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Neues von der GDL

Der Tarifkonflikt bei der DB schwelt weiter. Mal wieder haben es GDL, EVG und DB nicht geschafft, sich auch nur auf gemeinsame Verhandlungen zu einigen, wie die Tagesschau berichtet.

Unterdessen verbreitet die GDL mal wieder über ihre „Telegramme“ gefärbte Halbwahrheiten. So behauptete die GDL am 12.11., dass 78% Verständnis für den Streik hätten und bezieht sich dabei auf eine Online-Umfrage des ZDF.

Quelle: Webseite der GDL
Quelle: Webseite der GDL

Leider ist das Ergebnis der Umfrage offenbar nicht mehr auf der ZDF-Seite zu finden. Was aber zu finden ist, ist das Ergebnis einer Online-Umfrage der Tagesschau, bei der 81% äußerten, kein Verständnis für den Streik zu haben.

Bildschirmfoto 2014-11-19 um 12.57.19
Quelle: Webseite der Tagesschau

Auch andere Online-Umfragen wie bei der Aachener Zeitung oder der Stuttgarter Zeitung sprechen eine eindeutige Sprache.

Wie kommen solche krassen Gegensätze zustande?

Solche Online-Umfragen sind nicht repräsentativ und leicht zu manipulieren, das Ergebnis, egal wie es denn ausfällt, also nur wenig aussagekräftig. Aber schon eine nur oberflächliche Recherche fördert etwas besseres zu Tage. Die Zeit hat von einem Meinungsforschungsinstitut eine repräsentative Umfrage durchführen lassen und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen: „Nur eine Minderheit steht hinter den Streikenden“.

Quelle: Webseite der ZEIT
Quelle: Webseite der Zeit

Infratest Dimap kommt für den ARD Deutschlandtrend zu einem weniger eindeutigen Ergebnis, aber auch bei dieser repräsentativen Umfrage zeigte eine Mehrheit der Befragten kein Verständnis für den Streik.

Grafik direkt von www.infratest-dimap.de eingebunden

Interessant ist auch die Entwicklung. Egal, wohin man schaut, die Zustimmung schwindet, je länger der Konflikt andauert. Infratest berichtet unter dem selben Link, dass einen Monat zuvor die Zustimmung zum Streik noch bei 54% gelegen habe. Bei einem früheren Streik im Jahr 2011 hatten sogar noch fast drei Viertel der Befragten Zustimmung zum damaligen Streik geäußert, ebenfalls laut einer Infratest-Umfrage. Verständlich ist es ja, denn den Lokführern geht es tatsächlich nicht besonders gut.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen aber vor allem eins: Es scheint, dass die GDL schlicht den Bogen ganz gewaltig überspannt.

Streik-Nachlese

Letzten Sonntag ging mal wieder ein GDL-Streik zu Ende. Ursprünglich angekündigt von Mittwoch bis Sonntag wurde von der GDL beschlossen, den Streik schon am Samstag um 18 Uhr zu beenden, nachdem die DB, die den Streik verbieten lassen wollte, vor Gericht unterlegen war.

Ein cleverer Schachzug von Herrn Weselsky!

So steht die GDL als gut da. Sie hat ja extra wegen der Feiern zum Mauerfall an besagtem Sonntag zum Wohle der Fahrgäste den Streik abgesagt und reicht zudem scheinbar der DB die Hand zur Versöhnung. Sie schont ihre Streikkasse, hat aber in Wahrheit kaum weniger Schaden verursacht, als wenn sie einfach wie geplant bis Sonntag gestreikt hätte.

Die meisten potenziellen Fahrgäste hatten sowieso schon umgeplant und sich nach anderen Transportmitteln umgesehen. Für eine erneute Umplanung war der Streik zu kurzfristig abgesagt worden. Ein Wochenendpendler, der am Freitag wegen des Streiks mit dem Auto gefahren ist, wird wohl kaum am Sonntag mit dem Zug zurückgekehrt sein.

Im Fernverkehr fiel es der DB schwer, vorzeitig vom Notfahrplan zurück zum normalen Fahrplan umzustellen. Der Notfahrplan funktionierte unterdessen gut, wie ich am Freitag selbst feststellen konnte. Die Züge, die als verkehrend gekennzeichnet waren, fuhren auch, waren pünktlich und zudem recht leer.

Unterdessen habe ich mal meinen Vater gefragt, was er davon hält. Er ist pensionierter Lokführer. Seine Meinung:

Ich bin einige Jahre vor meinem Ausscheiden bei der DB aus der GdL ausgetreten. Ich war schon damals nicht mehr mit dem Vorgehen dieser Gewerkschaft einverstanden. Die Gründe weiß ich nicht mehr so recht. Es hing wohl damit zusammen daß die damals anfingen auch die Zugbegleiter zu vertreten und sich immer noch als die einzige Vertretung der Lokführer sahen. Die Interessen der Lokführer und der Zugbegleiter sind aber nicht identisch. Waren es vor zwanzig Jahren noch weniger als heute. […] Der derzeitige Gewerkschaftsführer verspielt das Image der Lokführer und auch das der Bahn. […] Es gab doch durchaus vernünftige Angebote und die Schlichtung hätte sicher noch etwas mehr gebracht. Fazit: Kein Verständnis für den W. meinerseits.

Gewerkschaft der Lügner?

Meine liebe GDL, ich habe wirklich Verständnis dafür, dass ihr die Arbeitsbedingungen eurer Mitglieder verbessern wollt. Wenn ich sehe, dass mein Vater als pensionierter beamteter Lokführer netto immer noch mehr Geld bekommt als die meisten aktiven angestellten (mal ganz abgesehen davon, dass der Beamtenstatus auch sonst Vorzüge hat), ist mir das schon genug Beleg dafür, dass sich die Verhältnisse verschlechtert haben.

Als betroffener Bahnreisender habe ich mit großen Interesse eure Pressemitteilungen gelesen. Was dort steht, beinhaltet viel Schönfärberei und einiges, was ich schon fast als direkt gelogen bezeichnen würde.

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