Seit kurz nach Ostern sind Anke und ich nun stolze Besitzer von Elektrofahrrädern mit Tretunterstützung, auch Pedelecs genannt.
Dem voraus ging zunächst einmal eine Recherche seitens Anke, da es eine ganze Reihe verschiedener Arten von Elektrorädern gibt, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Man muss sich zunächst einmal entscheiden, ob man ein Fahrrad mit Hilfsmotor (Pedelec) oder ein rein elektrisch angetriebenes Moped haben will. Die Vor- und Nachteile von letzterem im Vergleich zu Fahrrädern mit elektrischem Hilfsmotor sind klar: Man kann fahren, ganz ohne in die Pedale treten zu müssen. Nachteile sind die durch den Akku und den im Vergleich relativ hohen Stromverbrauch beschränkte Reichweite, die sich nicht durch Zuarbeiten mit Muskelkraft vergrößern lässt. Solche Räder zählen als Mopeds mit allen rechtlichen Konsequenzen wie Führerschein- und Helmpflicht.
Wenn man sich für ein Pedelec entscheidet, gilt es, noch weitere Entscheidungen zu treffen. Es gibt langsame und schnelle Pedelecs. Letztere unterstützen mit Motorkraft bis 45 km/h und zählen rechtlich als Mofa. Das bedeutet, dass ähnlich wie bei den rein elektrisch betriebenen Rädern auch Versicherungs-, Helm- und Führerscheinpflicht besteht und Radwege nicht benutzt werden dürfen. Schnelle Pedelecs sind außerdem normalerweise teurer als die langsamen.
Die Antriebe der normalen Pedelecs unterstützen den Fahrer nur bis 25 km/h und sind verkehrsrechtlich gesehen gewöhnliche Fahrräder. Nach Abwägen der Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten entschieden wir uns wegen des geringeren Aufwands und der Möglichkeit, legal Radwege benutzen zu können, für langsame Pedelecs.
Der erste Härtetest für unsere neuen Elektrofahrräder war gleich die erste Fahrt nach dem Kauf in Freiburg, denn wir mussten mit nur halb aufgeladenen Akkus nach Furtwangen zurück, was einer Fahrtstrecke von etwa 42 Kilometern entspricht. Außerdem liegt meine Wohnung in Furtwangen etwa 700 Meter höher als der Fahrradladen in Freiburg.
Von der Bedienung her unterscheidet sich ein Pedelec gegenüber einem normalen Fahrrad nur durch ein paar Tasten auf der linken Seite des Lenkers, mit denen man in verschiedenen Stufen den Antrieb zuschalten kann, und einem kleinen Steuerungsgerät in der Mitte, das ein paar mehr Informationen als ein gewöhnlicher Fahrradtacho anzeigen kann.
Da ein Pedelec nicht ohne Treten in die Pedale losfährt, ist es vom Fahrgefühl her zunächst einmal wie ein ganz normales Fahrrad, aber schon auf der niedrigsten Einstellung fühlt es sich so an, als ob jemand leicht anschiebt. Auf der höchsten Einstellung kann man dann (in der Ebene) schon fast ohne Widerstand in die Pedale treten und bestimmt damit eigentlich nur noch, wie schnell man fahren will. Die tatsächlich zugegebene Leistung des Motors wird elektronisch in Abhängigkeit von der Tretfrequenz geregelt und auf dem Display angezeigt.
Hat man eine Geschwindigkeit von 25 km/h erreicht, schaltet der Motor ab, man kann aber mit Muskelkraft (oder bergab) wie mit einem normalen Fahrrad auch schneller fahren, wenn man will.
Ein großer Vorteil des Elektroantriebs zeigte sich dann einige Kilometer hinter Freiburg, am ersten größeren Anstieg. Zwar ist dann anders als in der Ebene schon ein wenig mehr Muskeleinsatz gefragt, aber im Vergleich zu einem normalen Fahrrad eben wirklich nur ein wenig. Je nach Grad der Steigung und gewähltem Gang kann man mit einem Pedelec noch ganz gemütlich mit 15-20 km/h den Berg rauf fahren, während man ohne elektrische Unterstützung schon ganz schön ins Schwitzen käme. Das gilt besonders dann, wenn man kein Sportradfahrer ist und/oder gerade vom Shopping kommt.
Die von uns ausgesuchten Räder haben übrigens eine 8-Gang-Nabenschaltung und einen Mittelmotor, das heißt der Antrieb befindet sich direkt bei den Pedalen und wirkt somit auch auf das Getriebe. Es sind aber auch Elektroräder mit Kettenschaltung und Radnabenmotor, der direkt auf die Hinterachse wirkt, erhältlich.
Da schon frühzeitig absehbar war, dass die nur kurz aufgeladenen Akkus („Können Sie uns die bitte noch schnell aufladen bevor wir die Räder mitnehmen?“) uns nicht bis nach Furtwangen bringen würden, hatten wir einen Zwischenstopp mit Abendessen und Akkuaufladen eingeplant. Glücklicherweise war die Wirtin so freundlich, uns dort Strom zur Verfügung zu stellen. Nach einer weiteren Stunde Ladezeit hatten wir dann schon genug „Sprit“ bis nach Furtwangen, nur dummerweise war es inzwischen dunkel geworden.
Hier zeigte sich dann ein weiterer Vorteil unserer Elektroräder gegenüber den unmotorisierten Pendants: Dank des ohnehin für den Antrieb vorhandenen kräftigen Akkus ist genug Strom da für vernünftige Lampen! Die sind gar kein Vergleich zu den sonst üblichen Fahrradfunzeln. So kann man dann auch in finstrer Nacht durch’s Hexenloch fahren, wenn man keine Angst davor hat, verwünscht zu werden. 😉
Letztlich kamen wir dann gut und sicher und mit inzwischen wieder ziemlich leergesaugtem Akku in Furtwangen an. Die Akkus werden übrigens zum Aufladen aus der abschließbaren Halterung am Fahrrad herausgenommen und können dann bequem in der Wohnung aufgeladen werden. Für eine vollständige Ladung müssen bei leerem Akku etwa 3 Stunden eingeplant werden.
Die Reichweite des Akkus wurde uns vom Händler mit etwa 50 km angegeben. Um das zu testen, stand am übernächsten Tag ein Ausflug nach Villingen (einfache Entfernung 23 km, wobei ein Berg im Weg ist) auf dem Programm. Vorher konnten die Räder noch ihre Tauglichkeit bei mäßigen Steigungen bei einer Tour an der Linachtalsperre unter Beweis stellen.
Die 46 km nach Villingen und zurück waren kein Problem und am Ende war der Akku nicht mal komplett leer, obwohl wir die langgezogene Steigung von Villingen bis zum Scheitelpunkt der Strecke oberhalb von Vöhrenbach mit voller Motorunterstützung und einem zünftigen Schnitt von über 20 km/h zurücklegten.
Die größte Belastung für die Akkus war die Tour von Furtwangen nach Triberg und zurück. Von der Strecke her zwar kürzer als nach Villingen zeichnet sich der Rückweg durch ein garstiges Höhenprofil aus. Viel weitere Strecken sollte man nicht einplanen, wenn sie so steigungsreich sind.
In der Ebene dagegen und wenn man nicht immer mit voller Motorunterstützung fährt kann man mit einer Akkuladung aber auch deutlich mehr schaffen. So hat Anke zum Beispiel gestern an Main und Rhein entlang über 60 km geschafft und der Akku war hinterher noch halb voll.
Vielleicht kann ich sie ja noch dazu überreden, ein bisschen was über die Eignung im Stadtverkehr zu bloggen. Auf einer kurzen Stadtfahrt gestern vom Frankfurter Hbf. bis ins Nordend hat sie (mit Pedelec) mich (diesmal mit gewöhnlichem Fahrrad unterwegs) jedenfalls ganz gut abgehängt, ohne auch nur ansatzweise außer Puste zu kommen.
Soweit mein Erfahrungsbericht zu den ersten 200 km mit den neuen E-Bikes. Zu erwähnen übrigens noch, dass bei schlechtem Wetter vernünftige Regenkleidung zu empfehlen ist (siehe Bild) und dass man, wenn es doch zu lang wird oder heftiger schüttet, Pedelecs auch in Bus und Zug (siehe anderes Bild) mitnehmen kann.
Hallöle,
in dem Raddress siehst du einfach Spitze aus.
Grüßle euch
Ich bin ja bekanntermaßen grünblind… Ist das jetzt ein Vorteil oder Nachteil? 😉