind 20 Bit nicht gut genug, wenn man bedenkt, dass 1997 mit der DVD ein überlegenes Format auf den Markt kam. Auch wenn man DVDs eher mit Filmen als mit Musik assoziiert: Es sind bei der DVD-Video bei einer deutlich größeren Speicherkapazität des Mediums Tonspuren mit 24 Bit-Samples möglich und das sogar bei bis zu 96 kHz Sampling-Rate (gegenüber den 44,1 kHz der CD). Das war auch von Anfang an so spezifiziert. Aber zu DVD-Video und DVD-Audio später mehr.

Compact Discs und Verwandte, Teil 4: Mini-CD

Was ist eine Mini-CD?

Mini-CDs sind CDs mit nur 8 cm Durchmesser (statt 12 cm).

Das Format war für Singles vorgesehen, hat sich aber nie wirklich durchgesetzt, da die meisten CD-Singles auch auf 12 cm-Discs veröffentlicht wurden.

Bis vor kurzem hatte ich in meiner Sammlung nur eine einzige Mini-CD, die Single „Tell me that you wait“ von Culture Beat aus dem Jahr 1990 (noch bevor sie mit „Mr. Vain“ bekannt wurden). Dann habe ich spitz gekriegt, dass von 2003 bis 2005 noch mal versucht wurde, das Format unter dem Label „Pock It!“ wiederzubeleben und habe mir noch die „River of Life“ von Heather Nova als 2-Track-Single angeschafft. Laut Discogs sind in dieser Zeit noch mal über 400 Singles als 8 cm-Version erschienen.

Hier die 12 cm und 8 cm-Discs im Größenvergleich:

Mini-CDs existieren übrigens auch als DVD und als CD-R. Es gibt sogar im Jahr 2025 tatsächlich immer noch 8 cm-CD-Rohlinge mit 200 MB Speicherkapazität kaufen.

Wie abspielen?

Die meisten (wenn nicht alle?) CD-Player mit Schublade haben eine kleine Vertiefung, in die die kleinen 8 cm-CD perfekt rein passen. Auch wenn die Mini-CD nie besonders weit verbreitet war, gilt dies immer noch selbst für aktuelle UHD-BluRay-Player, wie das Foto beweist. Top-Loader bzw. Laufwerke, bei denen die Disc direkt auf die Spindel gesteckt wird, funktionieren auch problemlos mit den kleinen CDs. Man sollte allerdings nicht versuchen, Mini-CDs in Einzugs-Laufwerken („Slot-In“) zu stecken, das wird schief gehen.

Wie migrieren?

Siehe unter „Wie abspielen?“! Abgesehen davon, dass Mini-CDs nicht in Slot-In-Laufwerken funktionieren, gibt es nichts weiter zu beachten.

Compact Discs und Verwandte, Teil 3: Pre-Emphasis

Was ist Pre-Emphasis?

Auf CDs, die das Feature Pre-Emphasis nutzen, sind die hohen Frequenzen angehoben. Die Anhebung beginnt schon leicht bei etwa 1000 Hz und geht bis auf +10 dB bei 20 kHz hoch. Beim Abspielen wird dieser Frequenzbereich wieder abgesenkt (De-Emphasis), so dass die Wiedergabe neutral ist.

Der Grund, warum diese Anhebung bzw. Absenkung gemacht wird ist, dass dadurch Rauschen unterdrückt werden sollen. Das gleiche Prinzip wurde auch bei Kompaktkassetten mit Dolby Noise Reduction verwendet, um Bandrauschen zu unterdrücken. In der digitalen Domäne erscheint diese Art von Rauschunterdrückung zunächst einmal unnötig, da sowas wie Bandrauschen dort keine Rolle spielt. Allerdings ist es so, dass frühe Digital-Analog-Wandler und speziell die Tiefpassfilter rauschen können und eben dieses Rauschen ist es, was hier unterdrückt werden soll.

Von diesem Problem sind aber nur D/A-Wandler einer sehr frühen Generation betroffen, weswegen Pre-Emphasis schon ab etwa 1987, also gerade mal fünf Jahre nach Markteinführung der ersten CD-Spieler, schon praktisch nicht mehr verwendet wurde und auch davor schon längst nicht bei jeder CD.

Zwei Beispiele für weit verbreitete CDs, die Pre-Emphasis haben, sind bestimmte Ausgaben der Piano Man von Billy Joel und der Toto IV. Soweit ich das gerade überblicke, sind das auch die einzigen beiden in meiner Sammlung.

Wie abspielen?

Pre-Emphasis ist ein standardisiertes Feature, das es von Anfang an gab. CD-Player sollten das eigentlich alle unterstützen. Wenn man einen konformen Spieler mit De-Emphasis hat, muss man beim Abspielen von CDs mit Pre-Emphasis nichts weiter beachten. Nur bei einigen wenigen frühen Geräten gab es (der Literatur zufolge) auch manuell zuschaltbare De-Emphasis. Normalerweise erkennt der Player die Pre-Emphasis an Flags in der table of contents (TOC) oder im Subcode.

Falls man einen Player hat, der De-Emphasis nicht unterstützt, klingt eine CD mit Pre-Emphasis wegen der angehobenen Höhen übertrieben hell; die fehlende De-Emphasis ist deutlich hörbar und wird von einigen Hörern als regelrecht unangenehm empfunden. Sofern man einen Equalizer zur Verfügung hat, kann man als Workaround damit die Höhen absenken.

Wie migrieren?

Hier muss man tatsächlich aufpassen, denn die meisten CD-Ripper führen keine automatische De-Emphasis durch. Die in Teil 2 erwähnten Programme XLD (für Mac) und EAC (für Windows) können Pre-Emphasis zumindest erkennen. Hier kommt ein weiteres Mal das Cue-Sheet ins Spiel. Wenn bei einem Track in der TOC oder im Subcode das Flag erkannt wurde, steht im Cue-Sheet die Zeile FLAGS PRE. Sowohl XLD als auch EAC können übrigens ein Cue-Sheet auch dann schreiben, wenn, wie üblich, jeder Track in ein eigenes File gespeichert wird, nicht nur wenn die ganze CD in ein File geschrieben wird. Von daher empfiehlt es sich, das entsprechende Häkchen zu setzen und nachzuschauen, wenn man sich bei einer CD nicht sicher ist, ob sie womöglich Pre-Emphasis hat.

Wenn man eine CD mit Pre-Emphasis erwischt hat, dann gibt es jetzt drei Möglichkeiten und einen Workaround, mit man weitermachen kann.

Möglichkeit 1: Apple Music (vormals iTunes)

Die wohl bequemste Möglichkeit ist, einfach die Musik-App von Apple zum Rippen zu benutzen. Die erkennt Pre-Emphasis und führt beim Rippen automatisch De-Emphasis durch.

Warum ich für CDs ohne Pre-Emphasis lieber XLD zum Rippen benutze, steht weiter unten.

Möglichkeit 2: Konvertieren mit Tools

Audio-Files mit Pre-Emphasis lassen sich mit entsprechenden Tools „de-emphasizen“, ich hatte Erfolg mit sox, aber es gibt auch noch mehr.

Möglichkeit 3: Player mit De-Emphasis

Manche Player wie foobar2000 können beim Abspielen De-Emphasis durchführen, wenn die Files entsprechend gekennzeichnet sind und das passende Plugin vorhanden ist. Wenn man bevorzugt, die Files als unverändertes Abbild der CD zu belassen, ist das der Weg.

Workaround

Wenn man aus welchen Gründen auch immer keine der ersten drei Möglichkeiten nutzen will, bleibt als Workaround noch, beim Abspielen einen Equalizer zu benutzen.

Warum überhaupt XLD oder EAC?

Noch kurz eine Erklärung, warum ich zum Rippen XLD bevorzuge, obwohl es im Gegensatz zu Apple Music keine automatische De-Emphasis kann:

Während man bei Apple Music wenig Einstellmöglichkeiten hat und es auch keine wirklich detaillierte Rückmeldung gibt, ist XLD bedeutend auskunftsfreudiger. XLD (für EAC gilt das sinngemäß auch alles) kann zum Beispiel Auskunft über beim Lesen aufgetretene C2-Fehler geben sowie eine Prüfsumme der gelesen Tracks mit der AccurateRip-Datenbank abgleichen. Auf diese Art wird schnell erkannt, ob eine CD wirklich fehlerfrei eingelesen wurde und man erlebt später keine Überraschungen.

Außerdem kann man bei problematischen CDs über die Einstellungen zum Beispiel die Lesegeschwindigkeit manuell verringern und so vielleicht doch noch was retten. Eine automatische Metadatenabfrage ist natürlich selbstverständlich. XLD kann außer der Gnudb auch MusicBrainz abfragen.

Compact Discs und Verwandte, Teil 2: Indexmarken

Was sind Indexmarken?

Ein wenig genutztes und quasi in Vergessenheit geratenes Feature der ganz normalen Audio-CD nach Red-Book-Standard ist, dass sich die einzelnen Tracks noch mal mit bis zu 99 Index Points pro Track unterteilen lassen. So können z.B. Teile eines größeren Stücks markiert werden wie z.B. die einzelnen Sätze einer Sinfonie oder Sonate. In der Praxis hat sich das so allerdings nicht durchgesetzt und bei nahezu allen mir bekannten Klassik-Alben sind meistens die Sätze jeweils in eigenen Tracks. Es gibt allerdings Ausnahmen.

Eine Beispiel für eine CD, die für meinen Geschmack viel zu viel Gebrauch von Index Points macht, ist „Twenty Pieces From The Notebook Of Anna Magdalena Bach / Twelve Little Preludes / Six Little Preludes / Italian Concerto In F Major“ von João Carlos Martins. Die hat nämlich tatsächlich nur 4 Tracks, wobei der erste mit 20 Indexmarken unterteilt ist, der zweite mit 12 usw. Wenn man ein Stück gezielt anwählen will, ist das recht unpraktisch, da sich selbst bei Playern, die Indexmarken zumindest unterstützen, diese nicht zwingend auch direkt anspringen lassen.

Eine der am weitesten verbreiteten CD mit Indexmarken dürfte die Misplaced Childhood von Marillion sein. Die einzelnen Teile von Bitter Suite, Heart of Lothian und Wild Curve sind mit Indexmarken gekennzeichnet. Jedenfalls ist das so im Remaster von 1998, aber nicht mehr in der Ausgabe von 2017, da hat man sie weggelassen. Zu diesem Zeitpunkt gab es sowieso schon kaum noch Player, die sie angezeigt hätten.

Ein weiteres Beispiel für CDs, die mit Indexmarken geradezu gepflastert sind, sind die Ausgaben der Alben von Wendy Carlos, die bei dem inzwischen nicht mehr existierenden Label East Side Digital erschienen sind.

Wie abspielen?

Es handelt sich bei den CDs mit Indexmarken um ganz normale CDs nach dem Red-Book-Standard, die sich in jedem CD-Player, modernen Blu-ray- bzw. Multi-Format-Player oder Computer mit optischem Laufwerk abspielen lassen. Sofern der Player bzw. die Software keine Index Points unterstützen, wird man davon einfach nichts sehen.

CD-Player, die Indexmarken unterstützen, zeigen die normalerweise zusätzlich zum Track an, manchmal in kleineren Ziffern. Player, die so ungefähr ab dem Jahr 2000 erschienen sind, oder auch moderne Multi-Player, zeigen meistens keine Indexmarken mehr an. Ein Philips CD 713 aus dem Jahr 1998, der hier bei mir noch steht, hat das Feature schon nicht mehr; mein erster vernünftiger Player von damals™, ein Technics SL-PG 200 A von 1991, hatte es noch. Wer mag, kann sich ja mal das Foto auf der verlinkten Webseite ansehen. Die kleine hochgestellte „1“ auf dem Display ist der Index.

Wie migrieren?

Auch hier gilt, dass man eigentlich nichts weiter beachten muss, und die Index Points beim Rippen einfach ignoriert werden. Aber gerade beim Rippen einer CD wie dem oben erwähnten Martins/Bach-Album wäre es natürlich sehr hilfreich, hinterher nicht nur jeden Track in einem File zu haben, sondern vielmehr jeden Abschnitt zwischen zwei Indexmarken. Und da wird es etwas komplizierter.

Mir ist keine Software bekannt, die sich von vornherein so einstellen ließe, dass die CD nach Indexmarken aufgetrennt wird. Allerdings unterstützen viele Programme Cue-Sheets. Das sind Textdateien, die das Inhaltsverzeichnis (TOC, Table of Contents) der CD abbilden. Diese werden üblicherweise zusammen mit einer einzigen, großen Audiodatei, die die ganze CD enthält, verwendet. Cue-Sheets können Indexmarken enthalten, die aber wiederum nicht von jeder Software verarbeitet werden können. Software, die Cue-Sheets verarbeiten kann, ist verbreitet (z.B. die bekannten Player VLC und foobar2000), aber mir ist keine Player-Software bekannt, die auch mit Indexmarkern in Cue-Sheets etwas anfangen kann.

Auch von den Rippern, die Cue-Sheets erstellen können, verarbeiten längst nicht alle auch Indexmarken. Eine CD-Ripping-Software, die die Indexmarken von CDs korrekt extrahiert und in Cue-Sheets schreibt, ist Exact Audio Copy (EAC) für Windows (im Gegensatz zum sonst von mir bevorzugten XLD für Mac, was zwar Cue-Sheets kann, aber keine Indexmarken).

Kurzer Einschub: Zu Rip-Methoden und warum EAC und XLD ganz gut sind, kommt in Teil 3 noch was.

Zur anschließenden Weiterverarbeitung kann man jetzt aber einfach das Cue-Sheet (das ja zunächst mal nur eine ganz normale Textdatei ist) so umschreiben, dass aus Indexmarkern Tracks werden.

Wenn man ein wenig fit an der Kommandozeile ist, so erledigt folgendes kleine Python-Skript diese Aufgabe (klicken zum Aufklappen):
# Take a cue sheet from standard input and convert it so that every index marker greater than one
# becomes its own track. The output is written to standard output.


import sys
import re

current_track = None
current_title = None
current_performer = None
current_index = None

track_pattern = re.compile(r"\s*TRACK (\d{2}) AUDIO")
title_pattern = re.compile(r"\s*TITLE\s+\"(.*?)\"$")
performer_pattern = re.compile(r"\s*PERFORMER\s+\"(.*?)\"$")
index_pattern = re.compile(r"\s*INDEX\s+(\d{2})\s+(\d{2}):(\d{2}):(\d{2})")

for line in sys.stdin:
    track_match = track_pattern.match(line.strip())
    title_match = title_pattern.match(line.strip())
    performer_match = performer_pattern.match(line.strip())
    index_match = index_pattern.match(line.strip())
    if track_match:
        if current_track is None:
            current_track = int(track_match.group(1))
        else:
            current_track += 1
        print(f"  TRACK {current_track:02d} AUDIO")
    elif title_match:
        current_title = title_match.group(1)
        print(f"    TITLE \"{current_title}\"")
    elif performer_match:
        current_performer = performer_match.group(1)
        print(f"    PERFORMER \"{current_performer}\"")
    elif index_match:
        index = int(index_match.group(1))
        if index > 1:
            mins = index_match.group(2)
            sec = index_match.group(3)
            frame = index_match.group(4)
            current_track += 1
            print(f"  TRACK {current_track:02d} AUDIO")
            print(f"    TITLE \"{current_title} {index:02d}\"")
            print(f"    PERFORMER \"{current_performer}\"")
            print(f"    INDEX 01 {mins}:{sec}:{frame}")
        else:
            print(line, end="")
    else:
        print(line, end="")

Tools, die eine große Audio-Datei mit einem Cue-Sheet in einzelne Tracks aufteilt, gibt es viele. Das ist jetzt also kein Problem mehr. Speziell für den Audio-Editor Audacity, der auch zum Auftrennen benutzt werden kann und ein eigenes Textformat für Labels benutzt, habe ich noch folgendes Skript (klicken zum Aufklappen):
# Take a cue sheet from standard input and convert it to Audacity format that can be imported as a label track.
# Labels are placed at every index marker greater than zero.

import sys
import re

current_track = None
current_title = None
current_performer = None
current_index = None

track_pattern = re.compile(r"\s*TRACK (\d{2}) AUDIO")
title_pattern = re.compile(r"\s*TITLE\s+\"(.*?)\"$")
performer_pattern = re.compile(r"\s*PERFORMER\s+\"(.*?)\"$")
index_pattern = re.compile(r"\s*INDEX\s+(\d{2})\s+(\d{2}):(\d{2}):(\d{2})")

for line in sys.stdin:
    track_match = track_pattern.match(line.strip())
    title_match = title_pattern.match(line.strip())
    performer_match = performer_pattern.match(line.strip())
    index_match = index_pattern.match(line.strip())
    if track_match:
        if current_track is None:
            current_track = int(track_match.group(1))
        else:
            current_track += 1
    elif title_match:
        current_title = title_match.group(1)
    elif performer_match:
        current_performer = performer_match.group(1)
    elif index_match:
        index = int(index_match.group(1))
        if index > 0:
            mins = int(index_match.group(2))
            sec = int(index_match.group(3))
            frame = int(index_match.group(4))
            timestamp = mins * 60.0 + sec + frame / 75.0
            print(f"{timestamp:.6f}\t{timestamp:.6f}\t{current_title}")
            current_track += 1

Compact Discs und Verwandte, Teil 1: Übersicht

Da ich zur Zeit dabei bin, meine CD-Sammlung zu vervollständigen – Ja, es gibt noch Leute, die CD hören! – und mir dabei auch immer wieder ungewöhnliche Formate begegnen, technisch wie inhaltlich, schreibe ich mal ein paar Notizen auf. Ich will dabei zusammen tragen, welche selten genutzte Formate, Features und sonstige Skurrilitäten mir dabei begegnet sind und ob es beim Abspielen (auch auf dem Rechner) was beachten gibt. Zu den Themen, die ich hier betrachten will, zählen alle optischen Datenträger, auf denen Musik gespeichert ist und die mir begegnet sind. Dazu zählen CD, DVD, Blu-ray und SACD, und zwar speziell solche mit wenig genutzten Features oder sonstigen Besonderheiten.

Worum es hier geht

Worum es hier nicht geht

Allgemein bekannte Eigenschaften und Features der gängigen Medien lasse ich außen vor, da es da bestimmt keinen großen Erkenntnisgewinn geben würde. Die MiniDisc als magneto-optisches Format – und vor allem, weil ich keine habe – ist außen vor. Ich möchte hier über Sachen schreiben, mit denen ich mich selber schon beschäftigt habe. CD-Text ist auch raus. Gängige Software kann das, es ist also kein seltenes Feature. Ich habe mich auch noch nicht wirklich damit befasst, weil ich keinen Standalone-Player habe, der CD-Text anzeigt und ich auch keine CDs selber brennen will; und für’s Migrieren auf den Rechner nehme ich die Metadaten aus jeder Quelle, aus der ich sie kriegen kann, also meistens aus Datenbanken wie MusicBrainz oder Gnudb. CD-Graphics ist raus, da mir noch keine untergekommen ist. Photo-CDs sind raus, weil’s keine Musik ist. CD-i sind sowas von raus, wegen beidem. CD-Extra, also Musik-CDs mit zusätzlich Daten in einer zweiten Session oder verstecktem Track, sind verhältnismäßig weit verbreitet und benötigen keine Sonderbehandlung beim Abspielen und sind von daher nicht Thema (aber für ein anderes Beispiel mit Goodies in einem Filesystem, siehe MVI).

Über SACD und Blu-ray Pure Audio werde ich wohl am Rande ein bisschen was schreiben, aber die beiden Formate sind sowohl aktuell als auch verhältnismäßig weit verbreitet und von daher nicht im Fokus.

Da das Thema trotzdem recht umfangreich ist, wird das wohl eine mehrteilige Serie, mit ein paar kurzen und ein paar längeren Teilen, mit Anekdoten oder auch mehr oder weniger nützlichen Tipps (und Notizen für mich selber, damit ich auch später noch weiß, was ich da selber gemacht habe…)

Hinweis: Dieser Blog-Eintrag wurde und wird im Lauf der Serie weiter aktualisiert, wenn mir selber klarer wird, was ich dokumentieren will und was nicht.