Compact Discs und Verwandte, Teil 3: Pre-Emphasis

Was ist Pre-Emphasis?

Auf CDs, die das Feature Pre-Emphasis nutzen, sind die hohen Frequenzen angehoben. Die Anhebung beginnt schon leicht bei etwa 1000 Hz und geht bis auf +10 dB bei 20 kHz hoch. Beim Abspielen wird dieser Frequenzbereich wieder abgesenkt (De-Emphasis), so dass die Wiedergabe neutral ist.

Der Grund, warum diese Anhebung bzw. Absenkung gemacht wird ist, dass dadurch Rauschen unterdrückt werden sollen. Das gleiche Prinzip wurde auch bei Kompaktkassetten mit Dolby Noise Reduction verwendet, um Bandrauschen zu unterdrücken. In der digitalen Domäne erscheint diese Art von Rauschunterdrückung zunächst einmal unnötig, da sowas wie Bandrauschen dort keine Rolle spielt. Allerdings ist es so, dass frühe Digital-Analog-Wandler und speziell die Tiefpassfilter rauschen können und eben dieses Rauschen ist es, was hier unterdrückt werden soll.

Von diesem Problem sind aber nur D/A-Wandler einer sehr frühen Generation betroffen, weswegen Pre-Emphasis schon ab etwa 1987, also gerade mal fünf Jahre nach Markteinführung der ersten CD-Spieler, schon praktisch nicht mehr verwendet wurde und auch davor schon längst nicht bei jeder CD.

Zwei Beispiele für weit verbreitete CDs, die Pre-Emphasis haben, sind bestimmte Ausgaben der Piano Man von Billy Joel und der Toto IV. Soweit ich das gerade überblicke, sind das auch die einzigen beiden in meiner Sammlung.

Wie abspielen?

Pre-Emphasis ist ein standardisiertes Feature, das es von Anfang an gab. CD-Player sollten das eigentlich alle unterstützen. Wenn man einen konformen Spieler mit De-Emphasis hat, muss man beim Abspielen von CDs mit Pre-Emphasis nichts weiter beachten. Nur bei einigen wenigen frühen Geräten gab es (der Literatur zufolge) auch manuell zuschaltbare De-Emphasis. Normalerweise erkennt der Player die Pre-Emphasis an Flags in der table of contents (TOC) oder im Subcode.

Falls man einen Player hat, der De-Emphasis nicht unterstützt, klingt eine CD mit Pre-Emphasis wegen der angehobenen Höhen übertrieben hell; die fehlende De-Emphasis ist deutlich hörbar und wird von einigen Hörern als regelrecht unangenehm empfunden. Sofern man einen Equalizer zur Verfügung hat, kann man als Workaround damit die Höhen absenken.

Wie migrieren?

Hier muss man tatsächlich aufpassen, denn die meisten CD-Ripper führen keine automatische De-Emphasis durch. Die in Teil 2 erwähnten Programme XLD (für Mac) und EAC (für Windows) können Pre-Emphasis zumindest erkennen. Hier kommt ein weiteres Mal das Cue-Sheet ins Spiel. Wenn bei einem Track in der TOC oder im Subcode das Flag erkannt wurde, steht im Cue-Sheet die Zeile FLAGS PRE. Sowohl XLD als auch EAC können übrigens ein Cue-Sheet auch dann schreiben, wenn, wie üblich, jeder Track in ein eigenes File gespeichert wird, nicht nur wenn die ganze CD in ein File geschrieben wird. Von daher empfiehlt es sich, das entsprechende Häkchen zu setzen und nachzuschauen, wenn man sich bei einer CD nicht sicher ist, ob sie womöglich Pre-Emphasis hat.

Wenn man eine CD mit Pre-Emphasis erwischt hat, dann gibt es jetzt drei Möglichkeiten und einen Workaround, mit man weitermachen kann.

Möglichkeit 1: Apple Music (vormals iTunes)

Die wohl bequemste Möglichkeit ist, einfach die Musik-App von Apple zum Rippen zu benutzen. Die erkennt Pre-Emphasis und führt beim Rippen automatisch De-Emphasis durch.

Warum ich für CDs ohne Pre-Emphasis lieber XLD zum Rippen benutze, steht weiter unten.

Möglichkeit 2: Konvertieren mit Tools

Audio-Files mit Pre-Emphasis lassen sich mit entsprechenden Tools „de-emphasizen“, ich hatte Erfolg mit sox, aber es gibt auch noch mehr.

Möglichkeit 3: Player mit De-Emphasis

Manche Player wie foobar2000 können beim Abspielen De-Emphasis durchführen, wenn die Files entsprechend gekennzeichnet sind und das passende Plugin vorhanden ist. Wenn man bevorzugt, die Files als unverändertes Abbild der CD zu belassen, ist das der Weg.

Workaround

Wenn man aus welchen Gründen auch immer keine der ersten drei Möglichkeiten nutzen will, bleibt als Workaround noch, beim Abspielen einen Equalizer zu benutzen.

Warum überhaupt XLD oder EAC?

Noch kurz eine Erklärung, warum ich zum Rippen XLD bevorzuge, obwohl es im Gegensatz zu Apple Music keine automatische De-Emphasis kann:

Während man bei Apple Music wenig Einstellmöglichkeiten hat und es auch keine wirklich detaillierte Rückmeldung gibt, ist XLD bedeutend auskunftsfreudiger. XLD (für EAC gilt das sinngemäß auch alles) kann zum Beispiel Auskunft über beim Lesen aufgetretene C2-Fehler geben sowie eine Prüfsumme der gelesen Tracks mit der AccurateRip-Datenbank abgleichen. Auf diese Art wird schnell erkannt, ob eine CD wirklich fehlerfrei eingelesen wurde und man erlebt später keine Überraschungen.

Außerdem kann man bei problematischen CDs über die Einstellungen zum Beispiel die Lesegeschwindigkeit manuell verringern und so vielleicht doch noch was retten. Eine automatische Metadatenabfrage ist natürlich selbstverständlich. XLD kann außer der Gnudb auch MusicBrainz abfragen.

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