Archiv für den Monat: Oktober 2018

Nach dem Concurs

 

Anke und ich vor unserem ersten Auftritt heute
Vorher

Jetzt sind wir zurück aus der Tarraco Arena Plaça und dort aus der Pinya der Colla Jove Xiquets de Tarragona und müssen erst mal unglaublich viele Eindrücke verarbeiten.

Erste Runde - mehrere Collas treten gleichzeitig auf
Erste Runde
Das Dach wird geöffnet und die C. de Sants versuchen einen 2de9fm
Das Dach wird geöffnet und die C. de Sants versuchen einen 2de9fm

Nach unserer dritten Runde waren wir mal kurz auf Platz 1, aber die Colla Vella aus Valls hatte zu diesem Zeitpunkt ihre dritte Runde noch vor sich…

Zwischenstand
Zwischenstand

Am Ende hat es für uns zum dritten Platz gereicht. Der Wettbewerb ist vorbei und damit auch schon bald wieder unsere Zeit in Tarragona. In den letzten vier Wochen haben Anke und ich acht Mal geprobt (von einer Probe wurden wir durch einen Virus abgehalten) und sind fünf Mal aufgetreten, davon jeweils ein Mal, sozusagen aushilfsweise, mit den Castellers of London.

Anke und ich nach dem Wettbewerb
Nachher

Wenn wir uns ein wenig erholt haben, reichen wir noch ein bisschen was zu unserem Auftritt heute und zur Diada Internacional gestern nach.

1 Tag vor dem Concurs

Morgen um 10 Uhr geht es endlich los. Heute hat ein Teil von uns sich noch etwas warm gemacht und die Castellers of London beim Auftritt auf der Diada Internacional unterstützt. Dazu später mehr.

Danach beganngen die letzten Vorbereitungen für morgen. Bevor der eigentliche Wettbewerb beginnt, gibt es um 9:00 noch einen Umzug durch die Stadt um alle zu wecken. Damit es pünklich beginnen kann müssen wir dann um 8:15 da sein. Der Wettbewerb geht von 10:00 bis ca. 15:30. Wir sind also insgesamt 8 Stunden mit allem beschäftigt. Eigentlich ein normaler Arbeitstag, aber ohne richtige Pausen oder Mittagsessen. 

Die Instruktionen für morgen lauten also, möglichst viel zum Frühstück zu essen und sich Nüsse oder Ähnliches mitzunehmen.

Anbei unser Concurs-Survival-Paket: Nüsse, Smoothie, eine Faixa, ein Tuch für den Kopf und eine Powerbank fürs Handy:

2 Tage vor dem Concurs und der Turmbau zu Babel

 

Zwei Tage vor dem Concurs de Castells sind unsere Erkältungen ziemlich abgeklungen und die Vorbereitungen für den großen Tag laufen. 

Passend zur Farbe unseres Vereins habe ich das schicke Grau meiner Haare mit Lila Haarfarbe überdeckt.

Dazu passend habe ich in einem Laden neben unserem Vereinshaus traditionell handgemachte katalanische Espardenyas (Schuhe aus Espartogras) gekauft:

Die Schuhe werden vor allem zum Tanzen und für traditionelle Umzüge in Katalonien angezogen. Aber auch bei den Castellers sind sie sehr beliebt. Die Schuhe eigenen sich recht gut zum Stehen. Da so ein Auftritt des Vereins in der Regel mit ca. 3-5 Stunden Stehen einhergeht, passt das ja ganz gut.

Am Tag vor dem Concurs ist in Tarragona noch die Diada Internacional, zu der Vereine aus der ganzen Welt anreisen. Bei uns im Haus waren die Castellers of London abgestiegen und Andreas und ich haben uns spontan entschieden gleich auch noch zu dem Training der Briten in unserem Vereinshaus zu gehen. 

Das Training der Briten hat sich inhaltlich nicht stark von unserem unterschieden, aber ein paar Dinge waren doch sehr besonders. Im Verein sind Menschen aus allen möglichen Ländern. In der kurzen Zeit hatte ich welche aus Frankreich, Katalonien, England, Deutschland und Litauen getroffen. Die Umgangsprache des Vereins ist eine Mischung aus Englisch, Spanisch und Katalanisch. So läuft das Training zwar auf Englisch ab, aber ein Teil der katalanischen Fachbegriffe wird einfach übernommen. Das Resultat ist ein wahrer Babylonischer Turmbau.

Wenn man die Basis baut, werden alle der Größe nach aufgestellt. In der Regel bin ich unter den Katalanen so mittelgroß und meistens zwischen Männern um die 50 und größeren Frauen. Ein großer Teil des Londoner Vereins war dagegen mindestens 2 Köpfe größer als ich. Bei vielen Türmen war ich dann plötzlich ein richtiger Lückenfüller und stand unter den Armen verdeckt direkt am Zentrum des Turms, um ihn zu stabilisieren. Das ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig. Man sieht wirklich gar nichts mehr und der Kopf hängt quasi in den Achselhölen der beiden Nachbarn. Durch eine kleine Vergleichsstudie kann ich jetzt sagen, dass es in Spanien besser riechendes Waschmittel gibt und dort wohl auch besser funktionierende Deos verkauft werden.

Wieviel Menschen passen eigentlich auf 350m²?

Es ist schon fast zur Routine geworden, morgens aufzustehen, sich die Kleidung für den Auftritt anzuziehen und die paar hundert Meter die Altstadtstraßen runter zum Vereinsheim zu gehen.

Unsere Canalla (die Kinder im Verein) hatte sich wohl erfolgreich vom letzten Auftritt erholt und kletterte schon wieder auf alles was es so gab.

Am 24.09 war also gleich die nächste Diada zum Festtag der Mercé. Traditionell werden an dem Tag auf dem Placa del Cols in Tarragona Castells aufgebaut. Ein Platz den ich lange nicht als Platz sonder eher als etwas vergrößerte Kreuzug in der nähe der Kathedrale wahrgenommen hatte. Wie zum Teufel 1500 Menschen auf diesen Platz von ca. 350m² gehen können war mir vorher nicht klar.

Als wir mit dem Verein die Hauptstraße hoch gegangen sind und auf den Platz kamen, war diese schon bis oben mit Menschen gefüllt. Jetzt sollte unser Verein mit Band und ca. 400 Menschen noch rein und zwei weitere Vereine in ähnlicher Anzahl auch noch. Langsam und stetig ging es vorwärts. Die Treppen vor der Kathedrale hatten sich in eine Art Tribüne verwandelt auf der ebenfals schon ca. 400 Menschen saßen.

Das für mein Gefühl völlig Unmögliche ging dann sogar ohne Geschiebe. Der Platz von ca. 350m² hat sich mit ca. 1500 Menschen gefüllt.

In der Reihenfolge der Vereinsgründung wurden dann Castells aufgebaut. Die Castells waren dabei nicht ganz so hoch wie am Tag davor. Das lag aber vor allem daran, dass der Platz nicht nur sehr klein sondern auch noch schief ist.

Jedes Castell wurde vor dem Supermarkt an der Ecke aufgebaut. So dass sich für jede Konstruktion der gesamte Verein mit ca. 400 Menschen zu dieser Ecke bewegen musste.

Foto aus dem Twitter Feed der Colla Jove

Der eigentliche Wahnsinn ging aber erst danach los.

Jeder Verein wollte mit einem Turm von 4 Menschen übereinander die Treppe zur Kathedrale hoch laufen, dort umdrehen und dann mit der Konstruktion bis zum Rathausplatz runter gehen. Eine Strecke, die schon ganz alleine durch das Kopfsteinpflaster und die vielen unregelmäßigen Stufen eine große Herausforderung ist.

Jetzt sollte das als Turm und durch diese Menschenmassen gehen.

Bei diesem Laufen wird dann die Zeit gestoppt und der Verein, der am schnellsten ankommt gewinnt. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich das ganze für ein völlig umögliches Unterfangen gehalten.

 

Foto vom Twitter Account der Colla Jove

Tatsächlich war unser Verein dabei so schnell, dass Andreas und ich dem ganzen nicht folgende konnten.

Mit dieser Konstruktion sind unsere Castellers in 7 Minuten bis zum Rathaus gekommen. Wir selber haben mindestens 10 Minuten gebraucht.

Hier kann man es noch mal als Video sehen: