Wer die ersten drei Teile „Luxemburg mit der Bahn“ gelesen hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass eine Strecke noch fehlt: Die Linie 30 von Luxemburg zur deutschen Grenze und weiter nach Trier. Doch bevor über eben diese Linie die Rückfahrt angetreten wird, seien noch ein paar Bilder aus Luxemburg Stadt nachgereicht.
Wir beginnen mit dem Rundgang natürlich am Bahnhof.
Das Bahnhofsgebäude ist innen wie außen sehr schmuck. So wird die Haupthalle von Deckenmalereien verziert und…
… ein buntes Fenster lässt schon einmal einen Blick auf die Stadt zu.
An das alte Bahnhofsgebäude schließt ein futuristisches Glasvordach an.
Vor dem Bahnhof wies uns dieser Dickhäuter den Weg in die Stadt.
Auf dem Weg in die Stadt kommen wir am Musée de la Banque vorbei.
Gleich dahinter befindet sich die Adolphe-Brücke, von wo aus man über das Pétrusse-Tal die Festung und die Alstadt mit der Kathedrale sehen kann.
In der Altstadt gibt es zum Beispiel das Rathaus…
… und natürlich den großherzoglichen Palast zu sehen.
Später auf dem Rückweg zum Bahnhof begegneten wir noch einem Werk der örtlichen Strickguerilla, die einen ganzen Fahrradständer samt Fahrrad verzierte.
So sieht der Bahnhof bei Nacht aus.
Am letzten Tag in Luxemburg ging es dann bereits um 8:20 Uhr mit einem der im Fahrplanjahr 2013 letzten beiden verbleibenden Intercity-Zugpaare zurück nach Deutschland.
Ich verabschiede mich aus Luxemburg mit einem Bild, das bald so nicht mehr möglich sein wird. Bereits in diesem Fahrplanjahr fahren nur noch zwei tägliche Intercity-Zugpaare von Luxemburg über Trier und Koblenz nach Köln und weiter nach Norddeich. Im Dezember 2014 werden die Intercity-Züge ganz eingestellt und dafür stündlich durchgehende Regionalexpress-Züge von Luxemburg nach Koblenz angeboten.
Am dritten Tag der Luxemburg-Tour stand der Norden auf dem Programm. Die Linie 10 der CFL führt bis zur belgischen Grenzen nördlich von Ulflingen (luxemburgisch Ëlwen, französisch Troisvierges). Es gibt durchgehende Züge bis Lüttich und weiter. Zur Linie 10 gehören auch zwei Stichstrecken, die anders als im Fall der am zweiten Tag befahrenen Linie 60 ohne zusätzlichen Buchstaben auskommen müssen. Die von Luxemburg Stadt aus kommend erste zweigt in Ettelbrück nach Diekirch ab, die zweite in Kautenbach nach Wiltz. Das Grundangebot besteht aus stündlichen InterRegio-Zügen von Luxemburg nach Troisvierges, die alle zwei Stunden weiter nach Belgien fahren, und stündlichen Regionalbahnen von Luxemburg nach Wiltz, die in Ettelbrück Anschluss nach Diekirch haben. Von Montag bis Samstag kommen noch stündliche IR von Luxemburg direkt nach Diekirch und stündliche RB von Luxemburg nur bis Ettelbrück hinzu. Die beiden IR und RB ergänzen sich jeweils zu einem Halbstundentakt.
Die erste Fahrt des Tages führte uns von Luxemburg mit einem der direkten IR nach Diekirch. Gefahren wurde mit einem der zweiteiligen Triebwagen, wie wir sie bereits vom zweiten Tag der Tour kannten.
Bei der Ankunft in Diekirch sieht man schon direkt im Hintergrund…
… die nach der Stadt benannte, in Luxemburg sehr bekannte Brauerei.
Der Nobbe wollte die Brauerei besuchen und fand heraus, dass es zumindest ein Brauereimuseum geben sollte. Nach ein wenig Suchen fand sich dieses jedoch nicht bei der Brauerei. Stattdessen fanden wir die Wagenfabrik Wagner.
Die ehemalige Wagenhalle beherbergt heute ein Museum. Im Erdgeschoss befindet sich eine Ausstellung gut gepflegter, historischer Automobile…
… mit Infotafeln, deren Zusammenhang zu den Fahrzeugen sich nur teilweise erschließt.
Außer weiteren Fahrzeugen wie diesem, die sich schon seinerzeit wohl eher an eine gehobene Kundschaft richteten, …
… gehörten auch Nutzfahrzeuge wie dieses 95 km/h schnelle Elektromobil ins Programm.
Vielleicht war das Schild aber auch auf ein anderes Fahrzeug bezogen, das rechts daneben stand, wir wissen es nicht genau. Modellbusse waren auch noch Teil des Sortiments.
Aber schließlich fanden wir im ersten Stock des Gebäudes …
… das Bier-Museum! Die Kombination aus Fahrzeug- und Bier-Museum ist wohl die merkwürdigste, wie sie mir bisher untergekommen ist.
Nach dem Museumsbesuch erkundeten wir den Rest der Stadt, die sich als ausgesprochen schmuck erwies.
Sogar die Street Art sieht hier besser aus als anderswo.
Doch das auffälligste an Diekirch sind die zahlreichen Esel, die es auf einen Brunnen, …
… noch einen Brunnen, …
… in einen Park und …
… sogar auf eine Kirchturmspitze (!) geschafft haben.
Letzeres führte, wie uns von Einheimischen berichtet wurde, zu einem handfesten Skandal, denn der Esel auf der Kirchturmspitze wurde ohne Zustimmung der luxemburgischen Denkmalbehörde angebracht. Während man bei der Behörde die ohne Genehmigung erfolgte Änderung an einem denkmalgeschützten Gebäude anmahnt, scheint die Bevölkerung von Diekirch aber sehr zu dem Esel auf der Spitze zu stehen.
Doch wie kommt es überhaupt zu den vielen Eseln? Ein Besuch bei der Touristeninformation brachte uns die Erklärung. Genaugenommen sogar zwei davon.
Die erste Variante lautet, dass beim Bau der Eisenbahn in den Norden von Luxemburg Diekirch als Eisenbahnknotenpunkt in Erwägung gezogen wurde, sich die Bevölkerung aber gegen den Bau der Bahn aussprach. Von den Luxemburgern wurden die Diekircher daraufhin als Esel verspottet, die sich den Zeichen der Zeit verschlössen.
Die zweite Variante ist, dass der Esel in Diekirch eine große Rolle als Nutztier spielte, weil die steilen Hänge, an denen früher noch Weinbau betrieben wurde, anders nicht zu bewirtschaften waren.
Wer genau wissen will, welche Variante die richtige ist, dem empfehle ich, mal nach Diekirch zu fahren, die Stadt zu genießen und das Gespräch mit den freundlichen Leuten dort zu suchen.
Wir setzten uns dann jedenfalls zwei Stunden später als geplant wieder mit dem Zug in Bewegung zu unseren nächsten Stationen, nämlich…
… Wiltz und Kautenbach. In Kautenbach zweigt die nördliche der beiden Stichstrecken ab, eben die nach Wiltz. Wir fuhren ab Ettelbrück mit einer durchgehenden RB nach Wiltz und machten in Kautenbach erst auf dem Rückweg Station. Zwischen Kautenbach und Wiltz liegen noch zwei Bedarfshalte, einer davon mit dem schönen Namen Paradiso. Es schien aber an dem Tag kein Bedarf zu bestehen. Wir genossen die Landschaft und schenkten uns die Stadt Wiltz, denn um die vom Bahnhof aus zu erreichen wäre wohl noch eine Busfahrt erforderlich gewesen. Von Kautenbach sollte es dann weiter nach Norden gehen, wobei davor noch etwas Zeit war, die Landschaft zu fotografieren.
Die Bahnstrecke schlängelt sich durch das Tal des Flüsschens Wiltz, das von der gleichnamigen Stadt über Kautenbach weiter nach Süden fließt. Nach Norden folgt die Bahn dem Tal der Clerve.
Von Kautenbach ging es dann mit einem internationalen IR weiter. Ziel des Zuges ist das belgische Liers, etwas nördlich von Lüttich/Liège.
Die internationalen IR werden von Mehrsystemlokomotiven der CFL-Serie 3000 bespannt, die baugleich mit den belgischen Loks der SNCB-Serie 13 sind. Unser Zug bestand aus einem 1.-Klasse- und zwei 2.-Klasse-Wagen, der Zug für die Rückfahrt hatte einen 2.-Klasse-Wagen mehr.
Unser Ziel war der nördlichste Bahnhof in Luxemburg, der von Ulflingen bzw. Troisvierges.
Der Bahnhof machte einen sehr gepflegten Eindruck, von außen wie von innen.
Dummerweise wurde die Halle kurz nachdem dieses Foto entstand, aber noch bevor wir zurückkamen um uns einen Kaffee zu ziehen, geschlossen. Wie überaus ungeschickt.
Wir mussten also ohne Kaffee zurück fahren. Aus dem Zug heraus gelang noch dieser Schnappschuss auf die Pfarrkirche von Clerveaux (Clerf), die an uns vorbeigezogen wurde. Zurück im Süden ergab sich in Luxemburg kurz vor Erreichen des Bahnhofs übrigens auch noch ein schöner Ausblick vom Clausenviadukt, das die Bahnstrecke trägt, auf die Stadt.
Im weiteren Verlauf des Abends stand noch die Linie 50 auf dem Programm.
Ein Absatz für Kenner: Die Linie 50 hat die Besonderheit, dass sie im Gegensatz zum restlichen Luxemburger Netz, das mit 25 kV/50 Hz elektrifiziert ist, mit 3 kV Gleichstrom betrieben wird. Die dort eingesetzten Doppelstockzüge vom Bombardier werden daher nicht von den in Luxemburg als Serie 4000 bezeichneten Bombardier TRAXX gezogen, sondern von der bereits oben genannten Serie 3000. Die luxemburgischen TRAXX sind nur für 25 kV und die deutschen 15 kV/16⅔ Hz geeignet und können daher nicht auf der Linie 50 fahren. Außerdem ist die Linie 50 offenbar noch nicht mit ETCS Level 1 ausgestattet, dass sich in Luxemburg sonst überall zusätzlich zum heute veralteten Crocodile findet.
Im Vergleich zur Linie 10 ist die 50 allerdings landschaftlich eher unspektulär. Von daher verabschiede ich mich an dieser Stelle noch mit einem Blick vom letzten Bahnhof der Linie 50 auf luxemburgischem Gebiet, Kleinbettingen, nach Belgien.
Der Fahrplan:
Luxembourg ab 10:45 IR Linie 10
Diekirch an 11:15
ab 14:20 RB
Ettelbruck an 14:25
ab 14:28 RB
Wiltz an 14:57
ab 15:05 RB
Kautenbach an 15:18
ab 15:53 IR
Troisvierges an 16:16
ab 16:45 IR
Luxembourg an 17:44
ab 18:47 RB Linie 50
Kleinbettingen an 19:06
ab 19:15 RB
Luxembourg an 19:33
Anmerkung für weniger Bahninteressierte: Nach dem Bahn-Teil folgt noch was über die Stadt Esch-sur-Alzette und ein völlig außerhalb des Kontexts stehender Musik-Tipp.
Der zweite Teil der Luxemburg-Tour war für den Südwesten Luxemburgs vorgesehen, sprich den Kanton Esch-sur-Alzette und die Linie 60 Luxemburg–Esch–Rodingen/Rodange mit ihren Zweiglinien 60a, 60b und 60c der CFL. Die Linie 60 ist die längere der beiden Verbindungen von Luxemburg zur belgischen Grenze bei Rodange, die kürzere Linie 70 war am Vortag im Programm. Die Linie 60 bedient die zweitgrößte Stadt Luxemburgs, Esch-sur-Alzette, mit etwa 30.000 Einwohnern und es verzweigen von ihr drei Stichstrecken. Zwei davon, die 60a und die 60c, enden kurioserweise in Frankreich, ohne aber eine Verbindung zum restlichen französischn Eisenbahnnetz zu haben. Die Geschichte dahinter ist bei beiden sehr verschieden.
Zunächst wurde von uns die Linie 60a nach Volmerange-les-Mines in Frankreich bereist. Da es keine durchgehenden Züge von Luxemburg Stadt gibt, muss man in Bettemburg umsteigen. Den Weg von Luxemburg dorthin legten wir mit einem der Züge der Linie 60 zurück, die alle 15 Minuten fahren und aus neuen, lokbespannten Bombardier-Doppelstockzügen gebildet werden, also praktisch dem, was man aus Deutschland auch kennt.
Die Stichstrecken werden von zweiteiligen Elektrotriebwagen der CFL Serie 2000, gebaut Anfang der 90er Jahre von de Dietrich (heute Alstom), bedient. Ein solcher Zug brachte uns nach Volmerange.
An der Endstation Volmerange-les-Mines ist außer einem Stumpfgleis nicht viel zu finden.
Die Strecke wurde von Luxemburg aus Anfang der 2000er Jahre über die Grenze nach Frankreich verlängert, endet aber noch außerhalb des eigentlichen Orts Volmerange.
So sehen die Triebwagen von innen in der 2. Klasse …
… und so in der 1. Klasse aus.
Das Tarifsystem in Luxemburg ist sehr einfach: Es gibt nur Kurzzeit- und Tageskarten. Eine Kurzzeitkarte kostet 2 € und gilt 2 Stunden, egal wohin. Eine Tageskarte kostet 4 € und gilt bis 8 Uhr am nächsten Morgen im ganzen Netz. Der Aufpreis für die 1. Klasse beträgt 2 €. Ob dieser Schnäppchenpreise waren wir die ganze Zeit erstklassig unterwegs, auch wenn in den meisten Zügen der größte Unterschied zwischen der 1. und 2. Klasse nur die Farbe der Sitzbezüge ist.
Den Rückweg nach Bettemburg unterbrachen wir in der Stadt mit dem schönen Namen Düdelingen (luxemburgisch Diddeleng, französisch Dudelange), das mit einem sehr schmucken Stadtzentrum aufwarten kann.
Die zweite Stichstrecke, Linie 60b von Noertzange nach Rumelange, wird nur unter Woche und nur während der Hauptverkehrszeiten mit insgesamt 6 Zugpaaren täglich bedient. In Rumelange befindet sich Industrie mit Bahnanschluss, aber an diesem Tag war absolut nichts los, was wohl dem Brückentag in Luxemburg geschuldet war.
Der dritte und letzte Zweig, Linie 60c, ist wieder eine internationale Verbindung und führt von Esch-sur-Alzette nach Audun-le-Tiche in Frankreich. Anders als in Volmerange-les-Mines ist das Personenzuggleis in Audun nur ein klägliches Überbleibsel von ehemals ausgedehnten Bahnanlagen mit Anbindung an das französische Netz.
Die Hochbrücke ganz im Hintergrund des obigen Fotos gehört zu einer stillgelegten französischen Strecke. Im Rücken des Betrachters, wo heute ein Prellbock ist, führte die Strecke in einem weiten Rechtsbogen auf die Brücke. Von der Brücke selbst gibt es mangels Zeit von mir leider nur ein aus dem fahrenden Zug heraus geschossenes Gegenlicht-Foto, das nur ansatzweise einen Eindruck davon vermitteln kann, wie riesig und gleichzeitig heruntergekommen diese Brücke ist.
Sonst führt die Strecke von Audun nach Esch praktisch nur an Schotterwüsten und Industriebrachen vorbei, die teils einen recht spukhaften Charme versprühen.
Als Kontrastprogramm dazu kann man entlang des weiteren Verlaufs der Linie 60 zwischen Esch und Rodange ein gutes Beispiel für den Strukturwandel finden. Auf einem ehemaligen Industrieglände in Belval wurde und wird gebaut. Hier befindet sich unter anderem ein neu gebauter Campus der Universität Luxemburg.
Das ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert, denn die Universität Luxemburg existiert erst seit 2003. Zwar gab es vorher einzelne Forschungs– und Lehreinrichtungen auf Universitätsniveau, aber die Mehrheit der luxemburgischen Studenten war auf ausländische Hochschulen angewiesen.
Widmen wir uns nun noch der Stadt Esch an der Alzette.
Nebem dem Bahnhof findet sich diese futuristische, wenn auch aus der Nähe betrachtet leicht verranzelte Überführung.
Ansonsten muss man aufpassen, dass die Stadt einen nicht umbringt.
Oh this town
kills you when you are young — Broder Daniel
Genaugenommen sind es auf dem Bild sogar gleich zwei Geschäfte, die einen umbringen wollen, denn das Schild ganz links gehört schon nicht mehr zu Electro-Kill, sondern zur Patisserie Kill. Und deswegen gibt es dazu passend den Hinweis, dass, wer die Electro-Kill-Version von Shoreline nicht mag, sich die Version von Anna Ternheim anhören möge.
Erreicht man die Innenstadt von Esch lebend, so ist es da wirklich nett. Nur ist der Fluss Alzette nirgends zu sehen. Wie ich später herausgefunden habe, ist der Fluss überbaubt. Die Rue de l’Alzette befindet sich über der Alzette, womit die Präposition sur im französischen Ortsnamen dann doch gleich eine ganz neue Bedeutung gewinnt.
Ein Problem gibt es in Esch allerdings. Sämtliche Restaurants haben von 14–17 Uhr geschlossen, außer den Dönerläden.
Ansonsten besticht Esch an der Alzette durch die Architektur des Historismus, Jugendstil und Art Deco. Die Erklärung im einzelnen überlasse ich aber lieber dem luxemburgischen Fremdenverkehrsamt und der Broschüre über den Architektur-Rundweg in Esch-sur-Alzette und verabschiede mich mit ein paar Detail-Aufnahmen.
Der Vollständigkeit halber noch der Fahrplan:
Luxembourg ab 10:20 RB Linie 60
Bettembourg an 10:32
ab 10:34 RB Linie 60a
Volmerange-les-Mines an 10:48
ab 11:02
Dudelange-Centre an 11:18
Dudelange-Ville ab 12:20
Bettembourg an 12:26
ab 12:32 RB Linie 60
Rodange an 13:15
ab 13:36 RE Linie 60
Esch-sur-Alzette an 14:02
ab 16:47 RB Linie 60
Noertzange an 16:54
ab 17:10 RB Linie 60b
Rumelange an 17:19
ab 17:25
Noertzange an 17:34
ab 17:51 RE Linie 60
Esch-sur-Alzette an 17:58
ab 18:03 RB Linie 60c
Audun-le-Tiche an 18:08
ab 18:22
Esch-sur-Alzette an 18:27
ab 18:32 RE Linie 60
Luxembourg an 19:05
Seit gestern Mittag bin ich zurück aus dem Großherzogtum, in das der Nobbe und ich vor drei Tagen mit der Mission aufgebrochen waren, alle Bahnstrecken des Landes zu bereisen. Da die Mission weitgehend erfolgreich abgeschlossen wurde, folgt hier der Bericht.
Die Anreise war letztlich wenig spektakulär und erfolgte zunächst mit dem ICE nach Saarbrücken und ab dort gänzlich unstandesgemäß mit dem Bus, der Luxemburg Stadt nach etwa 75 Minuten erreicht. Immerhin wird der Bus von der luxemburgischen Staatsbahn CFL betrieben, außerdem ist diese Verbindung die schnellste Möglichkeit, aus dem Süden Deutschlands nach Luxemburg zu kommen. Laut DB-Reiseauskunft ist die Busfahrt von Saarbrücken nach Luxemburg reservierungspflichtig, allerdings war die Linie am letzten Donnerstag nicht gerade überbelegt und es war problemlos möglich, beim Fahrer für 9 € ein Ticket zu bekommen. Aber weil es eben ein Bus und kein Zug ist (und ich vergessen habe, ein Foto zu machen), soll über den Bus hier nicht weiter berichtet werden und wir gehen direkt zur ersten Etappe in Luxemburg über, die uns um 13:22 Uhr zunächst von Luxemburg Stadt nach Petingen (französich Pétange, luxemburgisch Péiting) brachte.
Die Linie von Luxemburg ins belgische Athus wird von der CFL als Linie 70 bezeichnet. Zum Einsatz kamen Fahrzeuge vom Typ Alstom Coradia Duplex, bei der CFL als Serie 2200 bezeichnet und Baugleich mit den Z24500 der SNCF.
Unser Ziel war, wie schon erwähnt, zunächst der Bahnhof Pétange.
Der Grund, warum es an diesem Tag ausgerechnet Pétange sein sollte, ist nun endlich auf dem folgenden Bild zu sehen:
Wie Nobbe aufgetan hatte, ist Pétange an Sonn- und Feiertagen (und der 15. August ist in Luxemburg ein Feiertag!) Ausgangspunkt des Museumszuges Train 1900, der die ehemalige Industriebahn nach Bois Châtier in Frankreich befährt. Die Strecke ist allerdings heute nicht mehr auf ihrer ganzen ehemaligen Länge befahrbar, sondern endet etwa 2 Kilometer früher in Bois de Rodange.
In diesem Waggon…
… ging es dann standesgemäß in der 1. Klasse…
… nach Fond-de-Gras, dem Betriebsmittelpunkt der Bahnlinie.
Der historische Bahnhof Fond-de-Gras verdankt seine Existenz dem Eisenerz, das bis in die 1950er Jahre hier im Dreiländereck Luxemburg-Frankreich-Belgien abgebaut wurde. An diesem Bahnhof wurde Eisenerz aus den umliegenden Minen von der Grubenbahn in die Güterwagen der normalspurigen Eisenbahn verladen. Die Grubenbahn oder „Minièresbunn“ wird heute ebenfalls museal betrieben und so führte unsere nächste Etappe mit eben dieser Bahn zunächst zum Zwischenhalt Doihl.
Die Grubenbahn verkehrt auf einer Spurweite von 700mm. In Doihl wurde bei unserem Zug die Lok umgespannt. Die Diesellok blieb zurück und die linke der beiden E-Loks übernahm unseren Zug.
Der Grund: Die Grubenbahn führt direkt durch den ehemaligen Hauptstollen des Bergwerks! Ein Betrieb mit Diesel- oder gar Dampfloks in der Mine wäre wegen der Abgase doch recht unpraktisch, weswegen die Tunnelstrecke mit 500 V Gleichstrom elektrifiziert ist. Nach kurzem Aufenthalt fuhren wir in den 1400m langen Schacht.
Die Fahrt in den offenen Wagen durch den schlecht bis gar nicht beleuchteten Tunnel ist schon was interessantes! Nach ein paar Minuten, die einem aber durch die Dunkelheit recht lang vorkommen, wird das andere Ende des Stollens erreicht.
Noch im Tunnel verzweigt sich die Strecke und erreicht entweder rechts- oder linksrum die Bahnanlagen des Bahnhofs Lasauvage Bergwerk.
Von dort nahmen wir einen Anschlusszug, der uns zunächst nach Lasauvage Kirche, eine Station mitten im Wald (eine Kirche haben wir nicht gesehen, aber da soll wohl eine sein) brachte. Anschließend ging es wieder zurück über Lasauvage Bergwerk bis nach Saulnes in Frankreich. Im Bild ist unser internationaler Zug an der Endstation Saulnes zu sehen.
Interessanterweise fand ich in der Lok ein Bild von Walter Ulbricht.
Vermutlich wurde das Bild bereits 1959 angebracht, als die Lok bei VEB Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg gebaut wurde, vielleicht aber auch erst später.
Wieder in Lasauvage Bergwerk warteten wir die Einfahrt des nächsten Zuges aus dem Schacht ab, der uns anschließend wieder zurück nach Fond-de-Gras bringen sollte.
Die Wagen dieses Zuges haben wie die Lok Stromabnehmer, da es sich um ehemalige Triebwagen handelt. Inzwischen sind die Motoren allerdings ausgebaut. Einige der Loks tragen die Aufschrift des luxemburgischen Stahlhüttenbetriebs ARBED, der heute Teil des ArcelorMittal-Konzerns ist.
Auf dem Rückweg nach Doihl legten wir noch einen Stopp im Tunnel ein und es wurde eine kurze Führung durch den Stollen angeboten.
In Doihl war diesmal kein Lokwechsel, sondern Umsteigen angesagt und wir fuhren mit einem Dampfzug zurück nach Fond-de-Gras. Auf dem Foto war der Zug schon auf dem Weg in die Abstellung.
Zurück am normalspurigen Bahnhof von Fond-de-Gras…
… wartete bereits der Train 1900 auf Fahrgäste für die Rückfahrt nach Pétange.
Wir entschieden uns aber, noch ein wenig am Bahnhof zu bleiben…
… und uns die Dinge ein wenig genauer anzusehen, wie zum Beispiel einen in der Halle abgestellten Uerdinger Schienenbus…
… oder historische Plakate, die für Sicherheit am Arbeitsplatz werben.
Mit einem anderen Schienenbus…
… der skandalöserweise nur die 3. Klasse und nur Platz für kleines Gepäck hatte…
… ging es dann zunächst zum heutigen Streckenende bei Bois-de-Rodange, dann zurück nach Fond-de-Gras und schlussendlich wieder zum CFL-Bahnhof Pétange…
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs wurde auf der Strecke jedoch nicht einmal ansatzweise erreicht.
Zum Abschluss ging es dann wieder mit der CFL zurück nach Luxemburg.
Luxemburg kann von Peitingen auf zwei Wegen erreicht werden. Der direkte Weg führt über Bascharage. Die Züge der Linie 60 nehmen den längeren Weg über Esch an der Alzette, aber da der Besuch der zweitgrößten Stadt in Luxemburg erst für den folgenden Tag geplant war, entschieden wir uns wieder für die Linie 70.
Der Fahrplan des Tages im Überblick:
Frankfurt Hbf. ab 09:01 ICE 9556
Saarbrücken Hbf. an 11:00
ab 11:15 Bus 123
Luxembourg an 12:30
ab 13:22 RB
Pétange an 13:44
ab 14:15 Train 1900 Dampfzug
Fond-de-Gras an 14:37
ab 14:45 Minièresbunn
Lasauvage Bergwerk an 15:15
ab 15:25
Lasauvage Kirche an 15:30
ab 15:40
Saulnes an 16:00
ab 16:10
Lasauvage Bergwerk an 16:25
ab 16:30
Fond-de-Gras an 17:25
ab 18:10 Train 1900 Schienenbus
Bois-de-Rodange an 18:15
ab 18:25
Fond-de-Gras an 18:30
ab 18:40
Pétange an 19:00
ab 21:14 RB
Luxembourg an 21:38