Archiv für den Monat: Januar 2015

Wirtschaftsinformatik

In der heutigen Welt geht ja bekanntermaßen nichts mehr ohne Computer. Da sich beklagenswerterweise jedoch nur wenige für deren Inneres interessieren, kümmern sich Experten um sie. Experten, für deren Ausbildung ich zuständig bin.

Es gibt so bestimmte Sachen, die einfach dazu gehören, wenn man ein Fach studiert, das etwas mit Informatik zu tun hat. Wenn man sich als Wirtschaftsinformatiker nicht den zweifelhaften Ruf erarbeiten will, dass man zwar Wirtschaft und Informatik kann, aber leider beides nur halb, dann ist es um so wichtiger, dass auch die „harten“ Fächer der Informatik nicht nur ein bisschen, sondern richtig beherrscht werden. Unter „reinen“ Informatikern wird immer wieder über das Niveau der sogenannten „Bindestrich-Informatiker“ diskutiert, mal mehr und mal weniger sachlich. Es ist also ganz wichtig, dass Wirtschaftsinformatiker nicht mit gefährlichem Halbwissen glänzen, damit nicht irgendwann diejenigen mit einer schlechten Meinung über das Fach Recht bekommen.

Doch was soll ein Wirtschaftsinformatiker überhaupt können? In Wirtschaftsunternehmen gibt es IT-Abteilungen und Fachabteilungen. Zu letzteren zählen alle, die nicht IT sind. Leider sprechen die Mitarbeiter an diesen beiden Fronten oftmals ganz unterschiedliche Sprachen. Mitarbeiter in den Fachabteilungen haben oftmals nur wenig bis gar keine Ahnung von Informatik – wie bereits oben diskutiert ein beklagenswerter Zustand – während Informatiker in ihrem Studium nicht unbedingt etwas über die Anwendungsfelder lernen. Hier kommen die Wirtschaftsinformatiker ins Spiel. Ein Wirtschaftsinformatiker soll in Unternehmen Mittlerpositionen zwischen der IT-Abteilung und den Fachabteilungen übernehmen. Das klappt aber nur, wenn er die Sprache von Informatikern und Mitarbeitern der Fachabteilungen spricht, also von beidem Ahnung hat und eben nicht nur halb.

Die Klausur

Ich baue in meinen Klausuren ganz gerne mal Scherzfragen ein. Diese sind eigentlich als kleines Punktegeschenk gedacht und normalerweise so absurd, dass sie auch ein Laie, zumindest aber jeder, der meine Vorlesung besucht hat, erkennen kann. Diese sind normalerweise in einem Block von Multiple-Choice-Fragen untergebracht, bei denen eine Reihe von Aussagen jeweils mit „trifft zu“ oder „trifft nicht zu“ zu beantworten sind. Ein Themenblock, in dem ich solche Spaßfragen untergebracht habe, befasst sich mit dem Mathematiker Howard Aiken. Aiken war ein Computerpionier, der einen der ersten elektronischen Rechner der Welt entwickelt hat, den Mark I. Der Mark I wurde von IBM gebaut und an der Harvard-Universität installiert. Die Systemarchitektur dieses frühen Computers wurde später als Harvard-Architektur bekannt und hat immer noch Einfluss auf das Design aktueller Prozessoren.

Es gibt aber immer wieder Situationen, in denen diese Fragen Studenten so verwirren, dass sie in Zeitdruck und der Nervosität einer Prüfungssituation tatsächlich diese Fragen mit „trifft zu“ ankreuzen, wie zum Beispiel:

Howard Aiken war nicht nur Mathematiker, sondern auch Architekt und am Entwurf von Gebäuden für die Harvard University beteiligt. Sein charakteristischer Stil wurde als Harvard-Architektur bekannt.

Da fühle ich mich dann – wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen – ein bisschen wie Ted Mosby, als er in der Serie „How I Met Your Mother“ vor einer Gruppe BWL-Studenten über Architektur salbadert und nicht merkt, dass er im falschen Raum ist…

Nicht schon wieder…

„Wer wesentliche Freiheit aufgeben kann um ein bisschen zeitweilige Sicherheit zu erhalten, verdient weder Freiheit, noch Sicherheit.“ – Benjamin Franklin

„Ich interessiere mich nicht besonders für dieses ganze Grundrechtszeug“ – Boris Johnson, Bürgermeister von London

„Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard, Flensburg und das BKA, haben unsere Daten da“ – Kraftwerk

Die Reflexe funktionieren noch: Kaum wird ein Anschlag verübt, rufen Politiker nach mehr Möglichkeiten der Überwachung. Daran haben offenbar auch die Enthüllungen von Snowden nichts geändert. Im Vereinigten Königreich beschwört Regierungschef Cameron jetzt mal wieder das Gespenst des Kryptographieverbots und erhält dabei Rückendeckung aus seiner Partei.

Schon 1997 gab es diese Diskussion. Seinerzeit war es unter anderem der damalige deutsche Innenminister Kanther, der eine Regulierung von Kryptographie forderte. Dabei haben sich die Gründe gegen eine Einschränkung von Kryptographie seit damals nicht wesentlich geändert: Verschlüsselung schützt Passwörter, Bankdaten und Geschäftsgeheimnisse. Eine Schwächung oder gar ein Verbot von Kryptographie spielt Kriminellen in die Hände. Gleichzeitig trägt es nicht zur Sicherheit vor Terrorismus bei, denn Terroristen würden sich wohl kaum an ein Kryptographieverbot halten. Außerdem steht mit der Steganographie eine Technik zur Verfügung, schon die Existenz einer Nachricht zu verbergen.

Zur Bekämpfung des Terrorismus ist ein Kryptographieverbot ungefähr so nützlich wie die Einführung einer Anmeldepflicht für Terroranschläge.

Aus gutem Grund hat Frankreich im Jahr 1998 ein bestehendes Kryptographieverbot aufgehoben und die USA haben sich 1999 von den Exportbeschränkungen für starke Verschlüsselung verabschiedet. Heute ist Verschlüsselung wichtiger als jemals zuvor, da die Sicherheit großer Teile wichtiger Infrastruktur davon abhängt.