MacBook Pro 2010 aufrüsten?

Kurzfassung

RAM von 4 auf 8 GB aufrüsten kostet wenig, ist wenig Aufwand und bringt viel, zum Beispiel bei Bildbearbeitung. Tausch der Festplatte gegen SSD oder Ersatz des DVD-Laufwerks mit einer zweiten Festplatte oder SSD ist eine Option, die potenziell ebenfalls viel bringt, die ich aber noch nicht selbst ausprobiert habe. Die neuesten Spiele werden aber trotzdem nicht laufen, da der Graphikchip schon zu alt ist und nicht getauscht werden kann.

Die Vollversion

Nach über drei Jahren Nutzung stellt sich bei den meisten Rechnern die Frage, ob man sich nicht was neues anschaffen sollte, insbesondere dann, wenn Verschleißteile wie der Akku so langsam, aber sicher ausgelutscht sind oder wenn neue Anwendungen Anforderungen stellen, mit der die Hardware nur noch begrenzt mithalten kann. Aber gibt es nicht doch Alternativen zur Neuanschaffung? Grund genug für eine Betrachtung, was die neueste Generation der MacBook Pros neues mitbringt und welche Möglichkeiten es gibt, ein MacBook Pro 2010 aufzurüsten. Naturgemäß sind bei Laptops die Aufrüstmöglichkeiten eher begrenzt, aber ein paar Dinge sind eben doch drin. Aber gehen wir etwas ins Detail und betrachten auch, für welche Anwendung welche Hardware-Verbesserung überhaupt etwas bringt. Alle Vergleiche beziehen sich jeweils auf die 15″-Versionen des MacBook Pro Mitte 2010 (MacBook Pro 6,2) und des MacBook Pro mit Retina Display Anfang 2013.

Hauptprozessor

Unterschiede

Das 2010er-Modell kommt mit einem Intel i5 mit 2,53 MHz, das 2013er-Modell mit einem i7 mit 2,4 GHz (optional 2,7 GHz), beide mit 4 Kernen. Von der Taktfrequenz und der Anzahl der Kerne zunächst mal wenig Unterschied, liegen die Verbesserungen eher im Detail. Der aktuelle i7 basiert auf einer neueren Mikroarchitektur, nach außen sichtbar ist der doppelt so große L3-Cache (6 MB statt 3 MB).

Was bringt’s?

Für rechenintensive Anwendungen bringt eine Verbesserung des Prozessors natürlich eine Geschwindigkeitssteigerung. Dazu zählen Numbercrunching, Transkodieren von Videos oder ähnliches. Der größere L3-Cache bewirkt außerdem, dass der Prozessor weniger oft Daten und Programmcode aus dem langsameren Hauptspeicher laden muss.

Andererseits ist es eine Binsenweisheit, dass die meisten Anwendungen sowieso nicht so hohe Anforderungen an die Rechenleistung stellen. Letztlich ist es hör- und spürbar: Dreht der Lüfter öfters hoch, wird der Rechner heiß, ist wohl der Prozessor gefordert (oder die Graphik, siehe nächster Punkt). Doch Mooresches Gesetz hin oder her, die Kurve der Performanzsteigerung bei den Prozessoren ist gegenüber früher™ etwas abgeflacht. Für Spiele bringt eine höhere Prozessorleistung eher wenig, da ist die Graphik gefragt, weswegen wir diese als nächstes betrachten.

Aufrüstmöglichkeiten

Keine. Im Gegensatz zu den meisten Desktop-Rechnern ist der Prozessor bei Laptops üblicherweise fest auf der Hauptplatine verlötet, so auch beim MacBook.

Graphik

Unterschiede

Beide Modelle kommen mit gar zwei Graphikprozessoren (GPU), nämlich jeweils die in den Prozessor integrierte Intel-Graphik, die zum Zuge kommt, wenn keine graphiklastige Software läuft und Strom gespart werden soll sowie einen dedizierten Graphikchip von NVIDIA. Beim 2010er-Modell ist es ein GT 330M mit 256 MB Video-RAM, beim 2013er-Modell ein GT 650M mit 1 GB.

Und dann wäre da natürlich noch das Display. Das Retina-Display des neuen MacBook Pro ist natürlich schon was sehr feines. Bei einer Auflösung von 2880×1800 Pixeln erkennt man die einzelnen Bildpunkte nicht mehr und die Schrift ist scharf wie nie.

Was bringt’s?

Insbesondere bei Spielen bringt der neue NVIDIA-Chip viel. Bedeutend mehr Shader-Einheiten bedeuten eine schnellere Berechnung und der größere Speicher erlaubt besser aufgelöste Texturen. Gerade Mac-Portierungen von Spielen sind außerdem recht wählerisch was die unterstützten GPUs angeht. Die neuesten Spiele laufen schlicht nicht auf Rechnern mit dem alten GT 330M. Die Frage ist, wie sehr man den Mac zum Zocken nutzen will und welche Spiele für einen interessant sind. Für World of Warcraft auf mittlerer Einstellung reicht der GT 330M aus. Bei neueren Titeln muss man schauen, ob sie überhaupt laufen. Zum Beispiel laufen die etwas älteren Tomb Raider Underworld, Asphalt 6 oder BioShock 1 und 2 sehr gut, aber das aktuelle BioShock Infinite unterstützt den GT 330M nicht, ebenso wenig Spiele wie F1 2012, die auf dem Mac 512 MB Graphikspeicher voraussetzen.

Aufrüstmöglichkeiten

Ebenfalls keine, siehe Prozessor.

Hauptspeicher

Unterschiede

Das MacBook Pro 2010 kommt standardmäßig mit 4 GB RAM und ist auf 8 GB erweiterbar, das MacBook Pro 2013 hat 8 GB, optional 16 GB.

Was bringt’s?

Falls der von den laufenden Programmen benötigte Hauptspeicher physikalisch in dieser Menge gar nicht vorhanden ist, kommt die Auslagerung ins Spiel. Das Betriebssystem speichert dann einen gerade nicht benötigten Teil des Speichers auf die Festplatte und der laufenden Anwendung wird der dadurch frei gemachte Speicher zur Verfügung gestellt. Soll allerdings auf die dann ausgelagerten Daten zugegriffen werden, müssen sie wieder eingelagert werden und damit das geht, muss wieder anderswo ausgelagert werden. Die Folge: Der Rechner kratzt auf der Festplatte herum und wird langsam. Sehr langsam.

Für die meisten Anwendungen reichen eigentlich 4 GB aus, aber es wird schnell eng, wenn man beispielsweise Photos im RAW-Format bearbeitet. Besonders schnell ist der Hauptspeicher aufgebraucht, wenn man dazu nicht nur iPhoto oder Aperture benutzt, sondern dann noch mit Photoshop Elements Bilder bearbeitet und beides gleichzeitig offen ist. Das macht dann keinen Spaß mehr. Für bestimmte Data Mining-Anwendungen kann mangelnder Speicher auch zum Problem werden. Zu beachten ist übrigens auch, dass die 4 GB nicht komplett für Programme zur Verfügung steht, sondern dass sich die integrierte Intel-Graphik (siehe oben), die keinen eigenen Speicher hat, davon 288 MB abzwackt.

Aufrüstmöglichkeiten

Gut! Beim MacBook Pro 2010 gehen zwar maximal nur 8 GB, aber die Speicherchips sind nicht fest verbaut, sondern in zwei standardmäßigen DDR3-Speichermodulen gesteckt. Es ist von Apple sogar ausdrücklich vorgesehen, dass der Benutzer diese auch selber austauschen kann.

MacBook Pro Mitte 2010 von innen
MacBook Pro Mitte 2010 von innen

Das MacBook Pro 2010 kommt standardmäßig mit 4 GB in zwei 2 GB-Modulen. Um auf die maximalen 8 GB aufzurüsten, müssen diese durch zwei 4 GB-DDR3-Module mit 1067 MHz getauscht werden. Diese gibt es derzeit für etwa 40 € pro Stück. Genaue Anleitungen zum Wechseln der Speichermodule gibt es im Netz vielfach, zum Beispiel bei Apple selbst. Auf diese Webseite kommt man übrigens auch, wenn man bei „Über diesen Mac“ auf „Weitere Information“, dann „Speicher“ und „Anleitung zum Speicher-Upgrade“ klickt. An Werkzeug braucht man nur einen Kreuzschlitz-Schraubenzieher Typ PH00 (der ganz kleine), um die zehn Gehäuseschrauben (drei lange und sieben kurze) an der Unterseite raus- und wieder reinzudrehen. Die zwei Module selbst sind gesteckt und lassen sich nach seitlichem Wegdrücken der Halteklammern leicht rausziehen. Die beiden Module liegen übereinander. Wenn man sich nicht sicher ist, welche RAM-Module man genau braucht, geht man am besten zu einem Apple-Reseller, der verkauft einem dann schon die richtigen. Der original Apple-Store verlangt übrigens für die RAM-Aufrüstung etwa 200 €. Daher bekommt man sogar dort den Rat, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Wie man anhand der Aufnahme oben erraten kann, habe ich das vor ein paar Tagen erledigt, mit dem Ergebnis, dass die Bildbearbeitung von hoch aufgelösten RAW-Aufnahmen und gleichzeitiger Benutzung von Aperture und Photoshop Elements kein Problem mehr ist.

Massenspeicher

Unterschiede

Das alte MacBook Pro hat eine 500 GB Festplatte, das MacBook Pro mit Retina-Display eine SSD mit optional zwischen 256 und 768 GB. Außerdem hat das neue MacBook Pro kein DVD-Laufwerk mehr.

Was bringt’s?

An Festplattenplatz kann man nie genug haben und SSDs sind bedeutend schneller als herkömmliche Festplatten. Programme starten also schneller und Dateien werden schneller geladen. Außerdem brauchen SSDs weniger Strom, was der Akkulaufzeit zu gute kommt. SSDs sind allerdings pro GB immer noch bedeutend teurer als Festplatten.

Aufrüstmöglichkeiten

Ebenfalls gut. Die Festplatte ist auf dem Bild links unten zu sehen. Zum Austausch braucht man zusätzlich zum PH00-Schraubendreher (siehe oben) noch einen Torx T6. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, im alten MacBook Pro das DVD-Laufwerk auszubauen und an den Platz mit einem passenden Einbaurahmen eine zweite Festplatte oder SSD einzubauen. Das DVD-Laufwerk kann dann sogar mit einem USB-Adapter in einem externen Gehäuse weiter verwendet werden. Ein- und Umbauanleitungen gibt es auch hierfür einige, zum Beispiel dieses Video bei heise.

Update

Inzwischen habe ich in einem neuen Artikel meine Erfahrungen mit dem Aufrüsten des MacBook 2010 mit einer SSD dokumentiert.

Batterie

Man muss natürlich noch erwähnen, dass bei einem 3 Jahre alten Laptop beinahe zwangsläufig der Akku ausgelutscht ist. Meiner hatte noch eine Laufzeit von etwa 45-60 Minuten. Sofern man den Laptop nur als Desktop-Ersatz nutzt, ist das jetzt nicht unbedingt so schlimm, aber so lange nicht wirklich in jedem Zug (nicht nur im ICE) und an jedem Platz funktionierende (!) Steckdosen vorhanden sind, hätte ich schon gern ein wenig mehr Zeit. Außerdem ist es weniger nervig, wenn man mal eine Sitzung oder sogar eine ganze Vorlesung durchsteht, ohne gleich eine Strippe ziehen zu müssen.

Zwar ist der Akku von außen nicht zugänglich, was aber nicht heißt, dass er nicht ausgetauscht werden kann. Im Gegensatz zu RAM und Festplatte handelt es sich aber nicht um eine Standardkomponente. Man könnte den Akku zwar theoretisch auch selbst tauschen, das ist aber von Seiten Apples nicht vorgesehen und man muss auch erst mal einen passenden Ersatzakku haben. Der Apple-Store erledigt den Austausch für 129 €, ich habe mich für die offizielle Variante entschieden.

Zusammenfassung

Mit 8 GB RAM, einem neuen Akku, einem Ersatz für einen verloren gegangenen Fuß am Gehäuse für 9,52 € und der Aussicht, die 500 GB-Festplatte gegen eine größere oder eine SSD tauschen zu können, ist eine Neuanschaffung erst noch mal zurückgestellt. Für eine große SSD bin ich momentan noch zu geizig, aber mal schauen, was kommt.