Was ist MVI?
Unter dem Namen „Music Video Interactive“ (MVI) wurden in den Jahren 2007 und 2008 einige Alben verkauft.
Auch wenn auf der in der Wayback Machine archivierten Webseite mvimusic.com die Rede davon ist, es sei „a new DVD-based format“ (unter „Basics“) und auch in der deutschprachigen Wikipedia auf der Seite zu MVI von einem Bild- und Tonträgerformat die Rede ist, handelt es sich dabei in Wahrheit um ganz normale Video-DVDs. In den FAQ der historischen MVI-Webseite steht auch ganz klar: „The MVI disc is a standard DVD and will play on all the platforms where you’re used to playing DVD movies“.
Die MVI-DVD enthält zunächst einmal die Musik des Albums in höherer Aufnahmequalität als die CD. Während eine Audio-CD 16 Bit-Samples bei 44,1 kHz Samplingrate enthält, sind bei der Video-DVD unterschiedliche Tonformate standardisiert (dazu später mehr), wobei bei der MVI das Album mindestens in 24 Bit und 48 kHz (unkomprimiertes PCM) vorliegt. Bei der MVI steht, auch wenn es eine Video-DVD ist, die Musik im Vordergrund, so dass zwar auch zusätzlich Musikvideos drauf sein können, aber bei den Tracks des eigentlichen Albums Standbilder zu sehen sind.
Für die MVIs ist auch charakteristisch, dass sie einen Daten-Teil enthalten, der unter anderem das Album nochmal im MP3-Format enthält sowie eine Reihe von Gimmicks wie zum Beispiel Bilder, Klingeltöne (ja, das war damals ein Ding…) und Software, daher das „Interactive“ in MVI. Technisch ist das immer noch alles innerhalb des DVD-Standards, denn (anders als eine Audio-CD) haben DVDs immer ein Dateisystem, in dem dann natürlich alles mögliche gespeichert werden kann.
Den Angaben der MVI-Webseite zufolge sind insgesamt gerade einmal 15 Alben erschienen, soweit ich das überblicke handelt es sich bei allen um „Deluxe-Versionen“ bzw. Sets aus dem Album auf einer normalen CD und zusätzlich der MVI-DVD. Auch wenn es nur wenige Veröffentlichungen gibt, sind sie was die Menge der Exemplare angeht aber anscheinend nicht selten. MVI werden gebraucht für ein- bis niedrige zweistellige Euro-Beträge gehandelt, also auch nicht teurer als andere vergleichbare „Deluxe“- oder „Limited Edition“-Ausgaben aus der Zeit.
Wie abspielen und migrieren?
Eine MVI ist eine ganz normale Video-DVD und kann als solche somit mit jedem DVD- oder Blu-ray-Player abgespielt und am Rechner auch wie eine ganz normale DVD behandelt werden.
Für das, was an Software auf dem Daten-Teil drauf ist, braucht es einen Rechner auf dem die auch läuft, denn die Software ist auf dem Stand von 2007. Bei meiner „Riot!“ von Paramore ist die Software allerdings unter Windows 10 immer noch lauffähig. Ich habe „nu-myx“ zum einfachen Remixen des Tracks „Misery Business“ ausprobiert. Man kann dabei einzelne Spuren ein- und ausblenden und Sektionen kopieren und so weiter, das ist ganz lustig:

Ob dieses Programm wohl eine Rolle gespielt hat, als Olivia Rodrigo „good 4 u“ geschrieben hat…? 😉
Die MVI zeigt, was 2007 mit dem damals schon seit Jahren etablierten Format DVD-Video ging und was man alles für die Fans machen konnte, wenn man nur wollte und Energie reingesteckt hat! Das Medium DVD eröffnete durch den gegenüber der CD größeren Speicherplatz die Möglichkeit, sowohl das Album in hoher Soundqualität als auch Extras wie Musikvideos, Bonustracks und Software-Extras – ja. die Mix-Software ist echt schön gemacht! – draufzupacken. Die MVI ist nach fast 20 Jahren, auch wenn sie damals nicht am Markt erfolgreich war, immer noch ein Quell der Freude!