Offenburg-TV

Am Bahnhof in Offenburg gibt es neuerdings eine erweiterte Videoüberwachung. Sind die Kameras womöglich schon Teil des von Innenminister Friedrich und Bahnchef Grube versprochenen Ausbaus der Videoüberwachung auf Bahnhöfen? Der Offenburger Bahnhof ist nun nicht gerade als Hort des Verbrechens verschrien und wegen den sehr offenen und überschaubaren Bahnsteigen kein sogenannter „Angstraum“ (vielleicht mit Ausnahme der Unterführung, aber um die geht es hier nicht!), so dass das subjektive Sicherheitsempfinden eher hoch sein dürfte. Von daher schauen wir uns die Kameras doch etwas genauer an.

Videoüberwachung am Bahnhof Offenburg
Videoüberwachung am Bahnhof Offenburg

Für eine möglichst die komplette Fläche eines Bahnsteigs abdeckende Überwachung würde man eigentlich erwarten, dass sich über den Bahnsteig verteilt mehrere Kameras mit Weitwinkeloptik finden, manchmal auch drehbar und/oder als sogenannte Dome-Kamera ausgeführt. Die Kameras in Offenburg sind jedoch fest, vergleichsweise groß und somit vermutlich recht hoch auflösend und genau auf die Treppenabgänge gerichtet. Damit erinnern sie sehr an die Anordnung im Mainzer Hauptbahnhof, bei der in einem Versuch in Zusammenarbeit mit dem BKA, der bis 2007 lief, automatische Gesichtserkennung getestet wurde.

Diese Anlage in Offenburg scheint also weniger für eine Überwachung der Bahnsteige, sondern vielmehr für eine Erfassung der aus- oder umsteigenden Fahrgäste geeignet. Offenburg ist ein Umsteigebahnhof für viele Verbindungen, insbesondere muss der größte Teil der Fernreisenden entlang der Schwarzwaldbahn bis nach Konstanz hier umsteigen, ebenso sind die Anschlüsse nach Straßburg für Umsteiger aus dem ICE attraktiv. Verglichen mit Bahnhöfen ähnlicher Größenordnung lässt sich also eine hohe Zahl von Personen mit eher geringem Aufwand überwachen.

Ein wenig mehr Transparanz wäre also wünschenswert: Wer betriebt die Kameras, die Bahn oder die Polizei? Welchem Zweck dienen sie? Zur Verhinderung von Kriminalität auf den Bahnsteigen wäre jedenfalls eine Überwachung durch Personen, die im Bedarfsfall auch einschreiten können, bedeutend besser. Die Mitarbeiter von DB-Sicherheit zeigen im Vergleich zu anderen Bahnhöfen auch jetzt schon verhältnismäßig hohe Präsenz und der komplette Bahnsteigbereich ließe sich wegen seiner Übersichtlichkeit sogar von nur einer einzelnen Person praktisch vollständig überblicken.