Luxemburg mit der Bahn, Teil 3: Drink & Drive

Am dritten Tag der Luxemburg-Tour stand der Norden auf dem Programm. Die Linie 10 der CFL führt bis zur belgischen Grenzen nördlich von Ulflingen (luxemburgisch Ëlwen, französisch Troisvierges). Es gibt durchgehende Züge bis Lüttich und weiter. Zur Linie 10 gehören auch zwei Stichstrecken, die anders als im Fall der am zweiten Tag befahrenen Linie 60 ohne zusätzlichen Buchstaben auskommen müssen. Die von Luxemburg Stadt aus kommend erste zweigt in Ettelbrück nach Diekirch ab, die zweite in Kautenbach nach Wiltz. Das Grundangebot besteht aus stündlichen InterRegio-Zügen von Luxemburg nach Troisvierges, die alle zwei Stunden weiter nach Belgien fahren, und stündlichen Regionalbahnen von Luxemburg nach Wiltz, die in Ettelbrück Anschluss nach Diekirch haben. Von Montag bis Samstag kommen noch stündliche IR von Luxemburg direkt nach Diekirch und stündliche RB von Luxemburg nur bis Ettelbrück hinzu. Die beiden IR und RB ergänzen sich jeweils zu einem Halbstundentakt.

Die erste Fahrt des Tages führte uns von Luxemburg mit einem der direkten IR nach Diekirch. Gefahren wurde mit einem der zweiteiligen Triebwagen, wie wir sie bereits vom zweiten Tag der Tour kannten.

IR nach Diekirch
IR nach Diekirch

Bei der Ankunft in Diekirch sieht man schon direkt im Hintergrund…

Der Bahnhofsvorplatz in Diekirch
Der Bahnhofsvorplatz in Diekirch

… die nach der Stadt benannte, in Luxemburg sehr bekannte Brauerei.

Brauerei Diekirch
Brauerei Diekirch

Der Nobbe wollte die Brauerei besuchen und fand heraus, dass es zumindest ein Brauereimuseum geben sollte. Nach ein wenig Suchen fand sich dieses jedoch nicht bei der Brauerei. Stattdessen fanden wir die Wagenfabrik Wagner.

Wagenfabrik Wagner
Wagenfabrik Wagner

Die ehemalige Wagenhalle beherbergt heute ein Museum. Im Erdgeschoss befindet sich eine Ausstellung gut gepflegter, historischer Automobile…

Zwei Autos im Museum Diekirch
Zwei Autos und ein Motorrad im Fahrzeugmuseum Diekirch

… mit Infotafeln, deren Zusammenhang zu den Fahrzeugen sich nur teilweise erschließt.

Infotafel im Fahrzeugmuseum Diekirch
Infotafel im Fahrzeugmuseum Diekirch

Außer weiteren Fahrzeugen wie diesem, die sich schon seinerzeit wohl eher an eine gehobene Kundschaft richteten, …

Auto im Fahrzeugmuseum Diekirch
Auto im Fahrzeugmuseum Diekirch

… gehörten auch Nutzfahrzeuge wie dieses 95 km/h schnelle Elektromobil ins Programm.

95 km/hElektromobil

Vielleicht war das Schild aber auch auf ein anderes Fahrzeug bezogen, das rechts daneben stand, wir wissen es nicht genau. Modellbusse waren auch noch Teil des Sortiments.

Modellbus mit "Gay Hostess"
Modellbus im Fahrzeugmuseum Diekirch

Aber schließlich fanden wir im ersten Stock des Gebäudes …

Diekirch - La Bière du Grand Duche
Das Bier des Großherzogs

… das Bier-Museum! Die Kombination aus Fahrzeug- und Bier-Museum ist wohl die merkwürdigste, wie sie mir bisher untergekommen ist.

Nach dem Museumsbesuch erkundeten wir den Rest der Stadt, die sich als ausgesprochen schmuck erwies.

Stadtbild in Diekirch
Stadtbild in Diekirch

Sogar die Street Art sieht hier besser aus als anderswo.

Street Art Diekirch
Street Art Diekirch

Doch das auffälligste an Diekirch sind die zahlreichen Esel, die es auf einen Brunnen, …

Eselbrunnen in Diekirch
Eselbrunnen in Diekirch

… noch einen Brunnen, …

Goldeselbrunnen in Diekirch
Goldeselbrunnen in Diekirch

… in einen Park und …

Park mit Eseln in Diekirch
Park mit Eseln in Diekirch

… sogar auf eine Kirchturmspitze (!) geschafft haben.

Kirchturm mit Esel in Diekirch
Kirchturm mit Esel in Diekirch

Letzeres führte, wie uns von Einheimischen berichtet wurde, zu einem handfesten Skandal, denn der Esel auf der Kirchturmspitze wurde ohne Zustimmung der luxemburgischen Denkmalbehörde angebracht. Während man bei der Behörde die ohne Genehmigung erfolgte Änderung an einem denkmalgeschützten Gebäude anmahnt, scheint die Bevölkerung von Diekirch aber sehr zu dem Esel auf der Spitze zu stehen.

Doch wie kommt es überhaupt zu den vielen Eseln? Ein Besuch bei der Touristeninformation brachte uns die Erklärung. Genaugenommen sogar zwei davon.

Die erste Variante lautet, dass beim Bau der Eisenbahn in den Norden von Luxemburg Diekirch als Eisenbahnknotenpunkt in Erwägung gezogen wurde, sich die Bevölkerung aber gegen den Bau der Bahn aussprach. Von den Luxemburgern wurden die Diekircher daraufhin als Esel verspottet, die sich den Zeichen der Zeit verschlössen.

Die zweite Variante ist, dass der Esel in Diekirch eine große Rolle als Nutztier spielte, weil die steilen Hänge, an denen früher noch Weinbau betrieben wurde, anders nicht zu bewirtschaften waren.

Wer genau wissen will, welche Variante die richtige ist, dem empfehle ich, mal nach Diekirch zu fahren, die Stadt zu genießen und das Gespräch mit den freundlichen Leuten dort zu suchen.

Wir setzten uns dann jedenfalls zwei Stunden später als geplant wieder mit dem Zug in Bewegung zu unseren nächsten Stationen, nämlich…

WiltzKautenbach

… Wiltz und Kautenbach. In Kautenbach zweigt die nördliche der beiden Stichstrecken ab, eben die nach Wiltz. Wir fuhren ab Ettelbrück mit einer durchgehenden RB nach Wiltz und machten in Kautenbach erst auf dem Rückweg Station. Zwischen Kautenbach und Wiltz liegen noch zwei Bedarfshalte, einer davon mit dem schönen Namen Paradiso. Es schien aber an dem Tag kein Bedarf zu bestehen. Wir genossen die Landschaft und schenkten uns die Stadt Wiltz, denn um die vom Bahnhof aus zu erreichen wäre wohl noch eine Busfahrt erforderlich gewesen. Von Kautenbach sollte es dann weiter nach Norden gehen, wobei davor noch etwas Zeit war, die Landschaft zu fotografieren.

Die Wiltz bei Kautenbach
Die Wiltz bei Kautenbach

Die Bahnstrecke schlängelt sich durch das Tal des Flüsschens Wiltz, das von der gleichnamigen Stadt über Kautenbach weiter nach Süden fließt. Nach Norden folgt die Bahn dem Tal der Clerve.

Kautenbach vom Bahnhof aus gesehen
Kautenbach vom Bahnhof aus gesehen

Von Kautenbach ging es dann mit einem internationalen IR weiter. Ziel des Zuges ist das belgische Liers, etwas nördlich von Lüttich/Liège.

IR nach Liers
IR nach Liers

Die internationalen IR werden von Mehrsystemlokomotiven der CFL-Serie 3000 bespannt, die baugleich mit den belgischen Loks der SNCB-Serie 13 sind. Unser Zug bestand aus einem 1.-Klasse- und zwei 2.-Klasse-Wagen, der Zug für die Rückfahrt hatte einen 2.-Klasse-Wagen mehr.

Unser Ziel war der nördlichste Bahnhof in Luxemburg, der von Ulflingen bzw. Troisvierges.

Bahnhof Troisvierges
Bahnhof Troisvierges

Der Bahnhof machte einen sehr gepflegten Eindruck, von außen wie von innen.

Bahnhofshalle Troisvierges
Bahnhofshalle Troisvierges

Dummerweise wurde die Halle kurz nachdem dieses Foto entstand, aber noch bevor wir zurückkamen um uns einen Kaffee zu ziehen, geschlossen. Wie überaus ungeschickt.

Clerveaux
Clerveaux

Wir mussten also ohne Kaffee zurück fahren. Aus dem Zug heraus gelang noch dieser Schnappschuss auf die Pfarrkirche von Clerveaux (Clerf), die an uns vorbeigezogen wurde. Zurück im Süden ergab sich in Luxemburg kurz vor Erreichen des Bahnhofs übrigens auch noch ein schöner Ausblick vom Clausenviadukt, das die Bahnstrecke trägt, auf die Stadt.

Luxemburg vom Clausenviadukt aus gesehen
Luxemburg vom Clausenviadukt aus gesehen

Im weiteren Verlauf des Abends stand noch die Linie 50 auf dem Programm.

RB der Linie 50 nach Kleinbettingen
RB der Linie 50 nach Kleinbettingen

Ein Absatz für Kenner: Die Linie 50 hat die Besonderheit, dass sie im Gegensatz zum restlichen Luxemburger Netz, das mit 25 kV/50 Hz elektrifiziert ist, mit 3 kV Gleichstrom betrieben wird. Die dort eingesetzten Doppelstockzüge vom Bombardier werden daher nicht von den in Luxemburg als Serie 4000 bezeichneten Bombardier TRAXX gezogen, sondern von der bereits oben genannten Serie 3000. Die luxemburgischen TRAXX sind nur für 25 kV und die deutschen 15 kV/16⅔ Hz geeignet und können daher nicht auf der Linie 50 fahren. Außerdem ist die Linie 50 offenbar noch nicht mit ETCS Level 1 ausgestattet, dass sich in Luxemburg sonst überall zusätzlich zum heute veralteten Crocodile findet.

Im Vergleich zur Linie 10 ist die 50 allerdings landschaftlich eher unspektulär. Von daher verabschiede ich mich an dieser Stelle noch mit einem Blick vom letzten Bahnhof der Linie 50 auf luxemburgischem Gebiet, Kleinbettingen, nach Belgien.

Strecke von Kleinbettingen nach Belgien
Strecke von Kleinbettingen nach Belgien

Der Fahrplan:

Luxembourg      ab 10:45  IR Linie 10
Diekirch        an 11:15
                ab 14:20  RB
Ettelbruck      an 14:25
                ab 14:28  RB
Wiltz           an 14:57
                ab 15:05  RB
Kautenbach      an 15:18
                ab 15:53  IR
Troisvierges    an 16:16
                ab 16:45  IR
Luxembourg      an 17:44
                ab 18:47  RB Linie 50
Kleinbettingen  an 19:06
                ab 19:15  RB
Luxembourg      an 19:33