Alle Beiträge von Anke Verena Meyer-Heß

Tag 2 – Digitalisierung und Pflichtablieferung

Heute haben wir von 09:00 bis ungefähr 18:30 verschiedene Aspekte der Pflichtablieferung und Digitalisierung diskutiert.

Besonders interessant fand ich, dass es 6 Pflichtablieferungsbibliotheken gibt, von denen eine nicht zu Großbritannien gehört:

-Nationalbibliothek von Schottland
-Nationalbibliothek von Wales
-University Library of Cambridge
-Bodleian Library, Oxford
-Bibliothek des Trinity College in Dublin.
Die Pflichtablieferung wurde einfach über die Unabhängigkeit von Irland hinweg weiter aufrecht erhalten.
Alle Bibliotheken haben das Recht auf alle Pflichtexmplare, so dass ein Verlag 6 Exemplare zur Verfügung stellen muss.
Durch die Ergänzung des Pflichtexemplarsrecht um Digitale Objekte (Verabschiedet in 2013), haben jetzt allerdings die Verlage die Möglichkeit statt 6 Exemplare eines gedruckten Werkes nur eine digitale Kopie abzuliefern. Jede der 6 Bibliotheken bekommt dann jeweils einen parallelen Zugriff auf das Objekt.
Keines der digitalen Objekte darf außerhalb der Bibliothek zugreifbar gemacht werden, auch wenn es der Verlag erlauben würde. So geben fast alle Bibliotheken sehr viel Geld für zusätzliche Lizenzen aus. Die digitalen Objekte werden auf vier Servern gespiegelt und zentral zugänglich gemacht.
Wirklich sehr faszinierend war auch die Zugriffsplattform für digitalisierte Karten.
Hierfür wurden Open Layers verwendet um den Nutzern eine Navigation über die verschiedenen Regionen zu ermöglichen.
Zusätzlich bietet die NLS eine API an um die Informationen der Karten in anderen Oberflächen nutzen zu können.
Details zu erklären ist sehr aufwändig. Wesentlich plastischer wird das Angebot, wenn man mal drauf klickt:
 Bildschirmfoto 2014-04-08 um 22.38.08
Für die Digitalisierung von Büchern in so genannten „Buchwippen-Scannern“ wurde von einem Dienstleister ein spezielles Chart entworfen, an dem die damit verbundene Software automatisch den Winkel der Buchseiten errechnet und diese Kippung in der Nachbearbeitung der Bilder ausgleichen kann:
Komplette nebensächlich aber auch recht schräg:
– In dem Gebäude in dem wir saßen war jede der Etagen in einem eigenen Farbton gestrichen. (Die Farbtöne kamen mir sehr so vor, als wären sie aus unserem Corporate Design:


Position:Jeffrey Street,Edinburgh,Vereinigtes Königreich

Edinburgh Tag 1 – vom Flug zur Unabhängigkeit

Es war ein verdammt langer Tag. 
Deswegen nur ein paar Fotos und morgen gibt es dann den Bericht dazu. 
Das Zimmer:
Edinburgh ist wie genauso wie man es sich vorstellet. Verregenete, alte Häuser, kleine Gassen und Strassen über mehrere Ebenen:
Ein anonymer unbekannter Künstler erstellt Skulpturen aus alten Büchern und verteilt sie in der Stadt. Wann immer jemand von der Nationalbibliothek eine findet, wird diese in die Sammlung aufgenommen und ausgestellt: 
Neben vielen Besprechungen waren wir auch in der Reprostelle, wo eigentlich Digitalisiert wird, aber es trotzdem noch ein Fotolabor gibt:
— ach ja die Unabhängigkeit: Es gibt im September ein Referendum und wenn mehr als 50% der Schotten dafür stimmen, wird Schottland unabhängig. Habe heute keinen Schotten getroffen, der dagegen stimmen wird…. aber das war keine repräsentative Umfrage.

Position:Jeffrey Street,Edinburgh,Vereinigtes Königreich

Vorbereitung

Die eher unangenehme Seite an Dienstreisen ist, dass man immer so viel vorbereiten muss. Arbeit, die immer noch auf die normale Arbeit drauf kommt und einem so fleißig Überstunden beschert.

Damit ich wenigsten ein bisschen präsentieren kann in den nächsten Tagen, war ich dann am Freitag noch bis 20:30 im Büro.

Belohnt wurde ich für meine Mühen dann mit der ab 20:30 startenden Luminale im Eingang der DNB. Es ist schön, wenn man es schon nicht zu irgendwelchen Veranstaltungen schafft, dass diese dann zu einem kommen.

Um mich in Edinburgh direkt orientieren zu können, bin ich dann am Samstag die virtuellen Straßen von Edinburgh mit Google Street View abgefahren. Zwar war ich schon mal dort, aber das ist tatsächlich schon 11 Jahre her und ich erinnere mich nur noch an kalte Räume – Schneesturm und meine Mandelentzündung.

Eigentlich sieht es über Google Street View genauso aus, wie man sich es vorstellen würde. Selbst die verwunschenen Häuser sind dort zu sehen:

Bildschirmfoto 2014-04-05 um 19.25.22

Am Sonntagabend habe ich mich dann noch schnell eingecheckt, damit ich auch ja meinen Platz am Fenster bekomme.

Nach dem Checkin und dem erfolgreichen Druck der Bordkarte (habe nur 5 Versuche gebraucht) wurde mir angeboten, meinen Flug doch Klimaneutral zu halten. Mir wurde also angeboten, für zwei Flüge die Tonnen von Kerosin verbrennen, einen Ablass zu bezahlen und damit den CO2 Ausstoss verschwinden zu lassen. Faszinierend… und ein bisschen so wie der Ablasshandel im Mittelalter. Aber gut; so einfach kommt man nicht wieder in den Umweltschutzhimmel, dachte ich mir, und nahm das Angebote an. Jetzt muss ich gestehen, ich habe schon mit einem etwas höheren Betrag gerechnet, um die Welt zu retten. Schließlich ist meine Sünde ja auch groß.

Und für 5 Euro war ich dabei! FÜNF!!!! Euro…Für den Hinflug UND den Rückflug! Das kann doch niemals so billig sein! Und falls doch, warum wird das nicht immer behoben? Und noch viel wichtiger: Warum stellt sich die Lufthansa die Solarlampen nicht selber hin???

Bildschirmfoto 2014-04-06 um 21.39.13

Position:Schwarzburgstraße,Frankfurt am Main,Deutschland

Spanien, Franco, die UN und Sezession

Vor ein paar Tagen wurden von Argentinien internationale Haftbefehle gegen Täter der Franco-Diktatur gestellt. Die UN fordert Spanien auf, die Zeit der Franco-Diktatur aufzuarbeiten. Darüber berichtete die spanische El País. In den deutschsprachigen Medien war die Meldung eher wenig präsent, Ausnahmen sind die taz, Telepolis und die Wiener Zeitung. Doch Spanien stellt sich offenbar quer und beruft sich auf ein Amnestiegesetz aus dem Jahr 1977.

Das muss man sich jetzt erst mal langsam in Ruhe im Kopf setzen lassen! Die Diktatur wurde in Spanien nicht durch eine Revolution des Volkes beendet, sondern einfach nur weil der Diktator gestorben ist. Viele wichtige Funktionäre der Diktatur waren dann auch bei der Umstellung auf die parlamentarische Monarchie (Demokratie) beteiligt und hatten Gelegenheit sich ein warmes und sicheres Nest zu bauen. Um sicher zu gehen, dass nicht im Nachhinein jemand auf die Idee kommt jemand der Verbrechen anzuklagen wurde gleich noch ein Amnestiegesetzt verabschiedet.

Es sind mindestens 113.000 Menschen beiseite geschafft worden in dieser Zeit! Da diese Menschen nicht wieder aufgetaucht sind, handelt es sich wohl in vielen Fällen um Mord. Die Menschen, die für diese Morde verantwortlich waren konnten zu großen Teilen ein gutes bürgerliches Leben führen und in 37 Jahren nach der Einführung eines angeblichen Rechtsstaates werden diese Menschen immer noch von der aktuellen Spanischen Regierung geschützt. Warum empört das keinen??!! Warum gibt es stattdessen in den spanischen Medien ausführliche Berichte über die Hüft-OP des Königs?? Warum gibt es keine Sanktionen der EU? Was machen die anderen Rechtsstaaten?

Unterdessen kam in einer Diskussion über Katalonien am Wochenende die Frage auf, wann sich denn eigentlich ein Staat für unabhängig erklären kann und auf welcher Grundlage. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat dies im Jahr 2007 vor dem Hintergrund des Kosovo beleuchtet. Grundsätzlich bestehe eine Spannung zwischen dem Recht eines Staates auf Wahrung seiner Existenz in seinen bestehenden Grenzen und dem Recht eines Volkes auf Selbstbestimmung. Ein Recht auf Sezession wird nicht grundsätzlich verneint, allerdings nur als letzter Ausweg bei Menschenrechtsverletzungen.

Merkel, Barilla oder das traditionelle Familienbild

 Kurz zur Erinnerung bzw. Zusammenfassung für die, die es noch nicht mitbekommen haben. Der Chef von Barilla, Guido Barilla, möchte keine Werbespots mit homosexuellen Paaren machen, da er das traditionelle Familienbild unterstützt.

Diese Äußerung hat zu einer Protestwelle in den sozialen Medien geführt und es wurde vehement zum Boykott der Marke aufgerufen. http://www.tagesschau.de/ausland/barilla-homosexuelle100.html

Eine ähnliche Äußerung gab es von Angela Merkel in der Wahlkampfarene, die sich ohne richtige Argumente, gegen das Adoptionsrecht von homosexuellen Paaren ausgesprochen hat. http://www.fr-online.de/bundestagswahl—hintergrund/wahlarena-empoerung-ueber-merkel-aeusserung-,23998104,24269106.html

Seltsamer Weise hat die Äußerung von Merkel zu keinem Boykottaufruf der CDU geführt und wie man an den Wahlergebnisse sieht hatte diese Aussage auch keine negative Wirkung auf die Popularität gehabt.

 

Jetzt stehe ich vor der Entscheidung ob ich auch Barilla boykottieren möchte. (Bei der CDU war die Antwort für mich schon vorher klar.)

Zunächst muss man sagen, dass Barilla mit Abstand die besten Nudeln produziert und ich Pasta in jeglicher Form liebe. Dann muss ich zugeben, dass ich wie viele andere Supermarkteinkäuferinnen viele schlechte Dinge für ein gutes Essen in Kauf nehme. So kommen mir doch die Tötung von Tieren und die miserablen Bedingen von Mitarbeitern in der Fleischindustrie viel schlimmer vor, als die dumme Aussage eines Firmenchefs.

Noch schlimmer ist auch, dass so eine gewünschte Werbung in bestimmten Ländern unter harte Strafen gestellt wird. Ich müsste konsequenterweise auch alle Produkte aus Russland, Litauen und Ungarn komplett boykottieren.

 

Und dann betrifft mich diese Aussage doch gar nicht. Ich bin nicht homosexuell, will erst recht keine Kinder adoptieren und gucke sowieso keine Werbung. Die Nudeln kauf ich allein wegen der Qualität und nicht um die Welt zu verbessern.

 

 

TROTZ ALLE DEM machen mich diese Aussagen (von Frau Merkel und Herrn Barilla) nachdenklich und macht mir Angst. Warum?

Vor allem schreckt mich das Hochhalten des traditionellen Familienbildes. Noch mehr schreckt mich das, wenn in der Politik die Rede von der traditionellen Familie als kleines Einheit des Staates ist.

 

Was ist denn das traditionelle Familienbild?

Zunächst einmal kommt den meisten wahrscheinlich die Kernfamilie in den Sinn, die aus zwei Eltern und Kindern besteht. (http://de.wikipedia.org/wiki/Kernfamilie)

 

Wenn das ganze traditionell wird, dann besteht diese Familie aus Vater, Mutter und von den beiden gezeugten Kindern. Adoptierte Kinder oder Kinder aus von nur einem Elternteil gehören hier also schon mal persé nicht rein.

Hier ist natürlich die Rollenteilung auch ganz klar. Die Männer bringen das Geld rein und die Mütter kümmern sich um den Haushalt. Entscheidungen werden in der Regel vom Vater getroffen.

Diese Art der Familie war vielleicht die kleinste Einheit in einer Monarchie, aber was hat das bitteschön mit unserer Demokratie zu tun? Hoffentlich gar NICHTS?

Ich möchte NICHT dass die Entscheidungsgewalt immer den Männern zusteht und ich möchte auch nicht, dass die Rollen von Menschen vom Geschlecht abhängen. Darüber hinaus werden in diesem Bild alle Menschen ausgeschlossen, deren Leben sie nicht mit zwei fürsorglichen und lebenden Erzeugern bedacht hat.

Frau Merkel äußert darüber hinaus indirekt die Meinung, dass Frauen die besseren Kinderbetreuerinnen seien. Meiner Meinung nach ein gefährliches Vorurteil, dass alle Männer und Frauen diskriminiert. Dieses Vorurteil verteilt verschiedene Attribute auf beide Geschlechter ohne die große Individualität von Menschen zu würdigen und befreit den Besitzer von der Anstrengung sich immer wieder mit neuen Menschen auseinanderzusetzen. Eine Eigenschaft, die ich nicht gerne an Menschen in der Politik sehe bzw. die ich als große Gefahr sehe.

Apropos weitere Vorurteile: Einwanderer Familien haben noch traditionelle Familienwerte? Diese Studie zeigt schön, dass Menschen einfach unterschiedlich sind und das nicht an der Herrkunft hängt: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/rollenmodelle,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

Closing Session

Am Ende jeden Kongresses gibt es immer noch eine große Closing Session mit einer Reihe von „Pep Talks“ die einem das Gefühl geben, dass die Welt gut wird, wenn nur alle Bibliothekare weiter so zusammenarbeiten wie in diesem Kongress.

Das wichtigste ist aber die Bekanntgabe des übernächsten Tagungsortes, die immer mit einer großen Videopräsentation vorgestellt wird.

 

Vorher machen Franzosen machen sich fertig passend zu winken um die IFLA 2014 in Lyon zu begrüßen:

 

Dieses Jahr fällt die Closing Session wie alle 2 Jahre mit dem IFLA Präsidentinnenwechsel zusammen und als Abschluss gibt es „Standin Ovations“ für Ingrid Parent und eine mit Musik unterlegte Fotoshow der wichtigsten Momente in ihrer Präsidentschaft. 

Darüber hinaus gibt es Preise für die besten Newsletter und Poster.

Das am schlechtesten gehütete Geheimnis dieses Kongresses war der Austragungsort 2015:

Kapstadt in Südafrika

Ich freue mich schon jetzt auf Wein (liquid art), Pinguine und Klippschläfer.

Nächstes Jahr geht es aber erstmal nach Lyon, was dann noch mit einem stimmungsvollem Video präsentiert wird.

Die Begrüßung des französischen Nationalkommittees ist natürlich auf französisch, aber netterweise so deutlich und langsam, dass man mit wenig Französisch noch folgen kann.

Nachdem dann noch mal ausführlich den Volunteers gedankt wurde darf die neue Präsidentin Sinikka Sipilä das Wort ergreifen und ihr Thema: Starke Bibliotheken, starke Gesellschaften vorstellen.

Dabei teilt sie Ihre Erfahrungen mit dem Bibliothekssystem aus Finnland. Ein Land dass sich aus einem arme Land zu einem der reichsten und gerechtesten Länder mit der Hilfe von Bibliotheken und guten Schulsystem geworden ist.

Die Lösung für viele Probleme ist so offensichtlich und einfach, dass man sich fragt warum diese Lösung bei uns nicht gegangen wird.

Abbau von allen baulichen und finanziellen Barrieren zum Zugriff auf Informationen!

 

P.S.: Alle Fotos wurden aus Twitter oder Facebook geklaut. Was damit in Kürze passieren kann hat Andreas ja gut erklärt im Artikel <img>, also schnell lesen und hoffen dass noch die richtigen drin sind 😉