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Kleine Sprachmodelle im Praxistest – Teil 3

Inge Wenzel auf dem Weg nach Rimini

Inge Wenzel auf dem Weg nach Rimini war im letzten Jahrhundert eine Werbung der Deutschen Bundesbahn für Nachtzüge und heute ist es mein Test für kleine Sprachmodelle. Einfach mal ohne großen Kommentar folgen die Antworten von Mistral Small, Qwen3 und Exaone auf die Anfrage: „Erzähle eine Geschichte ‚Inge Wenzel auf dem Weg nach Rimini‘. Inge Wenzel ist eine junge Frau und fährt mit dem Schlafwagen nach Rimini. Sie hat im Zug eine interessante Begegnung.

Mistral und Gemma wären als Modelle mit der Fähigkeit, Bilder zu verarbeiten, im übrigen auch in der Lage, direkt auf Basis der Werbung eine Geschichte zu schreiben. Gemma macht das direkt, Mistral musste ich erst überreden, mir das Bild zu beschreiben und dann auf Basis der Beschreibung eine Geschichte zu erzählen.

Die Geschichten hier sind aber auf Basis des oben genannten Prompts entstanden. Für die größte Belustigung empfehle ich, bis zur letzten Geschichte durchzuhalten und dabei nicht zu vergessen, den Konservendosenbrenner einzupacken. 🙂

Sternschnuppen und neue Wege – Mistral

Es war ein warmer Sommerabend, als Inge Wenzel ihren Koffer in den Schlafwagen des Nachtzugs nach Rimini schob. Die Sonne war gerade hinter den Hügeln von München verschwunden, und die ersten Sterne funkelten am Himmel. Inge hatte sich diesen Urlaub lange gewünscht – eine Woche Sonne, Strand und Dolce Vita in der italienischen Adriastadt.

Sie betrat ihr Abteil, das mit seinen zwei schmalen Betten und dem kleinen Fenster über der Tür gemütlich wirkte. Nachdem sie ihre Sachen verstaut hatte, setzte sie sich ans Fenster und beobachtete, wie der Zug langsam aus dem Bahnhof rollte. Die Lichter der Stadt verschwammen zu einem warmen Glühen, und bald war nur noch die Dunkelheit der Nacht zu sehen.

Plötzlich öffnete sich die Tür ihres Abteils, und ein älterer Herr mit einem freundlichen Lächeln trat ein. „Guten Abend! Entschuldigen Sie die Störung, aber ich glaube, wir teilen uns dieses Abteil“, sagte er mit einer leichten Verbeugung. „Mein Name ist Professor Hartmann.“

Inge lächelte zurück und stellte sich vor. Der Professor setzte sich auf sein Bett und begann, seine Brille zu putzen. „Fahren Sie auch nach Rimini?“, fragte Inge neugierig.

„Ja, aber ich bleibe nur eine Nacht dort“, antwortete er. „Ich bin auf dem Weg zu einer Konferenz in Bologna, aber ich habe mir gesagt: Warum nicht eine Nacht im Schlafwagen verbringen und dabei die Sterne beobachten?“ Er zwinkerte ihr zu.

Die beiden kamen ins Gespräch, und Inge erfuhr, dass Professor Hartmann ein renommierter Astronom war. Er erzählte von seinen Reisen zu Observatorien in aller Welt und von seiner Leidenschaft für die Nacht Himmel. Inge, die selbst gerne fotografierte, war fasziniert.

„Wissen Sie“, sagte der Professor plötzlich und zeigte auf das Fenster, „heute Nacht gibt es einen besonders schönen Sternschnuppenregen. Wenn Sie möchten, können wir gemeinsam Ausschau halten.“

Inge war begeistert. Die beiden schalteten das Licht aus und setzten sich ans Fenster. Draußen zog die Landschaft vorbei, und bald tauchten die ersten Sterne auf. Der Professor erklärte ihr die verschiedenen Sternbilder, während Inge versuchte, sie mit ihrem Handy zu fotografieren.

Dann – plötzlich – ein helles Aufblitzen am Himmel. „Da! Eine Sternschnuppe!“, rief der Professor begeistert. Inge schloss die Augen und wünschte sich heimlich, dass dieser Urlaub noch schöner werden würde als erwartet.

Als der Zug schließlich in Rimini ankam, verabschiedeten sich die beiden mit einem herzlichen Händedruck. „Vielen Dank für den wunderbaren Abend“, sagte Inge.

„Gleichfalls“, antwortete der Professor. „Vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder – vielleicht sogar unter einem Sternenhimmel.“

Inge stieg aus dem Zug und atmete die warme Mittelmeerluft ein. Sie wusste, dass dies nur der Anfang eines unvergesslichen Abenteuers war.

Und wer weiß – vielleicht würde sie Professor Hartmann ja wirklich eines Tages wiedersehen.

Licht am Meer – Qwen

Die Sonne stand tief am Horizont, als Inge Wenzel mit ihrem alten Rucksack und einer zerknitterten Reisekarte in die Abtei von Paderborn stieg. Sie war 24, mit kurz geschnittenem, aschblondem Haar, das im Wind wie ein Schatten flatterte. Ihr Blick war entschlossen, ihr Schritt leicht – als ob sie wüsste, dass sie nicht nur ein Ziel suchte, sondern auch eine Geschichte, die sich erst im Laufe der Nacht entfalten würde.

Sie war auf dem Weg nach Rimini. Nicht wegen des Strandes, nicht wegen der antiken Ruinen – nein, Inge wollte etwas anderes: die Stille der italienischen Nacht, die Sprache der alten Mauern, das Flüstern der Adria. Sie hatte ein Jahr in Berlin als Fotografin gearbeitet, doch die Bilder wurden trocken, die Menschen zu stumm. Sie brauchte das Licht, das nicht aus einem Blitz kam, sondern aus dem Blick eines alten Mannes, der auf einer Holzbank im Hafen von Riccione saß.

Mit einem Schlafwagenzug, der am frühen Abend abfuhr, hatte sie sich entschieden. Ein altes, verwaschenes Eisenbahnabteil mit Holzpaneelen, die nach altem Kaffee und Leder rochen. Sie fand ihren Platz – Nummer 13, Ecke, Blick nach rechts, auf die schweigenden Felder von Umbrien.

Zu Beginn des Zuges war alles still. Nur das Rattern der Schienen und das leise Summen der Klimaanlage. Inge zog ihre dicke Wolldecke aus dem Rucksack, legte sich hin, schloss die Augen. Doch die Müdigkeit kam nicht. Sie hörte, wie die Tür hinter ihr leise quietschte.

„Darf ich?“, sagte eine Stimme. Nicht laut, nicht verletzlich – nur warm, wie ein Kaffee am Morgen.

Sie blickte auf. Ein Mann stand im Türrahmen. Grau meliertes Haar, ein alter Tweedmantel mit Flecken, die wie Karten aus vergangenen Reisen aussahen. Er trug eine Brille mit runden Gläsern und lächelte – nicht zu freundlich, nicht zu abweisend, einfach: hier bin ich.

„Bitte“, sagte Inge. „Platz ist genug.“

Er setzte sich auf die gegenüberliegende Seite, zog eine alte Schreibmappe aus seinem Rucksack und begann zu schreiben. Keine Notizen, keine E-Mails – nur Papiere, auf denen mit Federkiele geschrieben stand, was wie Gedichte aussah.

„Sie reisen nach Rimini?“, fragte er nach einer Weile.

„Ja. Zum ersten Mal. Ich bin Fotografin – suche nach Licht, das nicht aus einem Studio kommt.“

Er nickte. „Dann suchen Sie das, was sich nicht fotografieren lässt.“

Sie lächelte. „Genau das.“

Er nannte sich Marco. Nicht sein richtiger Name, sagte er, sondern der, den er sich ausgesucht hatte, als er im Jahr 1973 in Genua erstmals die Adria gesehen hatte. „Ich war 23, und das Meer war grau, aber ich wusste: Es wird mich verändern.“

Sie sahen sich an – nicht mit der Art, wie man sich in einer Bahn erkennt, sondern so, als hätten sie sich schon einmal getroffen, in einem anderen Leben.

„Sie haben etwas an sich“, sagte Marco. „Als ob Sie nicht nur durch Italien reisen, sondern nach etwas suchen, das Sie vielleicht nicht benennen können.“

Inge nickte. „Ich suche nach einem Moment – einem Blick, einer Hand, die sich in einer Kirche an einer Wand festhält. Etwas, das nicht mehr ist, aber noch lebt.“

Marco lächelte. „Dann sind Sie auf dem richtigen Weg.“

Er öffnete seine Mappe. Darin waren nicht nur Texte, sondern auch alte Fotos – Schwarz-Weiß, verschoben, verwischt. Ein Mann, der an einem Strand in Sardinien eine Kamera hält. Eine Frau, die in einem winzigen Dorf in den Dolomiten ein Fenster öffnet. Und dann: eine junge Frau mit langem, dunklem Haar, die in der Dämmerung am Meer steht – genau wie Inge.

„Das war meine Schwester“, sagte Marco leise. „Sie ist 1991 in Rimini gestorben. Ein Unfall. Aber sie hat mir vorher geschrieben: Ich gehe jetzt zu dem Licht, das ich immer gesucht habe.

Inge sah ihn an. Ihr Herz schlug schneller. „Sie ist hier gewesen?“, flüsterte sie.

„Ja. Und ich glaube, sie hat gewollt, dass ich jemanden finde, der sie sieht – nicht mit meinen Augen, sondern mit denen, die noch nicht verloren sind.“

Ein Schweigen. Nur das Rattern der Schienen, das immer schneller wurde, als der Zug in die Hügel von Rom hineinfuhr.

„Sie hat die Augen von jemandem, der sieht“, sagte Inge nach einer Weile. „Ich glaube, ich habe sie gerade gesehen.“

Marco nickte. „Dann ist sie nicht weg. Sie ist nur anders geworden.“

Als der Zug in der Früh am Bahnhof von Rimini hielt, war der Himmel rosa. Inge stieg aus, ohne sich zu verabschieden. Sie wusste, dass Marco ihr nicht folgen würde – sein Weg war längst vorbei.

Aber sie blieb stehen, drehte sich um – und sah, wie er am Fenster stand, in seinem Tweedmantel, mit der Feder in der Hand. Er schrieb etwas, das sie nicht lesen konnte.

Dann winkte er – nicht ihr zu, sondern dem Licht.

Inge Wenzel ging weiter. In ihrem Rucksack lag nun keine Kamera, sondern ein Blatt Papier, auf dem Marco geschrieben hatte:
„Das Licht ist nicht da, wo man es sucht. Es ist dort, wo man anfängt zu sehen.“

Und als sie das Meer sah – das erste Mal, das echte, glitzernde Meer –, wusste sie: Sie war nicht nur nach Rimini gereist.

Sie war nach dem Licht gekommen.

Und es hatte sie schon gesehen.

Kunst im Schlafwagen – Exaone

Inge Wenzel schlief ein wenig ein, als der Schlafwagen der Reisebahn vorbei fuhr. Die kühle Luft durch die Fensteröffnung tat ihr den Tagtraum gefühlt ganz nah. Sie hatte sich für Rimini entschieden – ein kleines Städtchen an der Adriatischen Küste, wo sie als Flugbegleiterin einen Urlaub verbringen wollte. Der Zug war nicht besonders voll, und die anderen Reisenden schienen eher gelungen zu sein.

Als Inge versuchte, ihren Platz mit dem Blick auf die Landschaft einzustellen, bemerkte sie eine ältere Frau am anderen Ende des Wagens. Die Dame, mit bunten Haaren und einem leuchtenden Lächeln, saß auf einer Bank und zeichnete etwas auf einem kleinen Tablett. Inge fragte sich, was sie da zeichne – eine Küche? Ein Haus?

Überraschenderweise warf die Frau ihre Zeichenstifte weg und lachte: „Eine Waschmaschine, daraus sollte eine Toilette werden!“ Inge verstand nicht, doch die Frau – Mrina, so war ihr Name –, fuhr fort: „Meine Tochter liebt es, wenn ich mir Sorgen um die kleinen Dinge machen. Also mache ich das, was sie brauchen, bevor wir ankommen.“

So begann der Dialog. Mrina erzählte von ihrem Leben, von ihrer Tochter, die in Mailand lebte und jeden Sommer zu ihnen nach Hause kam. Inge erwähnte ihre eigene Arbeit und wie sehr sie sich auf die Ruhe an der Küste freute. Plötzlich berichtete Mrina, dass sie eigentlich niemals nach Rimini fahren wollte – doch ihre Tochter hatte gesagt: „Wir brauchen frischen Air, keine Strandliegen!“

Inge lachte und dachte an ihre eigene Faulheit im Urlaub. Mrina zeigte ihr dann eine kleine Notiz aus dem Handy ihrer Tochter: „Mama, pack den Konservendosenbrenner! Wir brauchen ihn.“ Inge staunte nicht schlecht.

Als der Zug in Rimini ankam, verabschiedete sich Mrina mit einem Gruß: „Wir sehen uns wieder, kleiner Reisende! Viel Spaß im Leben – und wenn du noch mal was aufbrennen musst, rufe mich an!“

Inge verließ den Zug mit einem lichten Herzen. Sie hatte nicht geglaubt, dass eine so simple Begegnung ihre Stimmung so sehr heben könnte. Doch Mrina, die kleine Kunstlehrerin aus Italien, hatte ihr gezeigt: Manchmal sind die besten Erzählungen nicht in den Guide-Büchern zu finden, sondern im Gespräch mit dem Menschen nebenan.

Und so begann Inges Urlaub – nicht nur mit Meer und Sonne, sondern auch mit der Erinnerung an eine Frau, die ihr zeigte, wie kleinste Dinge das Leben größt machen.

Mit dem Zug durch Australien

Wir bereisten kürzlich Australien und natürlich wollten wir das zum größtmöglichen Teil mit dem Zug tun. Diese Zugfahrten sollen nun hier dokumentiert werden.

Benutzt wurden:

  • die Straßenbahn Melbourne
  • der „Overland“ Melbourne-Adelaide
  • der „Ghan“ Adelaide-Darwin
  • die „Kuranda Scenic Railway“ bei Cairns
  • der „XPT“ Brisbane-Sydney
  • sowie Vorortzüge in Brisbane und Sydney.
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Mit KiwiRail nach Auckland

Bevor wir aus Neuseeland wieder abreisen, stand noch eine Zugreise von Wellington nach Auckland an. Wellington, im Süden der Nordinsel an der Cook-Straße gelegen, ist die Hauptstadt, Auckland, die größte Stadt des Landes.

Doch bevor wir den Zug bestiegen, fuhren wir noch mit dem anderen schienengebunden Verkehrsmittel der Hauptstadt: der Standseilbahn!

Wellington Cable Car mit Aussicht auf die Stadt
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Bahnen in Japan

Als letzter Beitrag über Japan kommen hier noch ein paar Fotos von japanischen Zügen und Straßenbahnen, die anderswo noch nicht drin waren.

Die bisherigen Blogeinträge über Bahnen in Japan waren:

 

Mit der Oigawa Railway nach Ikawa

Ein weiterer Bahnausflug führte uns zu der aus Eisenbahn-Romantik bekannten Oigawa Railway.

Völlig untypisch beinhaltet diese Geschichte über eine japanische Eisenbahn einen Zugausfall und Schienenersatzverkehr. Wie es dazu kam lest Ihr hier.

Die Oigawa Railway betreibt zwei Linien entlang des Flusses Oi („gawa“ bzw. „kawa“ bedeutet Fluss), die Oigawa-Hauptlinie von Kanaya nach Senzu und die weiterführende Bergstrecke der Ikawa-Linie von Senzu nach Ikawa. Am Ausgangspunkt Kanaya besteht Anschluss von der Tokaido-Hauptlinie Tokio-Osaka. Die Tokaido-Hauptlinie dient heute eher dem regionalen Personenverkehr und ist nicht zu verwechseln mit der Tokaido-Shinkansen-Schnellfahrstrecke. Die nächsten Shinkansen-Halte sind in der Präfekturhauptstadt Shizuoka oder in Kakegawa.

Die Oigawa Railway ist bekannt dafür, dass sie auch täglich verkehrende Dampfzüge betreibt (sowie gelegentlich auch Züge mit einer besonders „verzierten“ Dampflok, über die hier der Mantel des Schweigens gedeckt werden soll). Wir nahmen aber einen normalen Lokalzug, der mit einem zweiteiligen Elektro-Triebzug gefahren wird, der allerdings auch schon über 60 Jahre auf dem Buckel hat.

Elektro-Triebwagen 21001/21002 der Oigawa Railway
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Mit dem Shinkansen nach Kyoto

Zunächst mal das wichtigste für die Fahrt nach Kyoto: Die Tickets. Die Leser, die unsere Reise verfolgen, haben ja möglicherweise das Drama um unsere JR Rail Passes, Netzkarten für die japanische Eisenbahn, verfolgt. Kurz zusammengefasst: Wir haben in Deutschland Gutscheine gekauft, die wir in Japan in die eigentlichen Fahrkarten umtauschen wollten. Das ist der offizielle Weg, um diese Tickets zu bekommen, die nur an Ausländer mit Touristenstatus verkauft werden. Blöderweise haben wir die Gutscheine in Deutschland vergessen. Die beste Nachbarin der Welt hat daraufhin die Gutscheine nach Wiesbaden zu unserem Freund Chris gebracht, der eigentlich auch nach Japan fliegen wollte und uns die Gutscheine mitgebracht hätte. Leider musste er seine Reise kurzfristig absagen. Nach einigem Abwägen über die Optionen haben wir uns dagegen entschieden, die Gutscheine per Express nach Japan schicken zu lassen. Chris hat für uns herausgefunden, dass das japanische Reisebüro, das uns die Gutscheine verkauft hat, sie gegen eine Stornogebühr zurücknimmt, die Tickets wieder zurück nach Frankfurt gebracht und zurückgegeben.

Die japanische Eisenbahn hatte nun die letzten zwei Jahre eine „Testphase“ laufen, in der die Rail Passes auch direkt in Japan erhältlich waren, ohne dass vorher im Ausland Gutscheine gekauft werden müssen. Da beim Kauf die Reisepässe kontrolliert werden, ist auch so sichergestellt, dass nur Ausländer mit dem richtigen Status diese bekommen können. Diese Testphase sollte eigentlich am 31. März enden.

Offenbar war die Testphase erfolgreich oder wurde zumindest verlängert, so dass wir nun tatsächlich vor Ort neue Rail Passes kaufen konnten, wenn auch zu einem etwa 10% höheren Preis als in Deutschland. Die Rail Passes gibt es auch nicht überall, sondern z.B. im Bahnhof Shinjuku nur an einem speziellen Schalter für Touristen.

Wir sind nun also glücklich und haben unsere Rail Passes! Für unsere Blödheit mussten wir halt drauf zahlen, aber wir sind immer noch billiger dran als mit Einzelfahrscheinen.

Japan Rail Pass

Die Götter waren uns offenbar wohlgesonnen, nachdem wir ein paar Tage zuvor einen Shinto-Schrein besuchten und unsere Wünsche auf einem Brettchen hinterließen.

Wunschbretter in einem Shinto-Schrein

Nun sollte es also nach Kyoto gehen. Am Vorabend besuchten wir aber noch die künstliche Insel Odaiba, von der man einen Blick auf die Tokioter „Rainbow Bridge“ samt einem (verkleinerten) Zweitexemplar der Freiheitsstatue hat. Von der Innenstadt Tokios aus erreicht man Odaiba über die automatisch betriebene Yurikamome-Bahnlinie, die über die Rainbow Bridge fährt.

Rainbow Bridge

Auf der Landseite konnten wir übrigens unsere Rail Passes direkt einsetzen und uns mit einer der innerstädtischen JR-Linien zurück nach Shinjuku fahren lassen. Für die Yurikamome, die Metro und die zahlreichen Privatbahnen gilt der Rail Pass aber nicht.

Ausgangspunkt der Shinkansen-Linien ist der Bahnhof Tokyo.

Bahnhof Tokyo

6 Gleise sind für die Züge der Tokaido-Shinkansen in Richtung Kyoto und Osaka reserviert. Etwa alle 3-4 Minuten verlässt ein Zug der Baureihe N700 den Bahnhof. Es gibt die drei Kategorien „Nozomi“ (hält nur an den wichtigsten Bahnhöfen und fährt oft weiter als Osaka, z.B. bis Hakata), „Hikari“ (hält öfter) und „Kodama“ (hält überall). Die Nozomi darf man aber mit dem Rail Pass nicht benutzen, so dass wir einen Hikari nach Kyoto gebucht hatten.

Shinkansen N700

Diese drei Damen in pink gehören zur Putztruppe, die nach Ankunft den Zug stürmt und reinigt, so dass dieser nur wenige Minuten später blitzsauber wieder in die Gegenrichtung aufbrechen kann. Die Männer tragen übrigens ganz dem Klischee entsprechend blau.

Kleiner Teil des Putztrupps

Und so sieht ein „Green Car“ von innen aus. Die „Green Cars“ entsprechen unserer 1. Klasse, haben aber eine 2+2-Bestuhlung. Da die Wagen breiter sind als beim ICE entspricht das in etwa der 2+1-Bestuhlung bei uns. Die Sitze sind elektrisch verstellbar und zusätzlich zum Klapptisch im Vordersitz gibt es noch einen ausklappbaren Tisch in der Armlehne. Platz für Gepäck ist eher wenig.

Green Car Innenraum, N700

Bilder aus Kyoto, besonders von unserem Besuch in der Burg Nijo, und unserem Tagesausflug nach Nara gibt es dann im nächsten Beitrag.

Mit Odakyu nach Enoshima

Der zweite Ausflug mit der Odakyu-Eisenbahn führte uns nach Enoshima und Kamakura, Luftlinie etwa 50km südlich von Shinjuku.

Weniger bahnaffine Leser dürfen übrigens getrost den ersten Teil des folgenden Beitrags überspringen und gleich ein bisschen nach unten scrollen.

Für alle anderen zunächst noch kurz etwa zur Odakyu-Eisenbahn an sich: Die Hauptstrecke der Odakyu hat ihren Ausgangs- und Endpunkt im Tokioter Bahnhof Shinjuku. Das ist nach Passagieraufkommen einer der größten Bahnhöfe der Welt. Dabei gehören vom Riesenbahnhof Shinjuku nur 5 Kopfgleise zur Odakyu, die sich außerdem über zwei Stockwerke aufteilen. Die Expresszüge fahren auf 3 Gleisen im Erdgeschoss ab, die Lokalzüge im Tiefgeschoss. Das alles ist in einem besonderen Bereich, so dass der Trubel hier nicht ganz so schlimm ist, wie man sich das für Tokio vorstellt. Wir waren allerdings auch nicht zu den Hauptverkehrszeiten unterwegs. Die Odakyu-Hauptstrecke teilt sich von Shinjuku kommend in 3 Äste auf, nach Hakone-Yumoto über Odawara, Enoshima über Fujisawa und Tama. Ein Teil der Züge fährt dabei nicht von bzw. nach Shinjuku, sondern zweigt kurz vorher ab und fährt auf den Gleisen der Tokioter Metro unterirdisch weiter.

Linienplan der Odakyu

Links in der Mitte auf dem Plan ist die Odawara-Linie, mit der wir tags zuvor in die Hakone-Region gefahren sind. Oben ist die Tama-Linie, rechts unten die Verbindung zur Metro und links unten die Enoshima-Linie. Die verschiedenen Farben kennzeichnen die unterschiedlichen Zuggattungen. Es gibt Local, Semi-Express, Express, Rapid Express und Limited Express, wobei der Limited Express keine eigene Farbe hat, sondern die Halte nur durch Symbole an den Stationen gekennzeichnet sind. Die Limited Express-Züge sind zuschlag- und reservierungspflichtig und werden mit den Romance-Car-Triebwagen gefahren.

Direkt hinter dem Bahnhof Shinjuku, mitten in der Stadt, befindet sich ein Bahnübergang.

Bahnübergang bei Shinjuku

Im Bildhintergrund laufen die vier Gleise zusammen und es geht zweigleisig weiter, rechts verschwindet die Linie im Tunnel und die beiden äußeren Gleise verlaufen ins Erdgeschoss des Odakyu-Teils von Shinjuku während die mittleren Gleise für die Lokalzüge ins Tiefgeschoss gehen. Bei dem dichten Bahnverkehr, der dort herrscht, fahren auch schon mal 5 Züge durch, bevor die Schranken wieder hoch gehen. Kein Wunder, dass über diese Straße der Autoverkehr nicht so stark ist.

Ich hoffte für unsere Fahrt nach Enoshima auch wieder auf einen Limited Express, allerdings fahren die in diese Richtung wohl nur am Wochenende. So mussten wir mit dem gewöhnlichen Rapid Express vorlieb nehmen, aber dafür war es dann auch billiger. Da die Odakyu eine private Bahngesellschaft ist, gilt der JR Rail Pass übrigens hier nicht. Es gibt aber für die Hakone- und Enoshima-Regionen jeweils Ausflugstickets von Odakyu, die Hin- und Rückfahrt von Shinjuku sowie beliebige Fahrten in der Zielregion erlauben.

Wer lieber mit der JR unterwegs ist, erreicht Fujisawa und Kamakura auch damit. Für die Fahrt nach Enoshima ist die Alternative dann, bis Ofuna zu fahren und von dort die Shonan Monorail, eine Einschienen-Hängebahn, zu nehmen.

Wir fuhren mit der Odakyu-Enoshima-Linie wir zum Bahnhof von Fujisawa, dort mussten wir in die Enoshima Dentetsu, kurz Enoden, umsteigen, die auch zu Odakyu gehört.

Enoden

Die eingleisige Strecke verläuft unter beengten Verhältnissen zwischen Häusern und an einer Stelle auch wie eine Straßenbahn.

Enoden zwischen Enoshima und Koshigoe

Ziel unserer Fahrt war zunächst der Endbahnhof Kamakura. Dort befindet sich in einem Park ein bekannter und sehenswerter Shinto-Schrein.

Wir hinterließen dort auf auf einer Tafel unseren Wunsch nach Gesundheit, Glück und 2 JR Rail-Pässen. Die Geister des Schreins scheinen uns wohlgesonnen, aber dazu in einem späteren Beitrag.

Unser nächstes Ziel war der Ort Hase. Dort besuchten wir eine riesige Buddha-Statue.

Buddha in Hase

Das dritte und letzte Ziel unseres Ausflugs war die Insel Enoshima. Dorthin ging es natürlich wieder mit der Enoden.

Enoden im Bahnhof Hase

Die Insel ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Enoshima ist bekannt für seine Schreine, …

Enoshima

… seinen Leuchtturm …

Leuchtturm Enoshima

… und auch als „Katzeninsel“, wobei wir tatsächlich nur wenige Katzen gesehen haben, die meisten davon in einem Hello-Kitty-Laden.

Hello Kitty

Auf den Berg, auf dem der Leuchtturm steht, kann man sich übrigens gegen Bezahlung auch mit Rolltreppen hochfahren lassen.

Falken gab es übrigens bedeutend mehr als Katzen.

Falken auf Enoshima

Bei Sonnenuntergang machten wir uns auf den Rückweg nach Shinjuku. In der Ferne grüßt der Fuji-san.

Fuji-san von Enoshima aus gesehen bei Sonnenuntergang

Mit Odakyu nach Hakone

Da es ja bekanntermaßen eines meiner erklärten Ziele unserer Weltreise ist, in allen bereisten Ländern mit möglichst vielen Zügen zu fahren, haben wir noch in der ersten Woche schon zwei Ausflüge mit der Eisenbahn unternommen, konkret mit der Odakyu-Bahn.

Ziel des ersten Ausflugs war die Hakone-Region. Warum diese vulkanisch aktive Gegend so ein attraktives Ausflugsziel ist, könnt Ihr, denke ich, den Bildern entnehmen, die weiter unten folgen werden, entnehmen.

In etwas über 80 Minuten kommt man von Shinjuku mit einem zuschlag- und reservierungspflichtigen „Limited Express“ nach Hakone-Yumoto.

Romancecar 50000 VSE

Der Führerstand des Lokführers befindet sich in den Zügen der Serie 50000 erhöht, so dass Fahrgäste im ersten Wagen vorne raus schauen können. Es gibt nur eine Klasse im Zug und die Plätze vorn kosten nicht mehr, sind aber normalerweise schon lange im Voraus reserviert.

Um von Hakone-Yumoto weiter in die Bergregion zu kommen, muss man in einen Zug der Hakone-Tozan-Eisenbahn umsteigen, die ebenfalls zur Odakyu gehört. Im Gegensatz zu den anderen Odakyu-Zügen, die auf 1067mm Schmalspur unterwegs sind, fährt die Hakone-Tozan-Bahn von Hakone-Yumoto nach Gora auf Normalspur. Es besteht übrigens seit 1979 eine Partnerschaft mit der Rhätischen Bahn in der Schweiz.

Zug der Hakone-Tozan-Bahn

Auf dem Weg nach Gora liegen insgesamt drei Spitzkehren. In einer Spitzkehre müssen wir den Gegenzug abwarten. Man sieht auf dem Bild übrigens auch ganz gut die für eine Adhäsionsbahn immense Steigung von etwa 8%. In der Bergregion blühen einige Bäume noch, während die Kirschblütesaison im Flachland gerade vorbei ist.

Spitzkehre

In Gora blüht noch viel.

Blüten in Gora

Von hier sieht man an einem gegenüberliegenden Berg das Zeichen für „groß“.

Groß!

Von Gora noch weiter nach oben kommt man mit der Hakone-Tozan-Standseilbahn und noch weiter nach oben mit einer Luftseilbahn. Und die Aussicht von dort ist einer der Gründe, warum die Hakone-Region so beliebt ist!

Fuji-san

Aus der Seilbahn hat man nämlich eine hervorragende Aussicht auf den heiligen Berg Japans, den Fuji.

Während der letzte Ausbruch des Vulkans 1707 war, ist direkt unter der Seilbahn die Aktivität des Hakone-Vulkans durchaus hoch. Aus allen Löchern qualmt es und es riecht arg nach Schwefel.

Der Vulkan raucht

Nicht ohne Grund werden Asthmatiker und andere Kranke nicht mit der Seilbahn befördert.

Die Seilbahn führt auf der anderen Seite des Vulkans zum Ashi-See. Den kann man mit Fähren überqueren, die als Piratenschiffe getarnt sind. Ein Torii markiert den Hakone-Schrein und über allem thront der Fuji.

Ashi-See mit Schiff, Fuji-san und Torii

Wir hatten ein riesiges Glück mit dem Wetter. Während man ja hört, dass sich der Fuji oft in Nebel und Wolken hüllt, war das bei unserem Ausflug glücklicherweise überhaupt nicht der Fall!

Der Rückweg vom Ashi-See führte uns dann recht unspektakulär mit dem Bus zurück zum Bahnhof von Hakone-Yumoto. Am Bahnsteig stand ein Limited Express nach Shinjuku mit einem Romancecar der Serie 30000, aber für unseren reservierten Zug waren wir noch über 20 Minuten zu früh dran.

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Romancecar 30000 EXE

Zum Abschluss noch ein Bild eines Lokalzugs nach Odawara.

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Lokalzug nach Odawara

In einem folgenden Beitrag berichte ich dann noch von unserem zweiten Ausflug nach Enoshima und Kamakura.

Merlin’s Farewell Tour

Anlässlich meiner vor kurzem stattgefundenen Dienstreise nach Dublin (siehe den vorigen Blog-Post) habe ich in meinem Foto-Archiv gekramt und Bilder (zugegebenermaßen zweifelhafter Qualität) aus dem September 2003 gefunden, die gleich in doppelter Hinsicht historisch sind. Sie stammen nämlich von einer Sonderfahrt der Railway Preservation Society of Ireland (RPSI) von Dublin nach Belfast und zurück mit den Dampflokomotiven 85 „Merlin“ und 4. Die Fahrt stand unter dem Motto „Merlin’s Farewell Tour“, da das „Boiler Certificate“, also die Zulassung des Kessels, kurz vor dem Ablauf stand und es somit die (vorerst) letzte Fahrt Merlins sein sollte. Nach den Angaben der RPSI ist Merlin seit 2014 erfreulicherweise wieder im aktiven Betrieb.

Vor der Abfahrt an der Connolly Station in Dublin war die Lok stark belagert und ein vernünftiges Foto nicht möglich, deswegen ist das Foto eher als dokumentarisches „Vorher“-Bild zu verstehen.

Merlin vor der Abfahrt in der Dublin Connolly Station

Bei einem kurzen Aufenthalt in Portadown, schon in Nordirland, hatte ich schließlich die Gelegenheit, unsere Lok auch von vorne zu knipsen.

Merlin in Portadown
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