Warum gibt es eigentlich keine „Blaumänner“ für Frauen?

Vor ein paar Wochen lag vor unserer Tür ein dicker Werbeprospekt für Arbeitsbekleidung und Betriebsausstattungen.

Staunend habe ich entdeckt, was es alles für praktische Funktionskleidung für Handwerker gibt. Softshelljacken, Schuhe mit Stahlkappen, Overalls etc. alles aus gutem Material mit allerlei praktischen Funktionen und Taschen zu günstigen Preisen. Ein sehr tolles Angebot. Begeistert habe ich angefangen mit eine Wunschliste zu erstellen… also es zumindest versucht. Nach ca. 100 von 400 Seiten viel mir auf, dass alles Kleidungsstücke ausschließlich in Männergrößen waren.

Logo von: http://shop.arbeitskleidung.de/

Auf Seite 250 sah ich endlich eine Frau und es wurde „Arbeitskleidung“ für Frauen angeboten: T-Shirts. Damit war dann das Arbeitskleidungsangebot für Frauen in dem Heft erschöpft.

Enttäuscht ging ich ins Internet… Es muss doch körperlich arbeitende Frauen geben, die müssen doch was anziehen… Die Funde haben mein Weltbild erschüttert.

In den Arbeitsbekleidungsshops im Internet hat Damenbekleidung einen Stand eines ausgefallenen Sonderlings.

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https://www.engelbert-strauss.de/

Oder nur leicht implizit unter Pflege, Medizin oder Gastronomie:

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http://www.kraehe.com/
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http://www.berufsbekleidung.de/

Die Rollenklischees werden in den Fotos sehr schnell sehr deutlich. Erstens arbeiten Frauen wohl eh nur zu maximal 10% und wenn sind es die typischen „Bedienungstätigkeiten“. Männer sind dagegen stark, dreckig und bauen neue tolle Dinge.

Natürlich habe ich leicht übertrieben. Ich habe einen Shop gefunden, der Latzhosen für Damen im Angebot hat. Ganze 5 Produkte gibt es… Für Männer gibt es in dem Shop übrigens über 200 Produkte.

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Was sagt uns das alles? Ich gehe davon aus, dass die Herstelle und Shops ihr Angebot vor allem an der Nachfrage orientieren und nicht sich an einer sexistischen Weltsicht orientieren. Das ist, finde ich, aber fast noch trauriger. Menschen scheinen sich immer noch nicht wirklich nach ihren Neigungen zu entscheiden, sondern zu großen Teilen auch in unserer Gesellschaft durch Rollenbilder bestimmt zu werden.