Wir bereisten kürzlich Australien und natürlich wollten wir das zum größtmöglichen Teil mit dem Zug tun. Diese Zugfahrten sollen nun hier dokumentiert werden.
Benutzt wurden:
- die Straßenbahn Melbourne
- der „Overland“ Melbourne-Adelaide
- der „Ghan“ Adelaide-Darwin
- die „Kuranda Scenic Railway“ bei Cairns
- der „XPT“ Brisbane-Sydney
- sowie Vorortzüge in Brisbane und Sydney.
Melbourne
In der Stadt Melbourne existiert das größte Straßenbahnnetz der Welt. Innerhalb des „Central Business Disctrict“ (CBD) in der Innenstadt gibt es eine „Free Tram Zone“, in der die Benutzung der Straßenbahn nichts kostet. Dies schließt die touristische Rundlinie 35 „City Circle“ mit ein, die mit historischen Bahnen gefahren wird.
Modernere Bombardier-Triebwagen fahren zum Beispiel über eine zur Light Rail umgebaute ehemalige Bahnstrecke in den Vorort St. Kilda.
Im dortigen Freizeitpark des Grauens „Luna Park“ gibt es angeblich eine „Great Scenic Railway“, die allerdings gerade außer Betrieb war. Ich glaube, wir hätten auch so auf einen Besuch verzichtet. Aber sonst ist es in St. Kilda eigentlich sehr schön.
The Overland
Nächstes Ziel unserer Reise war Adelaide, von Melbourne praktischerweise gut mit dem Zug zu erreichen. Der zwei Mal wöchentlich verkehrende Fernzug trägt den Namen „The Overland“ und als Symbol einen Emu. Emus ließen sich allerdings nicht sehen, aber wir konnten während der Fahrt das ein oder andere Känguru ausmachen, besonders vormittags und abends.
Der Overland wird von der Bahngesellschaft Great Southern Railways gefahren, die Loks kommen von der Pacific National. Der Zug führt nicht nur einen Speise-, sondern auch einen Gepäckwagen mit. Großes Reisegepäck kann man im Flugzeug-Style einchecken.
In der „Red Premium“-Klasse sind am Platz servierte Mahlzeiten inklusive, sollte man zwischendurch Hunger oder Durst bekommen, kann man sich im Speisewagen kostenlos Nachschub holen.
Nach zehneinhalbstündiger Fahrt ist Adelaide erreicht. Die Eisenbahnnetze in den australischen Bundesstaaten Victoria (Hauptstadt Melbourne) und Südaustralien (Hauptstadt Adelaide) sind eigentlich breitspurig, allerdings sind die staatsübergreifenden Linien in Normalspur ausgeführt. Während in Melbourne im zentralen Bahnhof Southern Cross neben vielen Breit- auch ein paar Normalspurgleise für Züge von und nach Sydney und eben unseren Overland vorhanden sind, fahren in Adelaide die normalspurigen Züge vom etwas abseits gelegenen „Parklands Terminal“, das leider überhaupt nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Somit bleibt nur ein Taxi.
Adelaide
In Adelaide gibt es ebenfalls eine Straßenbahn sowie eine „O-Bahn“ genannte Spurbusstrecke, die zum Teil im Tunnel verläuft.
Wir waren allerdings nur kurz in Adelaide und haben auch den öffentlichen Nahverkehr nicht benutzt, deswegen halten wir uns hier auch nicht weiter damit auf.
The Ghan
Von Adelaide im Süden nach Darwin im Norden, einmal quer durch die Mitte, fährt der legendäre Nachtzug „The Ghan“.
Im australischen Winter, der im Northern Territory Australiens die Trockenzeit ist, verkehrt der Ghan zwei Mal die Woche in halber Länge, d.h. mit „nur“ etwa 25 Wagen und über 550 Meter Länge.
Die Reise beginnt im Parklands Terminal, da der Ghan ebenso wie der Overland und der ebenfalls legendäre Indian Pacific von Great Southern Railways betrieben wird und über normalspurige Strecken verkehrt. Zur Abfahrtszeit des Ghan ist das Terminal voll, die Passagiere checken ihr Gepäck ein, es wird Sekt ausgeschenkt und es gibt Live-Musik. Ein Adler ist das Symbol für den Indian Pacific, der den Kontinent von Perth im Westen nach Sydney im Osten durchfährt.
Der Ghan ist ganz klar auf den touristischen Betrieb ausgelegt und eine Fahrt mit diesem Zug gleicht von daher eher einen Schienenkreuzfahrt. Der erste Zwischenstopp ist auch in keiner Stadt, sondern sozusagen mitten im Nichts, in Marla.
Der Zug legt hier um auch wieder viel-zu-früh Uhr einen Halt ein, damit man den unvergleichlichen Sonnenaufgang im Outback genießen kann.
Für die Fahrgäste werden Kaffee und Schnittchen gereicht und am Lagerfeuer kann man sich wärmen, …
… während man auf den Sonnenaufgang im roten Australien wartet.
Mindestens genau so prachtvoll fand ich natürlich, den mächtigen Ghan selbst dort stehen zu sehen.
Eine Innenansicht eines Speisewagens (der Ghan führt mehrere davon mit) und eines Zweier-Abteils der Gold-Klasse in Tagstellung.
Der nächste Halt des Ghan war in Alice Springs. Hier war ein längerer Aufenthalt eingeplant, der für Ausflüge vorgesehen war. Wir buchten einen Ausflug in die Natur.
Bevor wir gegen Abend wieder einsteigen konnten, mussten wir zunächst noch den Gegenzug vom Bahnsteig weg rangieren lassen.
Ab Alice Springs ist die Strecke des Ghan erst 2004 eröffnet worden. Davor gab es keine Verbindung ins Northern Territory. Die Strecke wurde in erster Linie für den Güterverkehr gebaut, um den Hafen in Darwin sinnvoll nutzen zu können. Außer dem Ghan findet kein Personenverkehr statt.
Ein weiterer Zwischenhalt des Ghan ist, am dritten Tag, Katherine. Auch hier gibt es einen „Landausflug“ in die Natur, in diesem Fall die Nitmiluk Gorge. Dort gibt es nicht nur eine beeindruckende Schlucht, sondern auch antike Wandmalereien und Krokodile.
Am Abend des dritten Tages erreicht der Ghan schließlich das Ziel Darwin. Der Bahnhof liegt außerhalb im Hafengebiet, ein Shuttle bringt die Fahrgäste direkt zu den Hotels in der Innenstadt.
Kuranda Scenic Railway
Den Weg von Darwin nach Cairns mussten wir leider mangels Bahnstrecke mit dem Flugzeug zurücklegen. Von Cairns aus gibt es viele touristische Möglichkeiten, zum Beispiel kann man am Great Barrier Reef schnorcheln oder aber mit Seilbahn oder Zug nach Kuranda fahren. Wir wählten für den Ausflug nach Kuranda eine Kombination aus der Seilbahn für die Hinfahrt und dem luxuriösen Zug der Kuranda Scenic Railway für die Rückfahrt.
Die Seilbahn fährt über den Regenwald (und die Bahnstrecke) und ermöglich aus den Kabinen und von einer der Zwischenstationen Blicke auf die beeindruckenden Barron Falls. Im Hintergrund, auf der anderen Seite der Fälle, ist die Zwischenstation der Eisenbahn zu sehen.
Kuranda selbst ist ein Touri-Dorf. Vielleicht schreibt Anke ja noch mal was über die Tiere, denen wir dort begegnet sind. Ich begnüge mich mal mit einem Tierbild von einem Känguru, das das tut, was Kängurus am besten können und am liebsten machen: Chillen. Und einem komischen Huhn, welches den Bahnhof von Kuranda bewohnt.
Der Zug der Kuranda Scenic Railway sieht in der Holzklasse etwas ungemütlich, in der ersten Klasse dafür plüschig aus. In der ersten Klasse („Gold Class“) werden im Preis inbegriffen Snacks und Wein oder sonstige Getränke serviert.
Beim Zwischenstopp bei den Barron Falls eröffnet sich der Blick in die umgekehrte Richtung zur Seilbahn.
Die Kuranda Scenic Railway muss zur Überwindung der Höhendifferenz ein paar Schleifen einlegen, eine davon führt über die Brücke bei den Stoney Creek Falls.
Ansonsten gibt es in der Gegend von Cairns noch ein ausgedehntes Netz von Feldbahnen für den Transport von Zuckerrohr, davon habe ich aber leider keine Bilder.
Brisbane
Für die Weiterreise von Cairns nach Brisbane wollten wir eigentlich eine relativ junge Verbindung nutzen: Den Zug „Spirit of Queensland“. Trotz einer Fahrtzeit von 25 Stunden handelt es sich nicht um einen Schlafwagenzug. In der besseren Klasse werden immerhin Liegesitze angeboten, nur war die leider schon ausgebucht. Für eine derart lange Fahrt über Nacht in engen Sitzwagen war aber selbst ich dann nicht zu begeistern.
Brisbane besitzt ein elektrifiziertes Netz aus Vorortbahnen, die in der in Queensland üblichen Spurweite von 1067mm ausgeführt sind. Zum öffentlichen Nahverkehr gehören aber auch die zahlreichen Fähren auf dem Brisbane River, darunter die mit schnellen Katamaranen befahrene City Cat-Linie. Die Stadtkängurus in Brisbane dagegen greifen, wenn sie sich nicht gerade ausruhen, auf alternative Transportmethoden zurück.
New South Wales XPT
Für die letzte Etappe in Australien fanden wir dann wieder eine gute, wenn auch nicht gerade schnelle Zugverbindung. Der New South Wales XPT („Express Passenger Train“) braucht für die Strecke etwas über 14 Stunden. Die XPT-Züge sind bauähnlich zu den britischen „InterCity 125“ Dieseltriebzügen. Sehr früh morgens fährt der XPT vom Normalspurbahnsteig der Brisbane Roma Street Station ab.
Der Zug ist bewirtschaftet, das Essen ist allerdings auch in der 1. Klasse nicht inkludiert, aber verhältnismäßig günstig. Das Mittag- und Abendessen wurde auf Vorbestellung (vermutlich von außen an den Zug geliefert und dann) an den Platz gebracht. Dazwischen kann man sich im Buffetwagen versorgen.
Sydney
Schließlich kamen wir abends in Sydney Central an. Am folgenden Tag konnte ich dann noch die Aussicht aus dem Hotel mit Gleisblick genießen und noch ein wenig mit den Regionalzügen fahren.
Wir verabschieden uns mit einem Bild mit Bahnbezug. Über die berühmte Harbour Bridge (neben dem noch berühmteren Opernhaus) verläuft nämlich eine Strecke der Vorortbahn.