Archiv der Kategorie: Bibliothekswesen

Wir basteln uns einen Buchscanner

Wer längere Zeit einen Ebookreader in Benutzung hat, lernt die Leichtigkeit, die Hintergrundbeleuchtung und die Masse an Text, die man in ca. 200g herum tragen kann, schnell zu schätzen. Die Vorstellung, dann trotzdem noch mehrere Notizen, Artikel aus gedruckten Büchern etc. „analog“ mit sich herum schleppen zu müssen wirkt auf einem dann immer anachronistischer.

Inspiriert von der sonderbaren Buchhandlung des Mr. Penumbra ist bei uns die Idee gewachsen, doch mal ein paar Texte selber zu scannen. Es gibt eine Reihe von Anleitungen im Internet, Buchscanner selber zu basteln. Diese reichen von einfachen Ständern für die Kameras bis zu elaborierten Scanrobotern, die die Seiten von Büchern selbstständig umblättern.

Bücherregal in dem die Konturen eines Gesichts frei sind.
Cover des Buches: Die Sonderbare Buchhandlung des Mr Penumbra

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Tag 2 – Digitalisierung und Pflichtablieferung

Heute haben wir von 09:00 bis ungefähr 18:30 verschiedene Aspekte der Pflichtablieferung und Digitalisierung diskutiert.

Besonders interessant fand ich, dass es 6 Pflichtablieferungsbibliotheken gibt, von denen eine nicht zu Großbritannien gehört:

-Nationalbibliothek von Schottland
-Nationalbibliothek von Wales
-University Library of Cambridge
-Bodleian Library, Oxford
-Bibliothek des Trinity College in Dublin.
Die Pflichtablieferung wurde einfach über die Unabhängigkeit von Irland hinweg weiter aufrecht erhalten.
Alle Bibliotheken haben das Recht auf alle Pflichtexmplare, so dass ein Verlag 6 Exemplare zur Verfügung stellen muss.
Durch die Ergänzung des Pflichtexemplarsrecht um Digitale Objekte (Verabschiedet in 2013), haben jetzt allerdings die Verlage die Möglichkeit statt 6 Exemplare eines gedruckten Werkes nur eine digitale Kopie abzuliefern. Jede der 6 Bibliotheken bekommt dann jeweils einen parallelen Zugriff auf das Objekt.
Keines der digitalen Objekte darf außerhalb der Bibliothek zugreifbar gemacht werden, auch wenn es der Verlag erlauben würde. So geben fast alle Bibliotheken sehr viel Geld für zusätzliche Lizenzen aus. Die digitalen Objekte werden auf vier Servern gespiegelt und zentral zugänglich gemacht.
Wirklich sehr faszinierend war auch die Zugriffsplattform für digitalisierte Karten.
Hierfür wurden Open Layers verwendet um den Nutzern eine Navigation über die verschiedenen Regionen zu ermöglichen.
Zusätzlich bietet die NLS eine API an um die Informationen der Karten in anderen Oberflächen nutzen zu können.
Details zu erklären ist sehr aufwändig. Wesentlich plastischer wird das Angebot, wenn man mal drauf klickt:
 Bildschirmfoto 2014-04-08 um 22.38.08
Für die Digitalisierung von Büchern in so genannten „Buchwippen-Scannern“ wurde von einem Dienstleister ein spezielles Chart entworfen, an dem die damit verbundene Software automatisch den Winkel der Buchseiten errechnet und diese Kippung in der Nachbearbeitung der Bilder ausgleichen kann:
Komplette nebensächlich aber auch recht schräg:
– In dem Gebäude in dem wir saßen war jede der Etagen in einem eigenen Farbton gestrichen. (Die Farbtöne kamen mir sehr so vor, als wären sie aus unserem Corporate Design:


Position:Jeffrey Street,Edinburgh,Vereinigtes Königreich

Edinburgh Tag 1 – vom Flug zur Unabhängigkeit

Es war ein verdammt langer Tag. 
Deswegen nur ein paar Fotos und morgen gibt es dann den Bericht dazu. 
Das Zimmer:
Edinburgh ist wie genauso wie man es sich vorstellet. Verregenete, alte Häuser, kleine Gassen und Strassen über mehrere Ebenen:
Ein anonymer unbekannter Künstler erstellt Skulpturen aus alten Büchern und verteilt sie in der Stadt. Wann immer jemand von der Nationalbibliothek eine findet, wird diese in die Sammlung aufgenommen und ausgestellt: 
Neben vielen Besprechungen waren wir auch in der Reprostelle, wo eigentlich Digitalisiert wird, aber es trotzdem noch ein Fotolabor gibt:
— ach ja die Unabhängigkeit: Es gibt im September ein Referendum und wenn mehr als 50% der Schotten dafür stimmen, wird Schottland unabhängig. Habe heute keinen Schotten getroffen, der dagegen stimmen wird…. aber das war keine repräsentative Umfrage.

Position:Jeffrey Street,Edinburgh,Vereinigtes Königreich

Vorbereitung

Die eher unangenehme Seite an Dienstreisen ist, dass man immer so viel vorbereiten muss. Arbeit, die immer noch auf die normale Arbeit drauf kommt und einem so fleißig Überstunden beschert.

Damit ich wenigsten ein bisschen präsentieren kann in den nächsten Tagen, war ich dann am Freitag noch bis 20:30 im Büro.

Belohnt wurde ich für meine Mühen dann mit der ab 20:30 startenden Luminale im Eingang der DNB. Es ist schön, wenn man es schon nicht zu irgendwelchen Veranstaltungen schafft, dass diese dann zu einem kommen.

Um mich in Edinburgh direkt orientieren zu können, bin ich dann am Samstag die virtuellen Straßen von Edinburgh mit Google Street View abgefahren. Zwar war ich schon mal dort, aber das ist tatsächlich schon 11 Jahre her und ich erinnere mich nur noch an kalte Räume – Schneesturm und meine Mandelentzündung.

Eigentlich sieht es über Google Street View genauso aus, wie man sich es vorstellen würde. Selbst die verwunschenen Häuser sind dort zu sehen:

Bildschirmfoto 2014-04-05 um 19.25.22

Am Sonntagabend habe ich mich dann noch schnell eingecheckt, damit ich auch ja meinen Platz am Fenster bekomme.

Nach dem Checkin und dem erfolgreichen Druck der Bordkarte (habe nur 5 Versuche gebraucht) wurde mir angeboten, meinen Flug doch Klimaneutral zu halten. Mir wurde also angeboten, für zwei Flüge die Tonnen von Kerosin verbrennen, einen Ablass zu bezahlen und damit den CO2 Ausstoss verschwinden zu lassen. Faszinierend… und ein bisschen so wie der Ablasshandel im Mittelalter. Aber gut; so einfach kommt man nicht wieder in den Umweltschutzhimmel, dachte ich mir, und nahm das Angebote an. Jetzt muss ich gestehen, ich habe schon mit einem etwas höheren Betrag gerechnet, um die Welt zu retten. Schließlich ist meine Sünde ja auch groß.

Und für 5 Euro war ich dabei! FÜNF!!!! Euro…Für den Hinflug UND den Rückflug! Das kann doch niemals so billig sein! Und falls doch, warum wird das nicht immer behoben? Und noch viel wichtiger: Warum stellt sich die Lufthansa die Solarlampen nicht selber hin???

Bildschirmfoto 2014-04-06 um 21.39.13

Position:Schwarzburgstraße,Frankfurt am Main,Deutschland

Closing Session

Am Ende jeden Kongresses gibt es immer noch eine große Closing Session mit einer Reihe von „Pep Talks“ die einem das Gefühl geben, dass die Welt gut wird, wenn nur alle Bibliothekare weiter so zusammenarbeiten wie in diesem Kongress.

Das wichtigste ist aber die Bekanntgabe des übernächsten Tagungsortes, die immer mit einer großen Videopräsentation vorgestellt wird.

 

Vorher machen Franzosen machen sich fertig passend zu winken um die IFLA 2014 in Lyon zu begrüßen:

 

Dieses Jahr fällt die Closing Session wie alle 2 Jahre mit dem IFLA Präsidentinnenwechsel zusammen und als Abschluss gibt es „Standin Ovations“ für Ingrid Parent und eine mit Musik unterlegte Fotoshow der wichtigsten Momente in ihrer Präsidentschaft. 

Darüber hinaus gibt es Preise für die besten Newsletter und Poster.

Das am schlechtesten gehütete Geheimnis dieses Kongresses war der Austragungsort 2015:

Kapstadt in Südafrika

Ich freue mich schon jetzt auf Wein (liquid art), Pinguine und Klippschläfer.

Nächstes Jahr geht es aber erstmal nach Lyon, was dann noch mit einem stimmungsvollem Video präsentiert wird.

Die Begrüßung des französischen Nationalkommittees ist natürlich auf französisch, aber netterweise so deutlich und langsam, dass man mit wenig Französisch noch folgen kann.

Nachdem dann noch mal ausführlich den Volunteers gedankt wurde darf die neue Präsidentin Sinikka Sipilä das Wort ergreifen und ihr Thema: Starke Bibliotheken, starke Gesellschaften vorstellen.

Dabei teilt sie Ihre Erfahrungen mit dem Bibliothekssystem aus Finnland. Ein Land dass sich aus einem arme Land zu einem der reichsten und gerechtesten Länder mit der Hilfe von Bibliotheken und guten Schulsystem geworden ist.

Die Lösung für viele Probleme ist so offensichtlich und einfach, dass man sich fragt warum diese Lösung bei uns nicht gegangen wird.

Abbau von allen baulichen und finanziellen Barrieren zum Zugriff auf Informationen!

 

P.S.: Alle Fotos wurden aus Twitter oder Facebook geklaut. Was damit in Kürze passieren kann hat Andreas ja gut erklärt im Artikel <img>, also schnell lesen und hoffen dass noch die richtigen drin sind 😉

Niemand hat die Absicht

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten — Walter Ulbricht

Und natürlich hat auch niemand die Absicht, in Großbritannien einen Überwachungsstaat zu errichten. Aber es braucht nach den Einschüchterungen gegen den Guardian, hinter denen nach Presseberichten direkt der britisiche Premier stehen soll, keine Verschwörungstheorie mehr, um zumindest die Gefahr als real zu erkennen, dass der geplante britische Pornofilter nicht nur Porno filtern wird.

Es braucht nicht den weiten Weg nach China um zu sehen, wohin es führen kann, wenn erst einmal die Infrastruktur für Websperren da ist. In Finnland ist ähnlich wie auch in anderen skandinavischen Ländern seit einiger Zeit ebenfalls ein Webfilter aktiv. im Gegensatz zur geplanten britischen Variante soll der finnische Filter nur illegale Pornographie filtern. Offenbar gab es auf den Seiten, die auf den Sperrlisten für den finnischen Webfilter verzeichnet waren, jedoch größtenteils gerade keine kinderpornographischen Inhalte, sondern es wurde sogar versucht, unliebsame, politische Inhalte zu unterdrücken.

Aber wie ist das bei uns? Deutschland hatte die Spiegel-Affäre und das Zugangserschwerungsgesetz ist wieder vom Tisch.

Dennoch müssen wir aufpassen, dass wir nicht schlafwandelnd in eine Überwachungsgesellschaft geraten. Bei der IFLA/FAIFE wurde darüber schon letztes Jahr gesprochen, aber die Thematik ist aktueller denn je.

Street Art in Diekirch, Luxemburg
Street Art in Diekirch, Luxemburg

Untergrund

Seit gestern fühle ich mich wirklich in Singapur angekommen. Ich kenne jetzt den unterirdischen Weg vom Hotel bis zum Konferenzzentrum. Das ermöglicht einen sich den gesamten Tag in einem vollkommen künstlichen Klima aufzuhalten und auch der störenden Sonne erfolgreich zu entkommen. Gut gekühlt, angenehm durch Neonlicht erleuchtet und auf wirklich komplett sauberen glänzenden Boden kann man sämtlichen störenden Einflüssen der richtigen Welt entkommen. Zwischen Sitzungen in komplett fensterlosen Besprechungsräumen und Mittag und Abendessen im angeschlossenen Einkaufszentrum bleibt man unbeeinflusst von tropischen Klima und solchen verstörenden Dingen wie Regen oder Sonnenschein, Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.

Damit man seinen Weg nicht verliert wird man über die verschiedenen Schilder von Shoppin Mall zu Shopping Mall geleitet:

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Etwas später habe ich dann noch den Plan entdeckt:

 

Unterirdisch gibt es natürlich unendlich viele Geschäfte mit wichtigen Dingen für den täglichen Bedarf wie Taschen von Gucci, Luis Vuiton, Brillen von Prada, Mäntel von Burberry, Schokolade in allen Formen von Herscheys, Popcorn in 30 Varianten und einzelnen Cookie Geschäften:

 

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Auch wenn man an vielen Stellen rauf und runter gehen muss gibt es an jeder Stelle mehr als ausreichend Rolltreppen die einen sicher rauf und runter fahren so dass nie auch nur eine Stufe genommen werden muss.