Seit gestern fühle ich mich wirklich in Singapur angekommen. Ich kenne jetzt den unterirdischen Weg vom Hotel bis zum Konferenzzentrum. Das ermöglicht einen sich den gesamten Tag in einem vollkommen künstlichen Klima aufzuhalten und auch der störenden Sonne erfolgreich zu entkommen. Gut gekühlt, angenehm durch Neonlicht erleuchtet und auf wirklich komplett sauberen glänzenden Boden kann man sämtlichen störenden Einflüssen der richtigen Welt entkommen. Zwischen Sitzungen in komplett fensterlosen Besprechungsräumen und Mittag und Abendessen im angeschlossenen Einkaufszentrum bleibt man unbeeinflusst von tropischen Klima und solchen verstörenden Dingen wie Regen oder Sonnenschein, Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.
Damit man seinen Weg nicht verliert wird man über die verschiedenen Schilder von Shoppin Mall zu Shopping Mall geleitet:
Etwas später habe ich dann noch den Plan entdeckt:
Unterirdisch gibt es natürlich unendlich viele Geschäfte mit wichtigen Dingen für den täglichen Bedarf wie Taschen von Gucci, Luis Vuiton, Brillen von Prada, Mäntel von Burberry, Schokolade in allen Formen von Herscheys, Popcorn in 30 Varianten und einzelnen Cookie Geschäften:
Auch wenn man an vielen Stellen rauf und runter gehen muss gibt es an jeder Stelle mehr als ausreichend Rolltreppen die einen sicher rauf und runter fahren so dass nie auch nur eine Stufe genommen werden muss.
WOHA ist der Name einer Architekturfirma, deren Häuser ich mir heute angesehen habe. Wobei WOHA auch ganz gut als Ausdruck der Überraschung und Überwältigung taugt. Diese Stadt ist so unglaublich eng und nach oben gebaut, dass ein Stadtplan einem immer nur ansatzweise weiterhilft. Unser Hotel besteht zum Beispiel aus 2 Türmen und einem Verbindungsgebäude in der Mitte mit der Lobby. Allerdings ist die Lobby nicht im Erdgeschoß sondern auf einem Einkaufszentrum, das wiederum auf eine Tiefgarage steht, die mit dem Einkaufszentrum gegenüber auf der Straße verbunden ist. Man muss also erst in einen der Türme und 4 oder 5 Etagen mit dem Fahrstuhl fahren um dann in der Lobby anzukommen. Dass man von dort wiederum einen Park betreten kann, der auf einem Teil des Einkaufszentrums ist, macht die Orientierung nicht einfacher.
Ich glaube, dass man die komplette Innenstadt auch unterirdisch oder in der 4-6 Etage durchqueren kann indem man die Brücken zwischen den Häusern benutzt. Leider gibt es für diese Ebenen keine Pläne, so dass nur Insider die klimatisierten Wege durch die Stadt kennen.
Bei meinen Rundgängen durch die Straßen habe ich heute übrigens 5 Gesetze (teilweise sogar absichtlich) gebrochen und es ist mir nichts passiert:
Kaugummi in der Öffentlichkeit kauen (hatte ich vergessen)
Eine Straße ohne Ampel oder Zebrastreifen überqueren und das obwohl dort dieses Schild stand:
Eine Straße bei rot überqueren (die Ampel wurd einfach nicht grün und nachdem alle anderen einfach gegangen waren kam ich mir doof vor 😉 )
In der Öffentlichkeit Wasser trinken
Auf der Straße essen
Während ich unterwegs war konnte ich einige Häuser von WOHA sehen und bestaunen.
Das Architekturbüro WOHA hat sich auf Häuser für Städte mit einer dichten Besiedlung und heißem Klima spezialisiert und baut vor allem Hochhäuser mit sehr viel Lebensqualität. Die Häuser sind immer so konzipiert, dass keine bis fast keine Klimaanalage benötigt wird.
Das wird durch Gärten und Bepflanzungen an den ungewöhnlichsten Stellen des Hause erreicht.
Durch die Parks auf den verschienen Etagen können Menschen auch noch in der 20. Etage sich vor die Tür in einen Park setzen. Darüber hinaus spenden die Bäume schatten und sorgen für eine kühlere Luft.
Besonders beeindruckend ist auch die Singapur School of Arts, die von diesem Büro erstellt wurde.
Hier sieht es erstmal nur so aus, als ob die Facade bewachsen währe:
Aber das Haus hat eine extrem ausgegklügelte verwinkelte Struktur, durch die es viel Platz unter freiem Himmel gibt an denen es nicht kühl und stickig ist. Durch die Pflanzen und verschiene schiefe Wände gibt es viel Schatten und es weht immer ein leichter Luftzug.
Neben diesen Häusern gibt es noch gefühlte 5.000.000 Einkaufszentren in denen man wirklich alles kaufen kann was man sich vorstellt. Mir ist völlig unklar wo die ganzen Menschen herkommen die den ganzen Kram kaufen. Allein ums Hotel herum gibt 5 verschiedene Einkaufszentren wovon eins ja schon unter dem Hotel ist.
Und dann war da noch unter der Rubrik „Skurriles“ eine bisexuelle Bordbistrobekanntschaft auf dem Weg zu ihrem Schwarm Isi an die Isar.
Ob das mal funktioniert mit den beiden werde ich wohl nie erfahren, aber ich bin da wenig zuversichtlich, da Isi von ihrem Besuch noch nichts ahnte und die Bordbistrobegegnung, die Isi am Arbeitsplatz zu finden versuchte, Isis Adresse und Telefonnummer nicht kannte.
Aber ich weiß jetzt zumindest, dass ich mir nie diesen Cheeseburger bestellen werde. Der wurde nämlich, als er ihr aufgetischt wurde, von Isis Hasi nur mit „Ih!“ kommentiert. Und er riecht ziemlich mies.
Da hol‘ ich mir von dem ganzen Geld aus der Alliterations- und Assonanzkasse beim nächsten Mal lieber wieder einen köstlichen Butterkuchen.
Der Flug war (wenn auch zu lang) sehr angenehm. Man konnte sogar aus verschiedenen Menüs auswählen, was gab nette Socken und eine Zahnbürste, sowie wenn man wollte so viele Singapur Slings wie man wollte.
In meinem Handgepäck hat sich die gesamte Zeit eine Dose Kaugummis befunden, die irgendwie gar keinen Interessiert haben.
So das diese Dose jetzt auch sicher hier im Hotelzimmer steht:
Was mich beim ersten Erkunden der Umgebung aber überrascht hat. Es gibt Kaugummi flecken auf dem Boden der Straßen!
Schon wieder bin ich auf eine Lange Schlange von Deutschen am Gate hereingefallen.
20 Minuten zu spät am Gate dachte ich bei dieser Schlange kurzfristig das Boarden sei schon im Gange.
Aber natürlich war es wie bei jeder großen Maschine, es wird nach Sitzreihe geboarded.
So bin ich dann schnell an der Schlange vorbei ins Flugzeug gekommen.
Jetzt frag ich mich wofür der Netz- und USB- Anschluss wohl ist.
Da die passenden Kabel im Koffer sind werde ich das Rätsel wohl nicht lösen.
Aber die Sitze passen farblich gut zu meiner Kleidung.
Was ja das wichtigste ist ;).
In Singapur werden wohl noch weniger Kinder geboren als hier in Deutschland. Laut Paul Linnarz [1] lag das bei 1,16 Kindern pro Frau in 2010, während hier noch ganze 1,37 Kinder pro Frau geboren werden. Wohl ein klares Zeichen der die Industrialisierung. Die Regierung denkt aber trotzdem es könnte nicht schaden, den Männern zu erklären wie sie ein passendes Weibchen finden:
aus: http://app.sdn.sg/ChristmasCartoon.aspx
Sollten diese Erklärungen nicht reichen, gibt die Social Development Unit auch noch einen Chatroom und einen Datingplatform, Speeddating und Tipps für alle heterosexuell paarungwillingen Singaourianer heraus:
Dort findet sich auch ein ganzes Handbuch für alle Situationen der Partnerschaft vom ersten Date bis zur Trennung (natürlich nur zwischen Mann und Frau):
Um die Singapurianer noch mehr zu motivieren sich doch endlich einen Partner fürs leben zu suchen gibt es noch eine Reihe von „Erfolgsgeschichten„, in denen Paare erzählen wie sich mit Hilfe der Staatlichen Bemühungen gefunden haben.
Die staatlichen Cartoonzeichner unterstützen dabe sehr stark das traditionelle Rollenbild und die Idee, das Frauen ihre volle Erfüllung in der Ehe finden:
the hows aus: http://www.gov.sg/government/web/content/govsg/classic/subsite/cartoons/thehows#4
Besonders deutlich wird das Frauenbild in diesem Cartoon:
Neben den Bemühungen zur Paarung seiner Staatsangehörigen wird auch sehr viel Energie in eine harmonisches Miteinander der Religionen gesteckt, das mir persönlich sehr gut gefällt:
„Die Religionsfreiheit ist in der Verfassung des Stadtstaatesgarantiert. So hat jede der in Singapur am stärksten verbreiteten Religionen auch das Recht auf eine bestimmte Zahlan gesetzlichen Feiertagen. Weihnachten wird also ebenso begangen wie das Vesak-Fest der Buddhisten, das chinesische Neujahrsfest oder Hari Raya für die Muslime. Die Festtage gelten für die Gesamtbevölkerung. An den betreffenden Tagen bleiben die Schulen, Büros und Behörden geschlossen. „[2]
Wohnen
Wenn das Paarungsverhalten staatlich gefördert wird, werden Wohnungen schon lange gesteuert, dafür ist das Ministerium für Housing und Development verantwortlich.
„Insgesamt dürfen nur acht Prozent aller Wohnungen eines Blocks und nur fünf Prozent aller Wohnungen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Angehörigen einer Ethnie belegt werden.“ [3]
„Es gibt Gemeindezentren und die Gebäude sehen sauber aus. Innen sind die Einwohner “gemischt”, die Regierung kontrolliert, wer seine Wohnung an wen verkaufen kann. Eine Ghettobildung (Inder/Chinesen/Malayen-Blocks) wird so vermieden, die einzelnen Häuserblocks sind etwa so aufgeteilt wie Singapurs Gesellschaft insgesamt.“[4]
Nach den vorherigen Aussführungen überrascht es nicht, dass es spezielle Förderungen gibt für Ehepaare, damit diese schneller eine Wohnung finden.
Wie man sich als Ehepaar bei der Wohnungssuche am besten zu verhalten hat, zweigt übrigens dieser Cartoon sehr schön:
mehr nützliche Tipps unter: http://www.gov.sg/government/web/content/govsg/classic/subsite/cartoons/thehows#1
Noch mal glauben
Nebenbei bin ich jetzt schon ein Fan der Websiten der verschiedenen Ministerien von Singapur.
Hier zum Beispiel die „wir finden das Land toll„-Seite, die von der Regierung „unterstützt“ eine politische Kommunikation zwischen den Staatsangehörigen fördert.